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Pelé, der König aller Fußballer

Pelé war nicht nur ein überragender Stürmer, sondern war auch Torwart

Autor: T. Rübe - 31.12.2022

Immer wieder gibt es Diskussionen um den besten Fußballer der Welt. In der Regel drehen sich die Diskussionen um Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Vor allem in den sozialen Netzwerken gibt es teils hitzige Diskussionen, wer von beiden denn nun der beste Fußballer aller Zeiten sei. Ohne den beiden zweifelsfrei großartigen Spielern zu nahe treten zu wollen – der beste Fußballer aller Zeiten waren beide nicht und egal wie viel beide noch im Herbst ihrer Karriere erreichen sollten, so reichen sie schlussendlich nicht an die Leistungen eines Pelé heran.

Wie für einen Brasilianer üblich ist Pelé natürlich ein Künstlername, wenngleich der bürgerliche Name um einiges länger ist. So hörte der am 23.10.1940 in Trés Coracöes, einer Kleinstadt im Bundesstaat Minas Gerais, geborene Mann auf den Namen Edson Arantes do Nascimento, wobei sich in die Geburtsurkunde ein Fehler einschlich und der Vorname dort mit Edison vermerkt wurde. Zeitlebens aber bestand Pelé darauf, dass dieser Name Edson lautet. Allerdings war dieser Name tatsächlich eine Anlehnung an den berühmten Erfinder Thomas Alva Edison. Fußball lag ihm dabei im Blut, war doch bereits sein Vater, Joao Ramos do Nascimento, genannt Dondinho, ein talentierter Fußballer und stand vor einer Profikarriere Atlético Mineiro. Eine Verletzung beendete aber diesen Traum jäh. Dennoch einte der Fußball auch Vater und Sohn. Dieser Wunsch wurde immer mehr zu einer Passion des jungen „Dico“, wie er von seiner Familie genannt wurde, der in seiner Kindheit als Schuhputzer Geld für die Familie dazuverdienen musste. Immer häufiger blieb er der Schule fern, um Fußball spielen zu können. Erst mit 11 bekam er seine ersten Fußballschuhe. Zuvor spielte er immer barfuß. Mit 12 Jahren spielte erstmalig im Verein, in Bauro. Die Familie war wegen des Vaters und seiner Tätigkeit als Amateur-Fußballer zwischenzeitlich in den Bundesstaat São Paulo gezogen. Dort wurde er vom ehemaligen Nationalspieler Waldemar de Brito entdeckt.

Pelé versprach seinem Vater mit 9 Jahren, dass er die Weltmeisterschaft gewinnt

Als Beispiel dafür gilt die Anekdote des WM-Finales von 1950 zwischen Brasilien und Uruguay im legendären Maracanã-Stadion. Uruguay gewann das Finale und Joao Ramos do Nascimento weinte. In diesem Moment soll sein Sohn ihn getröstet haben und seinem Vater versprochen haben, dass er später für ihn den Weltmeistertitel gewinnen wird. Bereits 8 Jahre später löste der damals 17-jährige Pelé das Versprechen ein. Mit einem Pelé, der nicht von dieser Welt zu sein schien, gewann die Selecao auch 1962 und 1970 die Weltmeisterschaft, 1962 allerdings mit erheblichen Einschränkungen. Zwar gab es noch während diesen 12 Jahren weitere begnadete Fußballer in der brasilianischen Nationalmannschaft, wie beispielsweise Garrincha oder Jairzinho, aber der 1,73 m große oder eher kleine Spieler überragte auf dem Platz alles und jeden. Er galt als kompletter Stürmer, vielleicht sogar als komplettester Spieler aller Zeiten, der Technik, Athletik mit Spielwitz und einem enormen taktischen Verständnis vereinte. Dabei war ein eiskalter Vollstrecker, der als einer der besten Torschützen aller Zeiten gilt. Die jeweiligen Statistiken weichen voneinander ab. Als sicher gilt aber, dass er mehr als 1200 Tore während seiner Laufbahn erzielt haben soll, davon 77 Tore in 92 Länderspielen. Damit ist er gemeinsam mit Neymar der erfolgreichste Torschütze im Trikot der Selecao. Gleichsam war Pelé auch der erste schwarze brasilianische Nationalspieler.

Wie beinahe obszön ausgeprägt sein Talent gewesen sein muss, belegt allein ein Zitat von Bobby Moore: „Ich erinnere mich, wie Saldanha (damaliger Nationaltrainer Brasiliens) von einem Journalisten gefragt wurde, wer der beste Torwart in seinem Kader sei. Er antwortete „Pelé“. Der Mann konnte auf allen Positionen spielen.“ Dies ist in der Tat nicht als geflügelte Phrase, sondern wortwörtlich so zu verstehen. Zwar war Pelé klein gewachsen, doch erzielte er auch immer wieder Kopfballtreffer und half auch einige Male als Torwart aus. Seine Bewegungen waren grazil und seine Sprungkraft gewaltig.

