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N. Pellatz: „Jede Erfahrung ist besser als Stagnation“


Erst Hertha, dann Bremen, Zypern und Holland. Nico Pellatz gab sein Pflichtspieldebüt für die erste Mannschaft von Werder Bremen am 4. März 2009 beim 5:2-DFB-Pokalsieg gegen den VfL Wolfsburg. Im Sommer 2009 wechselte Pellatz, nachdem sein Vertrag nicht verlängert worden war, nach Zypern zu Apollon Limassol. Dort spielte er jedoch nur eine Saison. Nach kurzer Vereinslosigkeit unterschrieb Pellatz im September 2010 einen Vertrag bei ADO Den Haag. torwart.de sprach mit dem Keeper. 

torwart.de: Nico, Zypern, Holland. Wirst du der neue Lutz Pfannenstiel?

Nico Pellatz: (schmunzelt) Nein, nein. Es ist nur so, dass in Deutschland der Torwartmarkt momentan sehr voll ist und es besonders für junge Keeper sehr schwierig ist, Spielpraxis zu bekommen. Aus diesem Grund habe ich mich damals dazu entschlossen, den Schritt ins Ausland zu wagen.

torwart.de: Also war der Schritt ins Ausland keine Flucht?

Pellatz: Keinesfalls. Thomas von Heesen kam damals extra von Zypern nach Bremen, um mich von seinem Konzept zu überzeugen. Für einen jungen Torhüter ist es sehr wichtig einen Trainer zu haben, der an dich glaubt. Die Chemie hat sofort gestimmt und es hat mich gereizt, diese neue Herausforderung anzunehmen.

torwart.de: Wie stark ist denn die zypriotische Liga tatsächlich?

Pellatz: Die Liga wird extrem unterschätzt. Das liegt vielleicht auch daran, dass es sich um eine relativ kleine Insel handelt, dennoch sind die Leute dort fanatisch und das finanziellen Potenzial erstaunlich. Ich habe mit Spielern zusammen gespielt, die bei Real Madrid oder Liverpool gespielt haben und sogar die Champions-League gewonnen haben. Zudem kann ich mich noch an ein Heimspiel aus Bremer Zeiten erinnern, da hat Famagusta Werder ordentlich den Schneid abgekauft..

torwart.de: Und die Qualität der Torhüter?

Pellatz: Ich habe dort viele gute Torhüter kennengelernt, die aus den verschiedensten Ländern kamen und alle unterschiedliche Torwartschulen durchlaufen haben. Besonders im Bereich der Technik sind Deutsche Keeper jedoch viel solider ausgebildet, das kam mir dort natürlich entgegen. Auch was die Disziplin anbelangt, setzt man in Deutschland ganz andere Maßstäbe an. Vor allem war ich aber überrascht, mit 23 Jahren als Nummer 1 im Tor die absolute Ausnahme zu sein!

torwart.de: Du hast gesagt, dass es eine richtige Entscheidung war, nach Zypern zu gehen, obwohl du nur 6 Pflichtspiele gemacht hattest.

Pellatz: Keiner war mehr enttäuscht als ich. Aber manchmal kannst du noch so hart Arbeiten und keinen einzigen Fehler machen. Wenn äußere Umstände gegen dich sind, bist du machtlos. Ich bin als Nummer 1 in die Saison gestartet, doch nach vier Spielen wackelte bereits der Stuhl des Trainers, obwohl wir ungeschlagen Spitzenreiter waren. In solchen Ländern denkt jeder, der sich mit ein paar tausend Euro einen Sitz im Präsidium erkauft hat, er sei der Trainer und befugt, eben diesen in seine Arbeit hineinzureden. Diesem Umstand bin leider auch ich zum Opfer gefallen, da es gewisse Herrschaften nervös gemacht hat, einen so jungen Keeper im Tor zu sehen. Trotzdem bereue ich nichts, denn letztlich bin ich mental aus dieser schwierigen Situation als Sieger hervor gegangen. Ich habe mich nicht unter kriegen lassen, jeden neuen Tag diszipliniert an mir gearbeitet und so manche schöne Erinnerung behalten. Beispielsweise haben mich die Fans als besten ausländischen Keeper ins Allstargame gewählt, obwohl ich zu dem Zeitpunkt nicht mehr gespielt habe.

torwart.de: Inwiefern war die Hitze für dich eine Umstellung? Besonders als Torwart?

