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Alexander Stolz - "hautnah" bei torwart.de (18.11.08)

„Ich habe mir das Glück erarbeitet“


Alexander Stolz, 24, stand lange Jahre im Schatten seiner Konkurrenz. Jetzt gilt der ehrgeizige 1,89 Meter Mann als die Nummer Zwei beim VfB Stuttgart. Hinter Jens Lehmann, über den er sagt: „In der Spieleröffnung ist er überragend.“

torwart.de: Alexander, Du arbeitest tagtäglich mit Jens Lehmann. Was kannst Du, als 24-Jähriger, noch von Jens Lehmann konkret lernen?

Alexander Stolz: Ich bin durch die Torwartschule beim VfB gegangen, da habe ich natürlich viel gelernt. Wirklich groß noch was in mein Torwartspiel einbauen, kann ich nicht, schließlich habe ich meinen eigenen Stil. Aber sicherlich gibt es immer Verbesserungsmöglichkeiten, zum Beispiel bei den Bewegungsabläufen. Was Jens Lehmann absolut auszeichnet, ist das schnelle Spiel, wenn er einen Ball unter Kontrolle hat, fordert er sofort, dass das Spiel breit gemacht wird, dass die Stürmer sich anbieten, damit er entsprechend Anspielsituationen hat. Ich erinnere mich an ein Trainingsspiel, als Jens den Ball abfing und per Dropkick sofort den Pass in den Lauf vom Roberto (Hilbert, Anm. d. A.) schlug. In der Spieleröffnung ist er überragend. Zudem gefällt mir unheimlich seine professionelle Einstellung zu seinem Beruf und zu der Torwartposition.

torwart.de: Welche Veränderungen gab es im Bereich des Torwarttrainings seit Jens Lehmann bei Euch dabei ist?

Alexander Stolz: Bei uns hat sich durch die Verpflichtung von Jens Lehmann einiges geändert. Vorher begann das Training mit Bodenübungen, einfach, um rein zukommen. Der Wiederholungsbereich war viel höher. Wenn wir zum Beispiel Aufsetzer trainiert haben, wurden bestimmte Schüsse sechs, sieben mal wiederholt. Jetzt haben wir viel vom Training von Jens angenommen. Wenn das Training um halb elf beginnt, sind wir Torhüter schon ab neun oftmals im Kraftraum und machen spezielle Übungen. Wir setzen dabei zum Beispiel die berühmten Gummibänder zur Körperstabilisation ein. Da werden die Feldspieler schon vom Zuschauen platt. Das sind auch Übungen, die Jens aus seiner Zeit bei Arsenal bzw. von der Nationalmannschaft mit nach Stuttgart gebracht hat. Nicht, dass wir vorher nicht auch im Kraftraum waren, aber jetzt wird doch viel mit den Gummizugbändern gearbeitet, die mehr die allgemeine Stabilität betonen und weniger einzelne Muskelbereiche, wie es die herkömmlichen Bauch- oder Rückenmuskulatur oftmals machen.

torwart.de: Wie intensiv sind diese Übungen?

Alexander Stolz: Sie sind sehr intensiv und anstrengend! Als ich das erste Mal so trainiert habe, konnte ich mein T-Shirt nach kurzer Zeit wechseln, das war durchgeschwitzt. Aber du fühltest dich gleich sehr kompakt und robust, das hat man im ersten Training bereits gemerkt. Es hat sich schon ausgezahlt.

torwart.de: Wie sieht der weitere Ablauf im Training dann aus?

Alexander Stolz: Danach gehen wir raus, laufen und dehnen uns eine ganze Weile. Anschließend macht Ebbo ein paar Bälle in die Hand, aber nicht so locker, wie früher, sondern etwa zehn Stück sehr stramm geschossen auf den Mann. Dann zehn flache Bälle, zwei links, zwei rechts, einen Flachen und einen hohen zum über die Latte wuchten. So sieht das Programm aus, bevor es richtig losgeht. Wenn wir genügend Zeit dafür haben werden auch schon mal die Gummibänder mit auf den Platz genommen. Die Übungen werden jetzt nicht mehr so häufig wiederholt, dafür konzentrierter und intensiver durchgeführt. Jens bringt viele neue Ideen mit. Ganz besonderen Wert legt er auch auf die Beinarbeit, die ja nicht bei allen Torhütern so gut ausgebildet ist. Zudem steht die Fußballtechnik im Mittelpunkt. Wir üben schnelle kurze Doppelpässe, zwischendurch auch lange Bälle, alles geht sehr schnell, muss sauber sein und beidfüssig.

torwart.de: Wie arbeitet Ihr als Torwartkollegen untereinander. Kannst Du Dir persönlich Tipps von Lehmann abholen?

