Jan Zimmermann stand in den vergangenen beiden Bundesligaspielen gegen den
VfL Wolfburg und Schalke 04 im Tor der Frankfurter Eintracht. Sein Debüt
im Tor verlief sehr gut und Jan Zimmermann zeigte eine sehr ansprechende Leistung.
torwart.de unterhielt sich mit dem 20-Jährigen über seine ersten beiden
Spiele.
torwart.de: In
welcher Art und Weise hast Du davon erfahren, dass Du beim Spiel in Wolfsburg
im Tor stehst ?
Jan Zimmermann: Während des Aufwärmens für das Spiel gegen Wolfsburg
habe ich erfahren, dass ich spielen werde. Fraglich war, ob Oka Nikolov spielen
konnte. Oka und ich sind 10 Minuten vor der normalen Aufwärmzeit auf den Platz.
Nachdem Oka ein paar Übungen gemacht hatte, hatte er gesehen, dass es bei ihm
nicht gehen wird. Dann kam er zu mir, hat mir viel Glück gewünscht und dann
war klar, dass ich spielen werde.
torwart.de: Du hattest demnach sehr wenig Zeit, Dich auf das Spiel vorzubereiten.
War das ein Problem für Dich ?
Jan Zimmermann: Am Tag vorher hatte sich Nikolov im Training verletzt.
Von daher wusste ich, dass ein Einsatz mit 50%-iger Wahrscheinlichkeit möglich
ist. So konnte ich mich bereits einen Tag vorher darauf einstellen. Glücklicherweise
bin ich nicht der Typ, der sich leicht verrückt machen lässt. Die Nacht vorher
war für mich ganz normal wie bei jedem anderen Spiel. Klar, habe ich über den
möglichen Einsatz nachgedacht. Dadurch, dass sich die Verletzung Okas schnell
besserte, ging ich auch nicht wirklich davon aus, dass ich spielen werde.
torwart.de: Wie haben der Trainer bzw. der Torwarttrainer die restlichen Minuten
vor dem Spiel genutzt, um auf Dich noch einzuwirken ?
Jan Zimmermann: Mit dem Trainer habe ich nicht mehr besonders geredet.
Er sagte nur, dass ich für derartige Situationen da sei, und dass das meine
Aufgabe sei. Mit dem Torwarttrainer habe ich schon noch viel geredet. Er hat
mir Tipps gegeben, wie ich z.B. ruhig bleiben soll. Er hatte das Warmmachen
so gemacht, dass ich sicher bin und mit Ruhe in das Spiel gehen kann. Er machte
viele Schüsse in die Hand und hat viel auf mich eingeredet.
torwart.de: Wie haben die Mitspieler reagiert als Sie erfahren haben, dass Du
spielen wirst ?
Jan Zimmermann: Die Mitspieler haben mir alle vertraut und sich keine
großen Sorgen gemacht, da sie mich aus dem Training bei den Profis auch bereits
gekannt haben.
torwart.de:
Wie hast Du die ersten Minuten des Spiels in Wolfsburg empfunden ?
Jan Zimmermann: Die ersten Minuten waren schon ein ganz besonderes
und beeindruckendes Erlebnis gewesen. Wolfsburg ist zwar nicht das größte Stadion
gewesen, jedoch beim Einlauf, wenn Du die Fans und die vollen Ränge siehst,
ist das doch sehr beeindruckend. Als ich aber die erste Flanke abgefangen habe,
habe ich mich anschließend sehr sicher gefühlt und für mich war es anschließend
ein Spiel wie jedes andere. Ich wusste, dass ich als 20-Jähriger kaum was zu
verlieren hatte.
torwart.de: Wie siehst Du nach Deinen ersten Spielen in der Bundesliga den Unterschied
zwischen der Bundesliga und der Oberliga, in welcher die Frankfurter Amateure
spielen ?
Jan Zimmermann: Da gibt es schon einige große Unterschiede. Im Bundesligaspiel
ist das Tempo viel höher. Wenn Du den Ball eine Sekunde aus dem Auge lässt,
dann hat sich das Spiel sogleich um 20m verschoben. Im Vergleich der Oberliga
hat sich das Spiel in dieser Zeit kaum verändert. Ich hatte zum Glück in den
letzten vier Wochen die Gelegenheit, ständig bei den Profis mitzutrainieren,
so dass ich mich an das Tempo bereits gewöhnen konnte. Wenn ich z.B. nur eine
Woche wieder bei den Amateuren trainieren würde und dann wieder bei den Profis
trainieren würde, dann wäre das auf alle Fälle schon wieder ein gewaltiger Unterschied
in Punkto Athletik und Tempo. Über das Training konnte ich mich bereits darauf
einstellen, wie die Bundesligaspiele ablaufen werden.
torwart.de: Deine Leistung wurde als sehr gut bewertet. Z.B. gab Dir der Kicker
eine gute drei. Wie warst Du persönlich mit Deiner Leistung in den Spielen zufrieden
?
