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Zdenko Miletic - "Hautnah" bei torwart.de (17.11.06)

"Früher war alles gemütlicher"


Zdenko Miletic' fußballerische Laufbahn führte aus der Jugend von Dinamo Zagreb über NK Zagreb in Kroatien, sowie NK Maribor in Slowenien zu Preußen Münster nach Deutschland. Von dort aus ging es weiter zum SC Verl. 1995/96 wechselte er dann zu Arminia Bielefeld in die zweite Liga. Auch hatte er etliche Einsätze mit Bielefeld in der 1. Bundesliga. Seit 2002 spielt er beim FC Augsburg in der Regionalliga und stieg 2005/2006 mit Augsburg in die zweite Liga auf. torwart.de sprach mit dem Kroaten über die Veränderungen im Fußball, den Krieg in Kroatien und mehr.

torwart.de: Du bist nun schon 38 Jahre alt. Ein auch für Torhüter hohes Alter. Wie hat sich das Torwartspiel für dich in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten verändert?

Zdenko Miletic: Es ändert sich andauernd, alleine durch Regeländerungen, aber auch die Bälle werden immer unberechenbarer. Zudem wird man  immer mehr gefordert, da das Spiel auch ungemein schneller wird.

torwart.de: Und wie hat sich in deinen Augen das Fußballspiel allgemein verändert?

Miletic: Das Spiel ist eindeutig dynamischer geworden, man kann nicht mehr so viel mit Technik bewirken, sondern muss viel mehr laufen. Jemand, der nur gut mit dem Ball umgehen kann, aber nicht läuft wird nicht
mehr gebraucht.

torwart.de: Welche Aspekte dieses „neuen Torwartspiels“ sind für dich besonders reizvoll?

Miletic: Nunja, früher war es vor allem gemütlicher im Tor, man konnte auch mal mit dem Ball durch den 16er spazieren ohne angegriffen zu werden, die Flanken kamen langsamer hereingesegelt. Aber ich denke auch, dass die jungen Leute mit den Anforderungen des neuen Spiels wachsen.

torwart.de: Hat es ein junger Torhüter heute schwerer als noch vor 20 Jahren?

Miletic: Ich weiß es nicht, sie kennen es ja aber nicht anders. Aber vielleicht gibt es weniger Auswahl, da sich nicht mehr jeder ins Tor stellen will. Das Training ist ja auch ganz anders heute, härter vor allem. Es geht sehr stark um Kondition inzwischen, wo man früher 10 Bälle gefangen hat in einer Serie - und das auch nur einmal gemacht hat - macht man heute drei, vier Serien.

torwart.de: Zu deiner Jugendzeit gab es so gut wie keine Torwarttrainer. Welche Probleme haben sich damals für dich offenbart?

Miletic:  Ich komme aus einer Gegend, wo zum Glück immer stark auf Torhüter geachtet wurde und wo es schon immer Torwarttrainer gab; wo immer speziell mit den Torhütern trainiert wurde. Schon damals als ich bei Dinamo Zagreb war -  was ja so in etwa dem Bayern Jugoslawiens entsprach. Dort hatten wir zwei Torwarttrainer, einen alleine für den Nachwuchs und einen für die Profis. Ich wurde also wirklich von Anfang an speziell trainiert. Und vor allem hatten wir Leute, die das Torwartspiel richtig  beurteilen konnten, der Trainer selbst wusste ja meist gar nichts vom Torwartspiel. Er hatte vielleicht mal was darüber gelesen. Aber wirklich einschätzen kann das eigentlich kein Trainer selbst.

torwart.de:  Maribor Branik, NK Zagreb, NK Dinamo Zagreb waren deine Jugendvereine. Dann kamst du nach Deutschland. Wie waren deine ersten Eindrücke damals?

Miletic: Bei uns pflegte man die Geschmeidigkeit als Torhüter, die Deutschen waren da eher hölzern. Sie waren mental ungemein stark, aber was die Technik anbelangte, fehlte ihnen viel, was wohl auf das fehlende, spezielle Torwarttraining zurückzuführen war. Wenn man halt nur im normalen Training mitspielt, wird man nicht so gut wie wenn man eigens trainiert´wird.

torwart.de: In Kroatien herrschte damals Krieg. Wie schwer fiel es für dich, die Heimat zu verlassen?

Miletic: Es war ja erstmal nur ein Abschied für zwei oder drei Wochen, wir dachten damals alle, dass sich das schnell wieder beruhigen wird. Oder haben es uns zumindest eingeredet, dass es wo wäre. Aber es war schon sehr brutal, auch wenn es als Fußballprofi ohnehin klar war, dass es irgendwann ins Ausland gehen würde. Ich war ja als Kind schon einmal in Deutschland für eine Weile, von daher war Deutschland für mich ohnehin mein Favorit und so kam ich dann nach Deutschland.

torwart.de: Wie war die Situation des Fußballes während der Krisenjahre?