Alexander Stolz: Auf jeden Fall. Jens geht sehr offen auf uns zu und korrigiert beispielsweise auch bei Kleinigkeiten, wie z.B. der technische Ablauf beim Hechten nach flachen Bällen. Wie gesagt, wir schätzen seine Offenheit und es macht Spaß, mit ihm zu trainieren.

torwart.de: Auf den ersten Blick scheint die Situation für euren langjährigen Torwarttrainer Eberhard Trautner nicht so einfach zu sein, wenn ein Weltklasse-Mann wie Lehmann zum VfB kommt. Wie geht Deiner Meinung nach Ebbo Trautner mit dieser Situation um?

Alexander Stolz: Für ihn ist das ja auch eine tolle Sache, mit so einem erfahrenen Mann zusammen zu arbeiten. Er nimmt mögliche Ideen und Vorschläge sehr offen an, versucht aber natürlich auch Jens Lehmann noch weiter zu verbessern. Das sind natürlich nur Nuancen, an denen gefeilt werden kann, aber Verbesserung ist immer möglich. Keiner ist perfekt, auch Jens Lehmann nicht.

torwart.de: Wie hast Du reagiert, als Du von seiner Verpflichtung erfahren hast?

Alexander Stolz: Ich war zunächst überrascht, aber dann habe ich mich gefreut. Er ist schließlich nicht irgendwer, sondern die ehemalige deutsche Nummer Eins. Ich war neugierig, wie er privat ist und mein Eindruck ist überragend. Er ist sehr locker, und hat sich gleich einen gewissen Status in der Mannschaft erarbeitet. Bei Videoanalysen gibt er konkrete Vorschläge, bei der Spieleröffnung beispielsweise. Oder, dass nach dem Training ein Essen angeboten wird, vorher gab es lediglich ein paar Obststücke oder ähnliches. Man merkt ständig seine sehr professionelle Einstellung.

torwart.de: Unter diesen neuen Voraussetzungen: Was ist Deine persönliche Zielsetzung für die Zukunft und für die laufende Saison?

Alexander Stolz: Ich kann nur von Tag zu Tag denken. Natürlich kann ich mir einige Dinge von Jens noch abschauen, aber ich muss mir selbst auch treu bleiben. Eine große Veränderung meines Stils wäre nicht sinnvoll. Die Vorbereitung verlief für mich blendend, da war der Jens noch gar nicht da. Mein Ziel ist es, die Nummer Zwei zu bleiben, und diese Position nicht mehr herzugeben. Es war ein harter Kampf, eine Menge Arbeit. Deswegen genieße ich derzeit jeden Tag die Rolle der Nummer Zwei. Es ist auch schön, wie sich die Aufmerksamkeit der Fans und Medien mir gegenüber verändert hat. Das tut gut.

torwart.de: Trotzdem warst Du eigentlich der Außenseiter im Konkurrenzkampf mit Sven Ulreich…

Alexander Stolz: Das stimmt, allerdings: Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich diesen Schritt nach vorne schon viel früher gemacht. Auch damals im Duell mit Michael Langer habe ich super trainiert, aber einfach meine Chance noch nicht bekommen. Für mich war das damals eine große psychische Belastung. Es macht dich fertig, wenn du jeden Tag trainierst, aber dann doch nicht zum Zuge kommst. Am Samstagmorgen, am Spieltag, fährst du unter der Brücke durch zum Training, während sich oben die Mannschaft zum lockeren Einlaufen trifft. Dann wechselt Langer zu Freiburg und im ersten Konkurrenzkampf mit Sven beim Trainingslager in Dubai ziehe ich erneut die „A-Karte“. Ich habe dann noch intensiver trainiert. Zudem trug meine Familie mit ihrer ständigen Unterstützung einen großen Anteil dazu bei, immer weiter zu machen und an sich zu glauben. Da hätte der ein oder andere wohl schon längst resigniert.

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