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Andreas Beck "Hautnah" bei torwart.de

"Die Athletik spielt beim Torwartspiel eine große Rolle"

von Marcel Schäfer


Andreas Beck ist seit 2012 Mitglied des dreiköpfigen Athletiktrainerteams der Profimannschaft von Borussia Dortmund. Beim 3. DFB-Wissenschaftskongress in Frankfurt haben wir mit Andreas Beck ein Interview zu seiner Tätigkeit und zur Wichtigkeit des Athletiktrainings beim Torwartspiel und Torwarttraining geführt.

Andreas, wie wird wurdest du Athletiktrainer beim BVB?

Andreas Beck: Ich habe Sportwissenschaften studiert und wollte eigentlich eine Karriere an der Universität einschlagen. Parallel zum Studium betrieb ich eine Agentur für Personal Training bzw. Leistungsdiagnostik und habe daher schon mit verschiedenen Profisportlern und Vereinen zusammen gearbeitet. Dadurch habe ich letztendlich in ein Profil gepasst, das der 1. FC Nürnberg zu diesem Zeitpunkt gesucht hat. Über meinen Chef an der Uni kam der Kontakt zustande und ich hatte das Glück, von der Uni direkt beim 1.FC Nürnberg in der 1. Bundesliga bei Hans Meyer einsteigen zu können. Dort wurde dann der BVB auf mich aufmerksam und 2012 wechselte ich in das Athletiktrainerteam nach Dortmund. Um die knapp 25 Profis in unserem Kader aus athletischer Sicht optimal zu betreuen, sind wir ein Team von drei Athletiktrainern, das von Rainer Schrey geleitet wird.

torwart.de: Wie ist die Zusammenarbeit der Athletiktrainer mit dem Cheftrainer gekennzeichnet?

Beck: Das ist sehr stark vom Cheftrainer abhängig. Ich habe natürlich meine eigenen Vorstellungen von dem, was ich gerne machen und umsetzten möchte. Am Ende muss jedoch der Cheftrainer für die Leistung der Mannschaft seinen Kopf hinhalten. Damit hat er jedes Recht zu entscheiden, welche Maßnahmen umgesetzt werden und welche nicht. Insofern bin ich immer gut damit gefahren, trainingsinhaltliche Vorschläge zu machen und das Training in enger Kommunikation mit dem Trainerteam zu planen und jederzeit beratend zur Seite zu stehen.

torwart.de: Welchen Umfang nimmt das Athletiktraining im Rahmen des Mannschaftstrainings ein?

Beck: Wenn man nur das reine Mannschaftstraining in Betracht zieht, also wo die gesamte Mannschaft beisammen ist, würde ich sagen, dass das Athletiktraining ein Drittel einnimmt. Natürlich wird die Athletik aber auch während jeder Spielform oder anderer Trainingsform mit trainiert. Hier kann man als Athletiktrainer auch Einfluss nehmen, indem man mit den Rahmenbedingungen wie Feldgröße, Dauer etc. das Training steuert.

torwart.de: Kann man sagen, wie viel Prozent das Athletiktraining zum Erfolg der Mannschaft beiträgt?

Beck: Das lässt sich nicht in Prozent ausdrücken. Dass es einen Anteil am Erfolg hat, ist unbestritten. Am Ende tragen aber alle, die mit dem Team arbeiten, zum Erfolg bei. Damit meine ich die medizinische Abteilung , das Trainerteam, der Zeugwart, etc. Ich verstehe das als gesamtes Team, welches sich um die Leistungsfähigkeit der Mannschaft kümmert. Am Ende bekommen die Jungs Handlungsvorschläge für spezielle Spielsituation an die Hand, die auch von der athletischen Arbeit im Training abhängig sind. Wichtig ist, dass wir uns als Team begreifen.

torwart.de: Bei Fußballspielen im Profibereich werden eine Unmenge an Daten erfasst. Wie geht ihr mit dem Thema Datenerfassung und Analyse beim BVB um?

Beck: In der ersten und zweiten Bundesliga werden die Spiele ja schon seit einigen Jahren getrackt. Mit diesen Daten arbeiten wir natürlich auch. Zu beachten ist auch, dass es sehr viele Variablen gibt, die von individuellen Faktoren der Spieler und von der Trainingsperiodisierung abhängen.

torwart.de: Aus welcher Perspektive heraus beobachtest du die Spiele?