Miletic: In Kroatien wurde damals der Spielbetrieb komplett eingestellt, der Krieg brach ja im Sommer 1991 aus und erst im Frühjahr 1992 startete die Liga wieder. Sie wurde dann noch oft reformiert und verbessert, aber der geregelte Spielbetrieb setzte erst 92 wieder ein. Auch wenn die Qualität stark gesunken war, da jeder Spieler, der halbwegs gradeaus laufen konnte, natürlich ins Ausland gegangen ist. Aber ein paar sind geblieben und die haben geholfen, dass es noch genug Spieler zum Ausbilden der Jüngeren gab. Aber das war ja auch ein Problem: Kroatien ist ja nur ein Sechstel von Jugoslawien, es gab auch einfach nicht mehr so viele Vereine und soviel Nachwuchs wie früher.

torwart.de: Wie schätzt du die Nationalkeeper der Kroaten heute ein und die Chancen zur Qualifikation zur EM in Österreich und der Schweiz?

Miletic: Die Torhüter Situation ist eher schlecht, die Keeper kämpfen mit Verletzungen und auch damit, dass sie nicht alle regelmäßig spielen. Aber ich denke, dass sie die EM-Quali trotzdem packen werden. Ich bin da recht guter Dinge, dass sie das meistern.

torwart.de: Wie lief deine Karriere hier in Deutschland dann weiter und wie kam der Kontakt nach Bielefeld zustande?

Miletic: Ich habe ja zuerst in Münster gespielt, und das war ja der Lokalrivale und Erzfeind von Bielefeld. Und wenn wir gegen Bielefeld gespielt haben, haben wir fast immer gewonnen und auch oft zu 0, wo ich dann eine herausragende Leistung abgeliefert habe. Da hat Bielefeld also schon früh ein Auge auf mich geworfen und ich hatte auch schon nach zwei Jahren ein Angebot von der Arminia auf dem Tisch. Aber ich habe auf einen Profivertrag spekuliert.  Wenn ich ein Angebot gekriegt hätte, hätte ich das sofort angenommen.

torwart.de: Siehst du beim FC Augsburg jetzt Parallelen zu Arminia  Bielefeld, mit denen du ja 1995 und 1998 aufgestiegen bist?

Miletic: Man hat in Bielefeld damals immer offen vom Durchmarsch gesprochen, direkt aus der dritten in die erste Liga. Da ist man in Augsburg ja eher verhalten. Aber ich sehe eine deutliche Parallele darin, dass in beiden Teams Profis aus der ersten Liga sind und waren. Dementsprechend sind beide Teams stark, aber Bielefeld war im Vergleich zu der zweiten Liga damals außerordentlich stark. Damals haben ja Topnamen des deutschen Fußballs zu Bielefeld gewechselt, Fritz Walter kam ja zum Beispiel als
Torschützenkönig der ersten Liga zu uns.

torwart.de:  Kommen wir wieder zurück zum Torwartspiel. Wie ist deine Beziehung zu Sven Neuhaus?

Miletic: Ganz in Ordnung, aber ich meine, jeder versucht die Nummer 1 zu sein, also ist immer etwas Druck da. Aber trotzdem, ich denke, es herrscht gutes Einvernehmen zwischen uns. Ich würde unsere Beziehung jetzt nicht super nennen, eher kollegial.

torwart.de: Wie sieht der Konkurrenzkampf um die Nr.1 aus?

Miletic: Nun, der ist nicht sonderlich groß. Ich habe mich ja beim Spiel gegen Aue wieder verletzt, deshalb ist keine große Konkurrenz vorhanden im Moment. Sven ist ja aber auch nicht ganz fit, er spielt ja mit kaputtem Finger, davor war ich ja auch komplett ausgefallen. Es ist wirklich ein verhextes Halbjahr, ein dauerndes Hin und Her, mal ist der eine verletzt, dann wieder der Andere.

torwart.de: Siehst du dich denn bald wieder als Nr.1, sobald du wieder fit bist?

Miletic: Im Vorteil ist natürlich immer der, der spielt. Und grade steht der Sven im Kasten, das ist halt sein großer Vorteil. Wenn er sich keine groben Schnitzer erlaubt, spielt er erstmal weiter. Ich will mich jetzt erstmal in die Winterpause retten und erstmal meine Prellung ausheilen, aber wenn ich danach fit bin will ich natürlich auch spielen, ganz klar.

torwart.de: Wie würdest du die Hierarchie im Team beschreiben als Älterer der beiden Konkurrenten um die Nr.1?

Miletic: Die Jungs respektieren mich natürlich, sie wissen, dass ich der Ältere bin und den lassen sie natürlich auch gewähren. Aber generell herrscht bei uns doch mehr oder weniger Gleichstellung.

torwart.de: Was siehst du für dich selbst in der Zukunft, siehst du dich mit dem FCA aufsteigen oder hast du vielleicht einen Wechsel im Sinn?

Miletic: Das kommt natürlich immer drauf an, wann du fragst. (lacht) Gerade bin ich natürlich müde und kaputt, die Prellung macht mir zu schaffen, ich kann ja kaum schmerzfrei atmen. Aber generell kann ich mir schon auch einen Wechsel vorstellen oder auch noch ein, zwei Jahre mit dem FCA. Das wird sich alles im Frühjahr herausstellen. Vielleicht höre ich auch auf und mache als Torwarttrainer weiter...

torwart.de: Vielen Dank für das Interview!


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