Pellatz: Zu Beginn war es sehr belastend, bei 40 Grad im Schatten körperliche Höchstleistungen zu vollbringen, aber mit der Zeit hat der Körper sich daran gewöhnt. Um die große Hitze etwas zu umgehen, haben wir bereits um sieben Uhr morgens und um 21 Uhr abends trainiert.

torwart.de: Hattest du da nicht ein wenig "Urlaubsgefühle"?

Pellatz: Auf keinen Fall. Unser Trainer hatte uns verboten, dass wir an Trainingstagen an den Strand gehen. Das war nur an freien Tagen erlaubt. Zur Regeneration kann man sich wohl nichts schöneres vorstellen, als bei Meeresrauschen Körper und Seele baumeln zu lassen. 

torwart.de: Eine Zukunft hast du dennoch nicht in Zypern gesehen.

Pellatz: Nein, ich wollte auf jeden Fall weg und habe gebeten, meinen Zweijahresvertrag aufzulösen. Dem haben sie auch entsprochen. Mit der Entlassung von Thomas von Heesen ist das ganze Konzept in sich zusammengebrochen. Für mich war das, was übrig blieb, nicht attraktiv genug.

torwart.de: Wieso hat es bei Werder Bremen eigentlich nicht geklappt?

Pellatz: Anders als in den Medien geschrieben, hatte ich durchaus die Option, in Bremen zu bleiben. Aber nach vier Jahren dritter Liga, brauchte ich eine neue Herausforderung. An Tim Wiese kam ich nicht vorbei und auch Christian Vander saß fest im Sattel. Dennoch war die Zeit mit Tim toll. Er hat sich in den zwei Jahren stark verbessert. 

torwart.de: Inwiefern?

Pellatz: Er ist in der Zeit ein viel modernerer Torwart geworden. Spielt nun besser mit und hat sich generell stark entwickelt. Das fiel mir wirklich im täglichen Training mit ihm auf. 

torwart.de: Und dann kam der Wechsel nach Zypern.

Pellatz: Ich wollte unbedingt spielen und das auf einem höherem Niveau als der 3.Liga. Ich bin nicht der Typ, der sich gerne auf die Bank setzt und auf das Verletzungspech eines anderen wartet.

torwart.de: Und nun also Holland.

Pellatz: Das Angebot war gut und die holländische Erendivision ist natürlich sehr attraktiv. Außerdem ist sie ein super Sprungbrett, da hier Scouts aus allen starken europäischen Ligen sichten. Leider hat es nicht ganz so geklappt mit dem Start. Als ich spielen sollte, war ich noch nicht spielberechtigt. Danach hat die Mannschaft kein Spiel mehr verloren und den besten Saisonstart seit 35 Jahren hingelegt. So ist das manchmal mit den äußeren Umständen. Aber der Trainer und der Torwarttrainer sind großartig und sehr zufrieden mit meiner Arbeit. Bereits jetzt laufen die ersten Verhandlungen zur vorzeitigen Vertragsverlängerung. 

torwart.de: Auch in Mainz warst du ja im Gespräch.

Pellatz: Ja, ich war im Sommer mit im Trainingslager und habe zwei Testspiele gegen Aachen und Panathinaikos Athen zu null gespielt. Tuchel hätte mich gerne verpflichtet, doch leider hatte sich Heinz Müller schwer verletzt und der Club wollte mit der Verpflichtung eines so erfahrenen Mannes wie Pieckenhagen auf Nummer sicher gehen, für den Fall das Wettklo als Nummer 1 nicht besteht.

torwart.de: Was sind denn die Eigenheiten in Holland? Besonders aus Torhütersicht?

Pellatz: Hier wird viel Wert auf eine gute Technik gelegt. Explosivität gerät dabei aber etwas in den Hintergrund. Dennoch kommt mir diese Torwartschule sehr entgegen.

torwart.de: Einige deiner Kollegen sind vereinslos, aber scheuen den Weg ins Ausland. Was kannst du dazu sagen?

Pellatz: Das muss jeder selbst wissen. Natürlich gilt es im Ausland, unzählige neue Umstände abseits des Platzes zu meistern, auch wenn es sich um Europa handelt. Ich persönlich bin daran sehr gewachsen und kann nur sagen: Jede neue Erfahrung ist besser als Stagnation.

torwart.de: Danke für das Gespräch!

Pellatz: Sehr gerne!


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