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EM - "Kompakt" bei torwart.de (23.06.08)

El Loco, Chilavert und: Tolga!

von der EM berichtet Alexander Raack


Oliver Kahn (Fußball-Nostalgiker wissen: der ehemalige Welttorhüter vom FC Bayern München) hat vor seinem tränenreichen Abschied aus dem sonst nicht so weinerlichen Bundesligageschäft circa 534 Interviews gegeben. Mindestens. Dabei wurde Kahn eigentlich alles gefragt, was sich das journalistische Gehirn so ausmalen konnte. Züchtet er Weinbergschnecken? Hat er schon mal einen Hund getreten? Was ist schöner: rot oder blau? Kahn hat auf alles mit einer schier buddhistisch anmutenden Entspannung geantwortet. Der DRUCK war weg. Nur bei einer Frage konnte man zwischen den Zeilen lesend erkennend, dass sie die Kahnsche Halsschlagader zum Pochen brachte: Herr Kahn, wünschen sie sich im letzten Bundesligaspiel endlich ein erstes Bundesligator? Nein, hat Kahn gesagt. Schließlich ist er Torhüter, sein Leben lang wurde er dazu ausbildet Tore zu verhindern, statt welche zu schießen.

Man kann sich lebhaft vorstellen, wie Kahn sein verkniffenes Lachen gelacht hat, den Kopf leicht zurückwippend, als er von der knuffigen Idee des türkischen Nationalfuches Fatih Terim erfahren hat. Der, von arger Personalnot gepeinigt, hat tatsächlich den Einsatz von Tolga Zengin - seinem dritten Torhüter – als Möglichkeit genannt im Halbfinale gegen die deutsche Mannschaft. Als Feldspieler, als Stürmer. „Tolga“, hat Terim gesagt, „ist zwar nicht unbedingt ein toller Fußballer. Aber wenn Not am Mann ist, werde ich ihn bringen.“ Nun mag man sich denken, Herr Terim, der „Imparator“ hat sich aufgrund seines notorisch bis zum Bauchnabel offen gelegten Hemdes eine schwere Grippe inklusive Fieberträumen eingefangen. Dem ist nicht so. Terim hat zum aktuellen Zeitpunkt nur zwölf gesunde, bzw. spielberechtigte Fußballer zur Verfügung. Plus Ersatzkeeper Tolga (Volkan bleibt auch gegen Deutschland gesperrt, die Fußballwelt freut sich über einen weiteren heiteren Auftritt von Torwart-Clown Rüstü). Sein Einsatz ist also gar nicht so undenkbar. Es wäre aller historischen Recherche nach der erste Einsatz eines Torhüters bei einer Europameisterschaft. Das dürfte Urs Siegenthaler, den allwissenden Spielerbeobachter des Löw-Trosses in arge Verlegenheit bringen. Über den Schlussmann von Trabzonspor hat der Schweizer nach Informationen von torwart.de noch kein Video-Dossier angefertigt. Tolga wäre also DIE Geheimwaffe der Türken.

 

Einen Einsatz bei einem so großen Turnier. Auf dem Feld. Davon haben Tolgas Vorgänger-Kollegen im Weltfußball mit Sicherheit oft von geträumt. René Higuita zum Beispiel, der Kolumbianer stand ja eigentlich häufiger am Mittelkreis, denn in seinem Fünf-Meter-Raum. Sein waghalsiges Dribbling gegen Roger Milla bei der WM 1990 hat die technischen Fertigkeiten von Higuita allerdings auf brutale Art und Weise deutlich gemacht: Milla, weiß Gott kein Defensivkünstler, klaute El Loco das Leder und schob lässig ein. Jose Luis Chilavert ist auch so einer, den Terim nicht einmal fragen müsste: Der Paraguayer schoss mehr Ligatore als Benny Lauth und gilt ebenfalls als exzellenter Feldspieler. Alles große Namen, an die Tolga Zengin (der noch kein Tor in seiner Karriere geschossen hat) denken sollte, wenn ihm sein Nationaltrainer am Mittwoch-Abend tief in die Augen schaut und seine Einwechslung bei den Uefa-Getreuen anmeldet. Die wären im Übrigen damit einverstanden, obwohl es keinen Fußball-Sachkundigen auch nur im geringsten überrascht hätte, wenn ein zwölfköpfiges Gremium den Einsatz kurzerhand verboten hätte: „Die Uefa ist damit einverstanden, so lange der vierte Offizielle darüber in Kenntnis gesetzt wird.“

Die EM-Chronisten werden sich so oder so die Finger lecken, das türkische Nationalteam bietet bislang ohnehin schon eine Schubkarre voll Anekdoten: Im Vorrundenspiel gegen die Tschechen sah Torhüter Volkan die rote Karte, Terim hatte bereits sein Auswechselkontingent ausgeschöpft. Tuncay, der schlacksige Offensivmann stülpte sich das viel zu große Dress von Volkan über und hütete die letzten Minuten das türkische Tor. Jetzt also andersherum. Improvisation ist seit jeher eine große Kunst des türkischen Volkes und Fußball ist Improvisation. Wir sind gespannt.

 


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