Beck: Speziell aus meiner Position habe ich natürlich Spieler im Blick, die vielleicht gerade ihr erstes oder zweites Spiel nach einer Verletzung ("Return to play") machen. Ich beobachte z.B. wie sie sich bewegen oder wie dynamisch sie sind. Da zeigt sich auch der Erfolg der Arbeit, wenn man z.B. die letzten 3 Monate mit einem verletzten Spieler intensiv zusammen gearbeitet hat, um ihn wieder zurück in den Wettkampfmodus zu bringen.

torwart.de: Welchen Anteil nimmt aus deiner Sicht Athletik am Torwartspiel ein?

Beck: Einen erfolgreichen Torwart machen natürlich viele verschiedene Dinge aus. Das notwendige Talent, das Beherrschen der torwartspezifischen Techniken oder auch kognitive Bereiche, wie Wahrnehmung und Koordination spielen eine wichtige Rolle. Die Athletik spielt bei allen Bereichen eine sehr wichtige Rolle. Ich würde sagen, dass 30-40% die Athletik an einem guten Torwartspiel ausmacht. Wir betrachten Athletiktraining jedoch immer in Anlehnung an seine spezifische Technik. So ist für uns Athletiktrainer der Hechtsprung eines Torwarts nach einem hohen Ball ein programmierter Bewegungsablauf, bei dem koordinative Prozesse dafür sorgen, dass bestimmte Muskelgruppen zu bestimmten Zeiten einen optimalen Schnellkraftimpuls leisten müssen, um die maximale Sprungleistung des Torwart zu ermöglichen.

torwart.de: Wie wird Athletiktraining in das Torwarttraining beim BVB integriert?

Beck: Wir haben mit Teddy de Beer einen hervorragenden Torwarttrainer und Kollegen, mit dem wir uns sehr eng abstimmen. Wir unterstützen die Torhüter im Bereich der torwartspezifischen Athletik. Das kann so ablaufen, dass wir die Torhüter vor dem Training mit einigen schnellkräftigen Kontraktionen aktivieren. Wenn der Fokus auf dem Sprungkrafttraining liegt und die Plätze tief sind, dann machen wir auch Sprungübungen in der Athletikhalle. Gezielt trainieren wir mit den Torhütern auch die Antrittsschnelligkeit.

Weiter ist unsere Aufgabe, dass der Torhüter als Athlet generell funktioniert. Dabei arbeiten wir mit den Torhütern an der Erhaltung des allgemeinen Fitnesszustandes und an der Sicherstellung, dass einzelne Gelenk- und Muskelgruppen, wie z.B. die Schulter, der Rücken oder das Knie optimal funktionieren.

torwart.de: Welche Messverfahren werden beim BVB im Bereich der Sprungkraft eines Torhüters genutzt?

Beck: 3-4 Mal im Jahr unterziehen wir unsere Torhüter in erholtem Zustand einem standardisierten Sprungkrafttest, wie z.B. dem Drop-Counter-Movement-Test oder dem Squat-Jumptest. Beim Squat-Jumptest kommen wir in der Regel auf Sprunghöhen von ca. 40 cm. Diese Werte in Kombination mit anderen Sprungformen und ggf. eines Sprinttests geben uns Aufschlüsse darüber, welche Steigerungspotentiale für den einzelnen Torhüter noch möglich sind. Wir können daraus auch erkennen, ob wir eher im Bereich des Dehnung-Verkürzungszyklus oder in der Muskelaktivierung arbeiten müssen.

torwart.de: Wie sieht für dich eine perfekte Torwartparade aus?

Beck: Für mich als Athletiktrainer ist natürlich alles was nach einer schönen, langen Flugphase mit gestreckter Körperhaltung aussieht, dynamisch und vor allem flüssig abläuft und mit einer gelungenen Abrollbewegung endet, schön auszusehen. Am Ende ist wichtig – kein Tor!

torwart.de: Welche Rolle spielt die Lockerheit bei den Athleten?

