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Jens Lehmann "Hautnah" bei torwart.de (04.11.08)

"Man muss immer aufpassen, was der Ball macht."


Am Rande der Vorstellung des neuen NIKE Balls in Ludwigsburg spricht Jens Lehmann über die Entwicklung der Bälle, die Situation beim VfB Stuttgart und seine Eingewöhnungszeit in die Bundesliga.

torwart.de: Wie haben Sie im Laufe Ihrer Karriere die Entwicklung der Bälle wahrgenommen?

Jens Lehmann: Als ich nach England kam, haben wir anfangs noch mit Bällen gespielt, die meines Wissens noch aus Leder gemacht waren. Auf einmal haben wir in einem Spiel, das war im Champions-League Viertelfinale gegen Chelsea, mit einem neuen Ball gespielt, mit dem wir vorher gar nicht trainiert hatten. Dieser Ball fing dann plötzlich an zu flattern, so dass ich prompt ein Tor reinbekommen habe. Das war natürlich eine unglückliche Begegnung. Aber man kann sich der Entwicklung nicht mehr verschließen. Als Torwart hat man den Eindruck, dass die Hersteller in erster Linie die Bälle für die Feldspieler machen. Die neuen Bälle werden schneller, nehmen während des Fluges an Geschwindigkeit zu. Man denkt zu einem gewissen Zeitpunkt, man würde den Ball fangen können und dann ist er schon da. Die Spieler lieben natürlich diese Bälle. Auch für die Zuschauer ist das Spiel dadurch attraktiver geworden. Ich als Torwart habe mich inzwischen daran gewöhnt.

torwart.de: Sie sagen also, dass durch die schnelleren Bälle das Torwartspiel in den letzten Jahren schwieriger geworden ist. Es gibt aber bestimmt auch Leute, die sagen, als guter Torwart müsste ich doch mit jedem Ball zu Recht kommen.

Lehmann: Also durch die Entwicklung zu den neuen Bällen ist so, dass man als Torwart, gerade bei nassem Wetter, kaum noch eine Chance hat, einen hart geschossenen Ball festzuhalten. Selbst wenn es trocken ist, muss man immer aufpassen, was der Ball macht. Hinzu kommt, dass die Schützen sich immer neue Techniken aneignen und diese speziell trainieren. Sie haben inzwischen auch herausgefunden, wie sie den Ball treffen müssen, damit es für den Torwart schwieriger wird.

torwart.de: Wenn Sie sich einem Ball aussuchen könnten, wie wäre der?

Lehmann: Da muss ich sagen, war früher alles besser (lacht). Da hatten die Bälle noch kalkulierbare Flugbahnen und auch nicht diesen speed-up Effekt, wo die Bälle im Flug noch mal an Geschwindigkeit zulegen. Ich wäre wahrscheinlich auf dem Stand von 2002 stehen geblieben.

torwart.de: Wie stehen Sie als Torhüter zu einem einheitlichen Spielball in der Bundesliga? In England gibt es diesen Einheitsball. Dagegen müsst Ihr hier in der Bundesliga mit acht verschiedenen Bällen über die Saison hinweg zurechtkommen.

Lehmann: Ich glaube, es wäre nicht nur für mich als Torhüter besser, mit einem einheitlichen Ball zu spielen, sondern auch für die Spieler. Die Spieler müssen sich im Training, teilweise dreimal pro Woche, an andere Bälle gewöhnen. Jeder Ball verhält sich anders, hat andere Flugeigenschaften. Ich bin schon lange der Meinung, dass es besser wäre, einen Hersteller auszuwählen, der für die gesamte Liga den Ball stellt. Egal, welcher Hersteller das auch sein mag.

torwart.de: Die Zeit der Eingewöhnung in der Bundesliga ist jetzt so langsam vorbei. Wie fällt Ihre Bilanz bisher aus? War es der richtige Schritt, zum VfB zu gehen?

Lehmann: Auf jeden Fall. Ich bin hier sehr herzlich willkommen worden. Wir haben einen Start hingelegt, der, im Vergleich zu den vergangenen Jahren beim VfB, ganz gut war. Dies gibt Anlass zum Optimismus für die restliche Saison. Die Stadien sind schön, was ich ja schon von der WM wusste. Für mich als Spieler, der unter dem Eindruck empfangen wurde, dass die WM erst zwei Jahre her ist, ist es angenehm, wenn man in fremde Stadien kommt und die Leute einem zujubeln.

torwart.de: Hat sich da wirklich etwas verändert im Vergleich zu früher?

Lehmann: Ja. Als ich früher in Deutschland gespielt habe, hat man für einen Verein gespielt und wurde sonst überall ausgepfiffen. Die ist jetzt nicht mehr unbedingt der Fall, was ganz schön für mich ist.

torwart.de: In der Nationalmannschaft ist der Kampf um die Nummer 1 neu entfacht. Rene Adler wird derzeit mit Lob überschüttet. Ist er schon reif für die Nummer 1?

