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Home > Archiv > EURO 2016 > Kolumne III: Nach dem Achtelfinale

Thomas Schlieck schaut sich für torwart.de die EM aus einem besonderen Blickwinkel an...

"Buffon vs. Neuer: Freuen wir uns auf ein Duell zweier Weltklassetorhüter"

Mit einem sehenswerten Spiel gegen die Slowakei stürmte Deutschland in das Viertelfinale gegen Italien. Dabei agiert unsere Elf sehr überzeugend und zeigte ein extrem variables Offensivspiel mit einer Vielzahl an hochkarätigen Torchancen. Wir sahen sehr viel Kreativität und Spielwitz und drei schöne Tore, bei denen der slowakische Torwart Matus Kozacik machtlos war.

Die deutschen Defensive stand sehr gut und Manuel Neuer bleibt bei diesem Turnier weiter ohne Gegentor. Bis zur 41. Spielminute musste Neuer keinen einzigen Ball parieren bis er einen Kopfball von Kucka aus kurzer Distanz mit einer starken Parade entschärfte. Diese Szene ist ein sehr gutes Beispiel wie entscheidend es ist, dass das Positionsspiel des Torwarts sehr variabel ist. Bei der Flanke hat Neuer seine Position gefunden. Er entscheidet sich blitzschnell, dass er die Flanke nicht angreifen kann und verändert seine Position zur Tormitte. Er fokussiert nur noch den Ball und erkennt sofort, in welchem Bereich vor dem Tor der gefährliche Ball zu erwarten ist. So schafft er es, dass er im Moment des Kopfballs in der richtigen Position und Grundstellung ist. Mit seiner schnellen Reaktionsfähigkeit und der erforderlichen Athletik und Technik lenkt er den Ball spektakulär über das Tor. Wie in den anderen Spielen war Neuer hoch konzentriert und immer sehr aufmerksam.

In den anderen Achtelfinalespielen gab es starke und aber auch eher durchwachsene Torwartleistungen. Bei einigen Gegentoren des Achtelfinals waren auch die Torhüter direkt mit beteiligt.

Leider reiht sich Joe Hart in die Tradition schwacher Auftritte englischer Torhüter bei internationalen Großturnieren ein. Obwohl Hart in der englischen Meisterschaft und in der Champions League zu den guten Torhütern zählt, unterliefen ihm auch im Achtelfinale gegen Island einige Fehler. Beim Spiel entscheidenden Gegentor zum 1:2 sind es kleine technische Fehler, die ihn schlecht aussehen lassen. Im Moment des Schusses durch Sigthorsson hat Hart seinen Auftaktsprung noch nicht beendet und hat noch keinen Bodenkontakt und nach der Landung steht er sehr breitbeinig. Dadurch ist seine gesamte Reaktionszeit kürzer und braucht sehr lange, um zur linken Seite abzutauchen und die Hand stabil hinter den Ball zu bekommen.

Eine EM ohne Fortune spielte auch David de Gea. Der Torwart von Manchester United ließ in allen Spielen seine Extraklasse aufblitzen. Auch im Spiel gegen Italien hatte er z.B. im Bereich der Torverteidigung drei sehr starke Aktionen. Beim 1:0 gegen Italien war er jedoch auch deutlich mitbeteiligt. Einen direkten Freistoß, der kurz vor ihm auf dem nassen Rasen aufsetzt, kann er nicht festhalten und der Abpraller landet im Netz. Beim genauen Betrachten sieht man, dass er den Ball nur mit den Handballen berührt und damit nicht festzuhalten ist. Weltklasse zeigte de Gea hingegen in der 2. Halbzeit als er in einer 1-gegen-1-Situation lange stehenbleibt und das vor entscheidende 2:0 verhindert. Nach der Analyse des Turniers mit seinen Torwarttrainern der Nationalmannschaft und von Manchester United wird er sicherlich an seiner Konstanz arbeiten, um zu einem Weltklassetorwart zu reifen.

Leider müssen wir uns von den Ungarn und Gabor Kiraly verabschieden. Mit 40 Jahren erlebte Kiraly am Ende seiner langen Karriere seinen persönlichen Höhepunkt. Der Torwart mit der grauen Jogginghose und einer tollen Ausstrahlung überzeugte auch beim 0:4 gegen die starken Belgier.

Mit dem isländischen Torwart Hannes Thor Halldorsson bleibt uns immer noch ein "exotischer" Torwart im Turnier erhalten. Der vor dem Turnier kaum bekannte Isländer durchlebte im Spiel gegen England alle Facetten des Torwartspiels. Nach seinem unnötigen Foul im Strafraum in der Anfangphasen des Spiels, das zum 0:1-Rückstand führte, zeigte sich Haldarsson völlig unbeeindruckt und spielte eine solide Partie. Er kann dabei sehr gut seine eigenen Fähigkeiten einschätzen und hat vor allen Dingen immer ein sehr gutes Positionsspiel. Genauso wie das gesamt isländische Team reitet er auf einer Welle der Begeisterung und ruft dadurch sein komplettes Leistungspotential ab. Ich gespannt, ob sich Halldorsson nach dieser EURO noch beim holländischen Erstligisten Nimwegen durchsetzen kann. Momentan spielt er noch auf Leihbasis in der 1. norwegischen Liga.

Kommen wir zum Viertelfinalkracher der deutschen Mannschaft gegen Italien am Samstag. Gianluigi Buffon ist mit 38 Jahren die unumstrittene Nummer 1 bei Italien. Bei diesem Turnier ruht Buffon in sich selbst. Er strahlt eine unheimliche Ruhe und Souveränität aus und wenn notwendig, reißt er als Kapitän seine Mannschaftskollegen und sein ganzes Land mit. In seinem Torwartleben hat er schon alles mit erlebt. Wie mir sein Torwarttrainer von Juventus Turin, Claudio Filippi, neulich erzählte, arbeitet Buffon in allen Bereich extrem akribisch und er hegt und pflegt seinen Körper. Natürlich wittern Buffon und die Italiener die Chance, den EM-Titel zu holen. Sie werden der deutschen Mannschaft alles abverlangen.

Manuel Neuer ist aus meiner Sicht der noch komplettere Torwart als Gigi Buffon. Sein Torwartspiel ist noch vielfältiger angelegt und er hat die Fähigkeit, sich auf die verschiedenen komplexen Situationen des Fußballspiels als Torwart anzupassen.

Freuen wir uns auf ein großartiges Länderspiel mit zwei Weltklassetorhütern, die beide den Ausschlag für das Weiterkommen ihrer Mannschaft geben können.


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