Dass Pelé ohnehin ein besonderes Verhältnis zu der Position des Torwarts hatte, zeigte eine Anekdote zur Entstehung seines Namens. So behauptete Pelé selbst in seiner Autobiographie für Bilé den damaligen Torwart von Vasco Sao Lourenco schwärmte. Da er aber diesbezüglich eine ungenaue Aussprache an den Tag legte, entwickelte sich mit der Zeit Pilé und final dann Pelé. In einer späteren Dokumentation war davon die Rede, dass ein Mitspieler in der Kindheit den Namen plötzlich rief und dieser sich in der Schule etablierte, obwohl Edson Arantes do Nascimento den Namen ursprünglich nicht mochte.

Pelé hätte auch die brasilianische Nummer 1 werden können

Einige seiner ehemaligen Mannschaftskameraden sprachen letztlich sogar immer wieder davon, dass Pelé auch Brasiliens Nummer 1 hätte sein können, wenn er es nur gewollt hätte. Manche Journalisten gehen sogar noch weiter und mutmaßten, dass Pelé auch der beste Torwart aller Zeiten hätte sein können, da seine Fähigkeiten im Kasten eigentlich noch größer denn die als Stürmer gewesen wären. Letztlich absolvierte der zum besten Spieler des 20. Jahrhunderts mehrfach ausgezeichnete Spieler nach der „AS“ lediglich 4 Profi-Spiele im Tor, doch reichten seine Leistungen bei diesen Auftritten aus, um nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen. Lima, ein ehemaliger Mannschaftskamerad beim FC Santos berichtete, dass Pelé noch deutlich häufiger im Tor spielte.  Nach einem Pokalspiel gegen Gremio schrieb seinerzeit die „Gazeta Esportiva“: „Pelé, ein Superstar, mit dem Ball zu seinen Füßen und in seinen Händen.“ In diesem Spiel schoss Pelé zunächst einen Hattrick, um Santos mit 3:1 in Führung zu bringen, ehe er in der 84. Minute aufgrund des Platzverweises des eigentlichen Torwarts ins Tor ging. In den wenigen Minuten bis zum Schlusspfiff, so berichteten Zuschauer später, zeigte er noch zwei starke Paraden und warf sich außerdem katzengleich vor einem Angreifer auf den Ball. Eine weitere Anekdote lautete, dass Pelé einmal in Absprache mit dem Trainer beim FC Santos als neuer potenzieller Torwart.

Letztlich galt Pelé einige Spielzeiten lang als Reserve-Torwart des FC Santos, dem Verein, für die er fast ausnahmslos während seiner Zeit als Profi spielte. Dass Pelé spielte bis 1974 beim FC Santos spielte und nicht beispielsweise wie mehr als 10 Jahre zuvor der große Alfredo Di Stefano nach Europa wechselte, lag daran, dass er nach dem ersten Weltmeistertitel seines Landes als brasilianisches Kulturgut bezeichnet wurde und etwaige Wechsel verboten wurden. Die Folge war darüber hinaus aber auch, dass er in Brasilien genauso gut verdiente wie die besten Spieler in Europa. Lediglich bei etwaigen Freundschaftsspielen und natürlich der beiden Weltmeisterschaften 1958 und 1966  in Schweden und England war "O Rey", der König, wie er seiner Heimat genannt wurde, in Europa zu bestaunen. Häufig hörte man in diesem Zusammenhang von Heim-Fans, dass sie erstmals und auch letztmalig Gegentore beklatschte, weil Pelé sie erzielt hatte.