Lehmann: Zu diesem Thema möchte ich mich eigentlich gar nicht großartig äußern. Ich denke, nur weil ich dort gespielt habe, habe ich nicht unbedingt ein Recht, über meine Nachfolger zu urteilen oder ständig Kommentare dazu abzugeben. Der Weg der Trainer ist für mich der einzig Richtige. Man hat eine Konkurrenzsituation und die Kandidaten stehen jedes Wochenende auf dem Prüfstand. Denn nur so kann man feststellen, wer sich letztlich auf Grund seiner Fähigkeiten und auch mit dem Umgang mit Druck profilieren kann. Das war bei mir in den zwei Jahren genau so, also Jürgen Klinsmann diese Konkurrenzsituation ausgerufen hatte. Für mich war das gut, da ich jede Woche auf höchstem Niveau spielen musste und mir das noch einmal eine Leistungssteigerung gegeben hat.

torwart.de: Viele sagen ja, Rene Adler ist schon unheimlich weit für sein Alter. Können Sie das bestätigen?

Lehmann: Ehrlich gesagt habe ich ihn noch gar nicht so häufig spielen sehen. Ich denke schon, dass er über ein großes Talent verfügt und seinen Weg gehen wird.

torwart.de: Hätten Sie sich mit 22 Jahren in der Lage gesehen, schon in der Nationalmannschaft zu spielen. Oder hat sich viel in Ihrem Torwartspiel erst noch entwickelt.

Lehmann: Erstens habe ich über die Jahre hinweg an Konstanz gewonnen. Als ich 22 war, war ich nicht so konstant. Von meinem Potential und den technischen Fertigkeiten war ich damals schon ganz OK. Aber es waren halt andere gute Torleute da und ich habe 5-6 Jahre gebraucht, um überhaupt mal in den Kreis der Nationalmannschaft zu kommen. Dies ist aber auch eine gute Entwicklung, weil man auch Rückschläge verkraften muss. Nur so kann man dann auch mit Drucksituationen umgehen, von denen man mit 22 oder 23 noch gar nicht weiß, dass sie auf einen zukommen können.

torwart.de: Wie schätzen Sie momentan das Leistungsniveau im Torwartbereich in Deutschland ein?

Lehmann: Es ist schwierig für mich, dies richtig zu beurteilen. Ich schaue mir nicht jedes Spiel an. Gerade in der Zeit als ich in England war, konnte ich das auch schlecht einschätzen. Ich denke es ist ganz gut. Aber letzten Endes zählt der internationale Vergleich. Es sollte das Ziel sein, entweder in der Champions League mit einem deutschen Verein weit zu kommen oder bei einem internationalen Topverein zu spielen und sich dort durchzusetzen.

torwart.de: Gibt es einen Unterschied zwischen der englischen Premier League und der Bundesliga im Torwartbereich.

Lehmann: In England ist das Spiel viel schneller. Das merkt man schon als Torwart. Häufig ist es auch so, dass Situationen in England besser zu Ende gespielt werden, gerade beim Torabschluss. In Deutschland habe ich manchmal das Gefühl, dass aus aussichtsreichen Situationen dann doch nichts wird. Daher ist die Beanspruchung durch das Tempo und die Physis in England etwas höher.

torwart.de: Armin Veh hat indirekt mit Rücktritt zum Saisonende gedroht, falls der VfB nicht mehr investiert. Ist diese Kritik berechtigt? Muss der VfB noch mehr investieren, um zu den Spitzenteams aufzuschließen?

Lehmann: Ich denke man muss vor allem richtig investieren. Es ist immer wichtig für einen Verein, die Spieler ein bisschen auf dem Boden zu halten und für Konkurrenz zu sorgen. Das geht nur, wenn qualitativ gute Spieler gekauft werden. Dadurch müssen sich die anderen Spieler steigern und die Breite und Qualität des Kaders wird verbessert. Ich weiß jetzt nicht, ob Armin Veh das als Kritik gemeint hat. Bis zum Ende der Saison ist noch eine lange Zeit. Da wird man sehen, was passiert.

torwart.de: Es gibt ja die Diskussion in den Medien um Ihre Privilegien. Auch der Hubschrauberflug wurde thematisiert. Lässt Sie das komplett kalt?

Lehmann: Natürlich lässt mich das kalt. Ich weiß, dass die Medien nur darauf warten, so etwas als Anlass zu nehmen, Kritik zu äußern, falls ich mal eine schlechte Phase bekomme und nicht so konstant halten sollte. Aber das ist andererseits auch eine Herausforderung. Was die Privilegien betrifft ist es so, dass ich an einem Tag pro Woche, wo ein Auslaufen der Mannschaft stattfindet, zu meiner Familie kann. Der VfB stand vor der Wahl mich zu verpflichten, eben mit dieser Bedingung. Und ich stand vor der Wahl, ich habe weiterhin Spaß am Fußball aber ich habe auch eine Frau und kleine Kinder, von denen ich nicht die ganze Zeit getrennt sein möchte.

torwart.de: Wie ist Arbeit mit Ihrem neuen Torwarttrainer Ebbo Trautner angelaufen?

