Februar 2011 - Interview des Monats: torwart.de konnte mit Stefan Wächter sprechen, der kurz vor seinem Karriereende steht. "Bei mir geht es wohl nicht mehr weiter", erklärt der Keeper. Warum erzählt er im Interview. Wächter spielte beim KFC Uerdingen 05, bei VfL Bochum und bei Westfalia Herne und stand ab 2001 beim Hamburger SV unter Vertrag. Seinen nach der Saison 2006/07 auslaufenden Vertrag verlängerte der HSV nicht. Zu Beginn der Saison 2007/08 wechselte Wächter zum Bundesligaaufsteiger Hansa Rostock, bei dem er einen Drei-Jahres-Vertrag erhielt. 009 erlitt er schließlich eine Patellasehnen-Verletzung im linken Knie sowie wenige Wochen später einen Innenmeniskusriss im rechten Knie, weshalb er in der gesamten Spielzeit 2008/09 zu keinem weiteren Einsatz für Rostocks Lizenzmannschaft kam. Im Sommer 2009 wurde der Vertrag des Keepers aufgelöst.
torwart.de: Stefan, eine ganze Zeit hatte man nichts mehr von dir gehört. Woran lag das?
Stefan Wächter: Ich hatte für mich beschlossen, dass ich nicht mehr mit den Medien spreche und keine Interviews gebe.
torwart.de: Womit hing das zusammen?
Wächter: Momentan bin ich noch krankgeschrieben und ein Gutachten läuft dazu. Es sieht wohl danach aus, dass ich Sportinvalide werde und nicht mehr Fußballspielen kann.
torwart.de: Mit welcher Verletzung hing das zusammen?
Wächter: Ich habe mir mein vorderes Kreuzband nun schon zum dritten Mal gerissen und eine Fortsetzung der Karriere erscheint unmöglich.
torwart.de: Wie hast du die letzten Monate verbracht?
Wächter: Hauptsächlich mit hartem Rehatraining. Das habe ich aber weitgehend alleine durchgezogen.
torwart.de: Wo lag die Ursache deiner Verletzungen?
Wächter: Das war 2008 beim Spiel Rostock gegen Cottbus zu Hause. Dort habe ich mir erstmalig das Kreuzband gerissen.
torwart.de: Dennoch war die Verletzung wohl nicht der Grund deiner Vereinslosigkeit?
Wächter: Die ganze Geschichte ist sehr komplex. Nach meiner Verletzung war ich eigentlich wieder gut im Soll und sollte eigentlich auch spielen. Doch unser damaliger Trainer Dieter Eilts wollte lieber auf Hahnel setzen. Im Winter 2008/2009 hatte ich mich dann auch wieder ins Team gekämpft und war eigentlich voll fit. Zu diesem Zeitpunkt gab es auch einige Angebote von Erstligisten wie Bayer Leverkusen, die mich haben wollten. Doch unser Manager wollte mich nicht gehen lassen. Er war davon überzeugt, dass ich bald wieder spielen würde.
torwart.de: Was du aber nicht hast.
Wächter: Ja, ich wurde einfach nicht mehr beachtet. Im Verein herrscht generell eine Uneinigkeit. Das ganze Umfeld war chaotisch und auch ich war mit meiner Situation nicht zufrieden.
torwart.de: Und dann kam deine nächste Verletzung.
Wächter: Ich konnte noch ein Spiel für die U23 machen und dann hatte ich mir erneut das Kreuzband gerissen. Gerade als mit Zachhuber ein neuer Trainer kam, der endlich auf mich zu setzen schien. Was in dieser Zeit im Umfeld lief, war mit Worten nicht zu erklären. Der Verein lief mehr und mehr seinem Untergang entgegen und stieg im Jahr darauf ab.
torwart.de: Dann hattest du dich öffentlich geäußert.
Wächter: Ich hatte nur das Wohl des Vereines im Sinne. Ich war damals einer der als Querulant galt, nur weil ich in der Öffentlichkeit mich vor die Mannschaft gestellt habe und Dinge angesprochen habe, die absolut nicht in Ordnung waren. Als älterer Spieler habe ich aber auch die Pflicht gehabt, mich vor die Mannschaft zu stellen.
torwart.de: Eigentlich hattest du ja dann noch einen Vertrag bis 2010 gehabt. Doch in den Medien hieß es, der Verein habe dich suspendiert.
Wächter: Ich war ja ohnehin nach meiner Verletzung nicht mehr beim Verein. Das Gehalt übernahm die Krankenkasse und ich hatte meine eigene Reha.
torwart.de: Wie war damals der Kontakt zu deinem Torwarttrainer?
Wächter: Perry Bräutigam ist ein netter und lieber Kerl. Aber auch er konnte an dieser Situation nicht viel ändern und hatte keinen Einfluss.
torwart.de: Zweifelt man da nicht als Mensch?
Wächter: Fußball ist Business. Das ist klar. Und dieses Business ist hart. Die ganze Geschichte hat mich natürlich abgehärtet als Mensch. Aber dennoch hätte ich mir etwas mehr Menschlichkeit im Fußball gewünscht.
torwart.de: Hatte das auch Auswirkungen auf dein Umfeld?
Wächter: Nein, ich hatte immer ein solides Umfeld neben dem Fußball. Das war wichtig für mich.
torwart.de: Wer hat dir während deiner schwierigen Zeit geholfen?
Wächter: Am Ende konnte mir niemand helfen, nur ich selbst. Dennoch waren viele Personen da für mich. Mein Rechtsanwalt, meine Familie und Freunde.
torwart.de: Wie waren die Reaktionen der Fans?
Wächter: Es gab solche und solche. Klar, gab es ein paar, die sich für mich interessierten. Aber am Ende ist die Wahrheit auf dem Platz.
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