Zuerst war Pelé 1970 nicht dabei, schlussendlich holte er seinen dritten Titel

Ohnehin spielte die Politik bei Pelé immer eine gewisse Rolle. Nachdem er nach der Weltmeisterschaft 1966 in England erklärt hatte, nie wieder für die Nationalmannschaft spielen zu wollen, wurde er von dem Regime Brasiliens dazu gedrängt, noch einmal 1970 in Mexiko an der Weltmeisterschaft teilzunehmen. Doch war der Superstar zunächst nicht fit, nicht austrainiert und wurde daher auch nicht für die Auswahl nominiert. Erst ein Trainerwechsel auf Befehl der politischen Führung sorgte dafür, dass Pelé die Vorbereitung absolvierte, Gewicht verlor und pünktlich zur WM wieder richtig in Form kam. Als Kopf der vielleicht besten brasilianischen Nationalmannschaft führte er die Selecao zum dritten Weltmeistertitel, es war auch sein dritter Titel, wenngleich er 1962 in Chile lediglich ein Vorrundenspiel absolvierte und anschließend verletzt von der Bank aus zuschauen musste. Zum WM-Titel reichte es dennoch. Ohnehin war Pelé mit zunehmender Karrieredauer immer mehr ein Gejagter auf dem Feld und nur mit unfairen Mitteln zu stoppen. Reihenweise wurden die Gegenspieler dazu angewiesen, den Superstar regelrecht zu treten, um ihn irgendwie zu stoppen. Dies führte auch 1966 zu der Erklärung, keine Weltmeisterschaft mehr spielen zu wollen. Aber auch durch diese Situationen kam die Einschätzung auf, dass die Politik immer wieder Einfluss auf das Geschehen rund um Pelé nehmen konnte. Später wurde ihm sogar eine zu große Nähe zum politischen Regime in seiner Heimat vorgeworfen. Dennoch änderte all das nichts daran, dass Pelé 1971 im Maracana vor 140.000 im Länderspiel gegen Jugoslawien aus der Nationalmannschaft verabschiedet wurde.

Nicht nur deswegen wurde es immer deutlicher, dass es zum einen Edson Ramos do Nascimento und zum anderen Pelé gab. Edson war der Mensch, der auch Fehler machte und Pelé war der Fußballer, der Mythos, der über allem stand. Dies schätzte Pelé selbst so ein und treffender hätte er es wohl selbst auch nicht formulieren können. Dazu gehört eben auch, dass Pelé finanzielle Rückschläge hinnehmen musste, indem ein ehemaliger Berater das Vermögen veruntreut hatte und der Fußballer selbst mit einer Firma finanziellen Schiffbruch erleiden musste. Dadurch spielte Pelé im Herbst seiner Karriere doch noch einmal außerhalb Brasiliens für Cosmos New York, zeitweise dort zusammen mit Franz Beckenbauer, der ihn selbst als besten Fußballer aller Zeiten bezeichnete. Nach 3 Jahren in den USA, indem den US-Amerikanern die Schönheit des Fußballs eindrucksvoll näher bringen konnte, war er wieder ein gemachter Mann und zeichnete sich nach seiner aktiven Zeit mit einem Sinn dafür aus, den Sport und den Fußballer zu vermarkten. Besonders auffällig war dies als er Werbeträger großer Firmen auftrat und von 1995 bis 1998 außerordentlicher Sportminister Brasiliens war. Er vermarktete den Fußball und verbesserte die Jugendförderung, musste aber im Nachgang zugeben, dass seine eigene Firma im Rahen eines Benefizspiels für die UNICEF mehrere hunderttausend Dollar veruntreut hatte.

Der Sohn von Pelé stand ebenfalls zwischen den Pfosten

Auch nach seiner aktiven Karriere hatte er eine besondere Beziehung zur Position des Torwartes. Sein eigener Sohn, Edson Cholbi Nascimento, genannt Edinho, wurde Profi und spielte auf der Position des Torwarts beim FC Santos und wurde dort anschließend Torwarttrainer. Diese Anstellung wurde 2015 beendet. Edinho aber wurde später wegen diverser Drogendelikte und Geldwäsche zu einer enormen Haftstrafe verurteilt.

Bis 2020 gab es keine Sorgen um den Gesundheitszustand der Legende. Am 04.09.2020 ließ er sich dann einen Tumor am Dickdarms entfernen, den Krebs, der in der Folgezeit auch metastasiert war, konnte er nicht besiegen, da die Chemotherapie nicht mehr anschlug. Im Dezember 2022 wurde er dann auf die Palliativstation des Albert-Einstein-Krankenhauses verlegt. Schon kurz vor Weihnachten gab es die Meldung, dass sich der Zustand weiter verschlechtert hatte, wenngleich sich Pelé selbst noch über Twitter zu Wort meldete. Den Krebs konnte er nicht besiegen, doch auf dem Platz war er nahezu unmenschlich, und zwar in allen Dingen, die er tat. Ferenc Puskás sagte einmal: „Der beste Spieler der Geschichte war Alfredo Di Stefano. Ich weigere mich, Pelé als Spieler zu klassifizieren. Er war darüber.“ Egal, wie gut ein Spieler in Zukunft werden könnte. Es wird schwer, noch einmal auf dieses Niveau zu kommen, dass ein Spieler überall auf dem Platz sein könnte.



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