Beck: Viele Torhüter und andere Athleten haben die Tendenz, bei ihren spezifischen Bewegungen zu verbissen an die Aktionen heranzugehen. Das hat zur Folge, dass der Torhüter den optimalen Zeitpunkt zur Ansteuerung der motorischen Einheiten, die für den größten Kraftanstieg in der Bewegung verantwortlich sind, nicht optimal trifft und dadurch wichtige Zentimeter verschenkt. Wir sehen in diesem Bereich bei vielen Athleten noch weitere Potentiale, mit der entsprechenden Lockerheit vor der eigentlichen Übung, verbessere Kraftwerte zu erzielen, ohne dass der Athlet zusätzliche Trainingslast verarbeiten muss.

torwart.de: Ein großer Streitpunkt unter den Torhütern ist immer das "Einspringen" bei der Auftaktbewegung. Was ist da die Sicht des Athletiktrainers?

Beck: Wir sind der Auffassung, dass das Einspringen keine optimale Technik zur Repositionierung des Körperschwerpunkts für eine Anschlussaktion darstellt. Es geht wertvolle Zeit verloren.

torwart.de: Bei der Grundstellung gibt es auch unterschiedliche Ansichten. Z.B. stehen Manuel Neuer oder Oliver Baumann relativ breit, während andere Torhüter eine schmalere hüftbreite Grundstellung bevorzugen. Welche Grundstellung ist vorteilhafter?

Beck: Es geht um die Frage, wie kann der Torhüter möglichst schnell seinen Körperschwerpunkt verlagern, um die für anstehende Abwehraktion notwendige Kraftentfaltung zu erzielen. Die Wahl der Grundstellung des Torhüters hängt in diesem Zusammenhang auch stark von den körperlichen Begebenheiten des Torhüters ab. Im American Football gibt es bereits Untersuchungen, die sich mit richtigen Ausgangsposition und anschließender Schrittfolge beim Antritt beschäftigen. Hierbei kam es nur zu geringen Unterschieden.

Eine breite Hüftstellung kann z.B. dazu führen, dass der Torhüter bei einer Abwehraktion am Boden nicht rechtzeitig den Körperschwerpunkt nach außen bringen kann. Dies ist natürlich stark vom Zeitdruck in der Situation abhängig. Diese Frage sollte zusammen mit den Torwarttrainern, wie in unserem Fall mit Teddy de Beer, erarbeitet werden.

torwart.de: Ist ein spezielles Krafttraining im Kraftraum generell sinnvoll für Torhüter?

Beck: Grundsätzlich ist der Muskel ein System, der beschleunigt. Nur weil der Muskel da ist, heißt es nicht, dass er auch langsam sein muss. Man muss ihn nur entsprechend trainieren. Genauso verhält es sich mit der Beweglichkeit. Aber grundsätzlich geht es, aus meiner Sicht, heute für einen Torhüter ohne Krafttraining im Leistungsbereich nicht mehr.

torwart.de: Ab welchem Alter sollen junge Torhüter beginnen, im athletischen Bereich zu trainieren?

Beck: Das athletische Training kann bereits bei Spielern ab dem U12-Bereich begonnen werden. Dabei ist natürlich auf eine ausgewogene Dosierung zu achten.

torwart.de: Andy, wir bedanken uns für das hochinteressante Gespräch und wünschen Dir alles Gute für Deine Arbeit.

Beck: Vielen Dank.


Squat Jump

Ausgangsposition ist eine gehockte Körperposition, bei der der Winkel in Hüfte und Knie ca. 90 Grad beträgt. Ziel ist es, so hoch wie möglich zu springen, wobei Sprung-, Knie- und Hüftgelenke durchgestreckt werden. Die Arme sind während des gesamten Sprunges in der Hüfte fixiert. Es gibt keine Ausholbewegung. Die Landung solle an gleicher Stelle erfolgen wie der Absprung.

Countermovement Jump

Gleich wie der Squat Jump, jedoch mit Ausholbewegung. Startpunkt ist eine aufrechte Körperposition. Die Ausholbewegung führt nach unten bis zur Ausgangsposition des Squat-Jumps. Anschließend folgt der explosive Absprung mit maximaler Streckung. Auch hier sind die Hände während des gesamten Sprunges in der Hüfte fixiert.

Drop Jump

Hier wird von einer Erhöhung eingesprungen. Ziel ist es, nach einem kurzen Bodenkontakt möglichst prellend nach oben zu springen, ohne den Körperschwerpunkt weit nach unten abzusenken. Die Streckung kommt hauptsächlich aus dem Sprunggelenk und weniger aus dem Hüft- und dem Kniegelenk. Auch hier sind die Hände während des gesamten Sprunges in der Hüfte fixiert.



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