Lehmann: Ich finde es wichtig und interessant, dass man von jedem neuen Trainer immer etwas lernen kann. Das ist mit Ebbo genau so. Er hat die gleich Auffassung, so dass wir uns sehr gut ergänzen. Auch mit den anderen Torhütern Alexander Stolz und Sven Ulreich läuft dies so. Man kann sich immer gegenseitig etwas beibringen. Ebbo ist vor allem auch analytisch sehr gut. Bislang harmonieren wir sehr gut und ich denke dass sich die bisherige Arbeit auch auszahlt. Nicht nur für mich, sondern auch für die beiden jungen Torhüter.

torwart.de: Sie haben eine enorme Strahlkraft beim VfB Stuttgart. Gibt es die Überlegung, auch mit den Jugend- und Amateurtorhütern zusammen zu arbeiten? Wäre dies sinnvoll, auch für den Verein, um das Niveau der Torhüter im Verein weiter zu verbessern?

Lehmann: Also von meiner Seite aus wäre das kein Problem. Ich habe in England teilweise auch mit 14-jährigen trainiert. Wenn die Amateur- oder Jugendtorhüter mal mittrainieren wollen, ist das Sache des Vereins. Ich würde das unterstützen.

torwart.de: Sie hatten mit Arsène Wenger einen exzellenten Trainer bei Arsenal. Wie würden Sie Armin Veh mit ihm vergleichen oder wo liegen die Stärken von Armin Veh?

Lehmann: Vergleiche machen meistens unglücklich, deswegen vergleiche ich nicht so gerne. Arsène Wenger ist natürlich ein hervorragender Trainer, was man auch an der Konstanz seiner Arbeit sieht. Ich habe Armin Veh bislang als hervorragenden Menschen und Trainer kennen gelernt, der auch eine tolle Art hat, mit der Mannschaft umzugehen.

torwart.de: Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, wohin die Reise für Sie persönlich nach dieser Saison geht?

Lehmann: Nein, ich warte die Saison mal ab. Ich genieße gerade den Moment. Es macht mir Spaß, Fußball zu spielen. Auch mit der Mannschaft macht es Spaß. Wenn der VfB dann irgendwann auf eine Entscheidung drängt, kann ich mich immer noch entscheiden.

torwart.de: Die Idee mit Ihrer Verpflichtung war ja unter anderem, dass in einem Jahr die jungen Torhüter (Stolz, Ulreich) übernehmen können. Ist das realistisch?

Lehmann: Ich bin davon überzeugt, dass sowohl Alexander Stolz als auch Sven Ulreich hier im nächsten Jahr spielen können. Alex Stolz ist gerade die Nummer 2 und ist ein toller Profi, der richtig viel arbeitet. Es gibt ja auch viele andere Torhüter, die mit 22 oder 23 Jahren in die Bundesliga kommen. Das ist eigentlich auch das Ziel. Ich glaube, dass sie auf jeden Fall dazu in der Lage sind.

torwart.de: Ist die Meisterschaft mit dem VfB möglich?

Lehmann: Das ist für mich schwer zu beurteilen. Dazu muss ich erst mal die Vorrunde ins Land ziehen lassen, um mir ein Bild von allen Mannschaften machen zu können.

torwart.de: Gibt es innerhalb der Mannschaft irgendwelche sportlichen Ziele, die formuliert werden?

Lehmann: Ziel ist es immer, das nächste Spiel zu gewinnen. Das ist natürlich das Ziel von jeder Mannschaft. Aber wenn man das tut, ist man am Ende ganz weit vorne.

torwart.de: Inwieweit sehen Sie für sich die Aufgabe, die Mannschaft auch in ihrer taktischen Ausrichtung weiter zu bringen, gerade auch was die Abwehr betrifft?

Lehmann: Ich denke das ist in erster Linie Aufgabe der Trainer. Jeder Spieler hat seinen Beitrag dazu zu leisten. Ich habe Sachen gelernt, die ich an die anderen weiter geben kann. Genauso bin ich jederzeit gerne aufnahmefähig, wenn ich was von anderen Spielern lernen kann.

torwart.de: Sie haben bei Arsenal mit absoluten Weltklassespielern zusammengearbeitet. Wie würden Sie Mario Gomez in diesem Zusammenhang einordnen. Hat er das Potential, es mit Spielern wie Adebayor aufzunehmen?

Lehmann: Auf jeden Fall. Ich finde, Mario hat ein großartiges Potential. Er ist kopfballstark, recht und links gut, körperlich stark, schnell. Er muss sich nur dessen bewusst sein, dass er eine Menge tun muss, um weiter zu kommen. Aber das ist er.

Ausführliche Vorstellung des Nike Total 90 Omni Balls

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Jens Lehmann und der neue NIKE Ball

 


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