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Home > Archiv > 1.5 Euro 2008 - Schweiz Österreich > Spiele und Spielplan > #11 - Kroatien - Deutschland 2:1

Ernüchterung bei der deutschen Elf

von Alex Raack

Man darf gespannt sein, ob jetzt in einem wahren Rausch die abertausenden von Autofahnen wieder abmontiert werden, nach der unerwarteten Niederlage. Schließlich hat die Vor-Euphorie auf die deutsche Nationalmannschaft auch wieder die Bevölkerung erfasst, der Bogen war perfekt gespannt worden zwischen dem „Sommermärchen“ vor zwei Jahren und der Partyfortsetzung in Österreich/Schweiz. Dass die deutschen Elitekicker jetzt in der Realität angekommen sind, verdeutlichten auf brutale Weise die Kroaten. Die quirligen Angriffe bereiteten der deutschen Verteidigung, allen voran der hablinken (Metzelder) und linken (Jansen) Defensivseite große Probleme und auch Jens Lehmann, vor zwei Jahren noch ein Musterbeispiel an unaufgeregter Souveränität, schien zumindest einiges an seiner Ausstrahlung eingebüßt zu haben. Kleinere Wackler blieben ohne Wirkung, wie im ersten Spiel gegen Polen konnte Lehmann zunächst die Schüsse des Gegners und dann seine eigene Unsicherheit entschärfen. Beim ersten Treffer durch Srna musste Lehmann mitverfolgen, wie Bayern-Profi Jansen seinem schwachen Defensivspiel die Krone aufsetzte und den Gegenspieler nur drei Meter vor dem Tor die entscheidenden Zentimeter gewährte.

Der Neu-Stuttgarter Lehmann bewahrte sein Team dann allerdings mit einem starken Reflex gegen einen Schuss von Krancjar (42.) vor dem zweiten Gegentor, doch ähnlich, wie seine Vorderleute war auch beim Schluss eine Spur v on Resignation zu spüren. Wohin ist all die Selbstsicherheit beim immer so selbstsicher auftretenden Lehmann? Wahrscheinlich ist, dass die vergangenen Monate, die ständigen Diskussionen um seine Rolle in der DFB-Elf und letztlich der Vertragspoker um seine sportliche Zukunft Spuren hinterlassen haben.

Gleich nach der Pause hatte Lehmann wieder so eine Szene, die Abwehrspielern fast die Nerven kostet: Einen brettharten Schuss von Jungtalent Modric hielt er zunächst sicher, um den Ball dann doch noch unter seinem Arm hindurch rutschen zu lassen. Auf der Torauslinie bekam er das Spielgerät dann doch noch zu fassen.

Wesentlich beständiger in seinen Aktionen wirkte Kroatiens Pendant Stipe Pletikosa. Der im Vorfeld der EM eher kritisch beäugte Mann von Spartak Moskau, wusste durch gute Fangarbeit zu überzeugen, allerdings: die deutschen Angreifer machten es ihm auch leicht. Nach 62 Minuten dann die spielentscheidende Szene: Eine scharfe Flanke von Ivan Rakitic landete zunächst an Podolskis Rücken, der Ball nahm ein völlig anderes Ziel und wäre wohl direkt im Tor gelandet, doch Lehmann, der bereits rausgelaufen war um die Flanke abzufangen, konnte das Leder nur noch an den Pfosten lenken. Den Abpraller fand in Ivica Olic einen dankbaren Abnehmer. Das Spiel war entschieden, auch wenn Podolski mit seinem dritten Turniertreffer noch einmal für Spannung sorgte.

Das sagt torwart.de-Experte Lars Leese

torwart.de-Experte Lars Leese verfolgte die deutsche Partie in Zürich, besser gesagt, im Haus von Kommentator Marcel Reif. Zusammen mit dem befreundeten TV-Mann und Fußball-Autor Christoph Biermann sah die „Expertenrunde“ eine kontroverse Leistung des deutschen Torhüters: „Natürlich sieht Lehmann beim zweiten Gegentreffer aus wie Karl-Arsch. Das ist eine ganz dumme Situation für den Keeper, er steht ja schon drei, vier Meter vor dem Tor, um die zu erwartende Flanke von Rakitic abzufangen. Bleibt er im Tor und die Flanke kommt, ist das falsch. Also steht er weit vor dem Tor und als er bemerkt, dass Podolski den Ball abfälscht, ist es fast schon zu spät. Da lasten 90 Kilo auf seinem rechten Bein, bis er wieder in die Gegenrichtung laufen kann, dauert das einen Bruchteil von Sekunden. Ich würde ihm diese Szene nie als Fehler ankreiden, 70 % aller EM-Torhüter wäre das gleiche passiert, vielleicht hätten andere den Ball auch noch um den Pfosten gelenkt. Was mich, und auch Marcel Reif und Christoph Biermann irritiert hat, war die offenbar fehlende Motivation, die man Lehmanns Gesicht ansehen konnte. Normalerweise wummert da seine Halsschlagader, seine Augen sind aufgerissen und sein ganzer Körper schreit: Ich will das Spiel heute gewinnen! Das hat gegen Kroatien gefehlt. Wenn man allerdings die Fehler aller deutschen Spieler zusammen rechnet, war Lehmann noch einer der besseren Akteure. Der Kroate Pletikosa hat mich überrascht, wie schon gegen Österreich stand er ziemlich gut und hat seinen Strafraum gut beherrscht, vor allem bei Flanken. Aber: was waren das für Flanken? Die Dinger kamen aus dem Halbfeld, waren einfallslos und ohne Ziel. Zudem waren die Flanken lang und weit, die kamen mit viel Luft. Als Torhüter bist du ja dankbar über solche Bälle. Pletikosa wurde von den Deutschen nicht sonderlich gefordert, ab 40 Meter vor dem Tor war Feierabend.“

 

Kroatien:

Pletikosa - Corluka, R. Kovac, Simunic, Pranjic - N. Kovac - Srna, Kranjcar, Modric, Rakitic - Olic

Einwechslungen:

  • 72. Petric für Olic
  • 80. J. Leko für Srna
  • 85. Knezevic für Kranjcar

Deutschland:

Lehmann - Lahm, Metzelder, Mertesacker, Jansen - Frings, Ballack - C. Fritz, Podolski - Gomez, Klose

Einwechslungen:

  • 46. Odonkor für Jansen
  • 65. Schweinsteiger für Gomez
  • 82. Kuranyi für C. Fritz
Tore: 1:0 (24.) Srna, 2:0 (62.) Olic, 2:1 (79.) Podolski

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