Jan Zimmermann: Ich kann mit mir zufrieden sein. Am Gegentor konnte
ich nichts machen. Ich hab das was kam, gehalten, habe einige Flanken heruntergeholt
und aus meiner Sicht eine solide Leistung gebracht.
torwart.de: Was hat sich für Dich direkt nach dem Spiel verändert ? Welche Dinge
sind auf Dich nach dem Spiel eingeströmt ?
Jan Zimmermann: Zum einen ist das eigene Selbstvertrauen auf alle
Fälle gestiegen. Das Vertrauen in meine Person ist größer geworden. Vorher wusste
man natürlich nicht genau, wie man sich als junger Torwart in einer derartigen
Situation schlägt. Heute könnte z.B. Oka Nikolov eher sagen, dass er verletzt
sei, da ich bewiesen habe, dass ich derartige Situationen meistern kann. So
war es vor dem Spiel gegen Schalke als ich zumindest deutlich früher davon erfahren
habe, dass ich spielen werde.
torwart.de: Wie haben die anderen beiden Torwartkollegen, Oka Nikolov und Markus
Pröll, auf Dich nach dem ersten Spiel reagiert ?
Jan Zimmermann: Die Reaktion war von beiden sehr positiv. Markus hatte
mir sogar noch vor dem Wolfsburgspiel eine SMS geschrieben, in der er mir viel
Glück gewünscht hat und mir gesagt hat, dass ich es einfach wie im Training
machen sollte. Der Oka hat mir auch noch viel Glück und Ruhe gewünscht. Beide
haben mir nach dem Spiel gratuliert. Wir drei Torhüter verstehen uns alle super.
torwart.de: Welche Reaktionen der Medien und der Öffentlichkeit hast Du nach
den beiden Spielen wahrgenommen ?
Jan Zimmermann: Die Reaktion der Medien war durchweg positiv. Die meisten
Leute waren erstaunt, wie ruhig ich geblieben bin. Die Medien waren überrascht,
über die Art und Weise wie ich die Situation gemeistert habe. Für mich habe
ich allerdings nur mein Spiel gemacht.
torwart.de:
Offensichtlich scheint die Fähigkeit, Ruhe auszustrahlen und selbst ruhig zu
bleiben eine Deiner großen Stärken zu sein. Ist das eine weitere Eigenschaft,
die Du jetzt durch diese Spiele in Dir selber auch entdeckt hast ?
Jan Zimmermann: Ich wusste natürlich schon vorher, dass ich die Fähigkeit
habe, ruhig und konzentriert zu sein. Die spannende Frage, die sich mir stellte,
war, ob ich diese Ruhe auch in das Bundesligaspiel mit übernehmen kann. Nach
den ersten guten Aktionen hatte ich die Sicherheit gefunden. Gegen Schalke am
vergangenen Spieltag war ich überhaupt nicht nervös.
torwart.de: Was bedeuten diese beiden Spiele für Dich persönlich ?
Jan Zimmermann: Gegen Schalke hatten wir im Heimspiel 50.000 Zuschauer.
Da ging für mich ein Traum in Erfüllung. Das ist ein einzigartiges und tolles
Erlebnis, das mir keiner mehr nehmen.
torwart.de: Wie sieht Deine persönliche Zielsetzung für den Rest der Saison
und in den nächsten 2-3 Jahren aus ? Haben Sie Deine Ziele nun verändert ?
Jan Zimmermann: Groß verändert haben sich meine Ziele natürlich nicht.
Mein Ziel bleibt weiterhin, mich stetig zu verbessern, mit unserem Torwarttrainer
Andreas Menger weiter kontinuierlich zu arbeiten. Ich habe bis 2007 noch einen
Vertrag bei der Eintracht. Ich weiß jetzt, dass ich mithalten kann, dass ich
ruhig bleibe und es liegt nun an mir, weiter zu arbeiten und mich weiter zu
verbessern. Nach 2007 muss man eben sehen wie es mit den anderen Torhütern bei
der Eintracht weitergeht. Da muss man einfach mal abwarten.
torwart.de: Was meinst Du: wie viel Spiele wirst Du in dieser Saison noch in
der Bundesliga machen ?
Jan Zimmermann: Das kann man natürlich nicht abschätzen. Es kann natürlich
sein, wenn die anderen beiden Torhüter weiterhin verletzt sind, dass ich noch
einige Spiele machen werde. Es kann aber auch gut sein, dass ich gar kein weiteres
Spiel mehr mache. Momentan liegt das nicht in meiner Hand. Ich kann nur versuchen,
mich weiter zu verbessern. Als Torwart ist es sicherlich immer das Ziel, aufgrund
der Leistung zu spielen und nicht nur weil ein anderer Torhüter ausgefallen
ist. Ich arbeite jeden Tag so hart ich kann und werde dann sehen, was am Ende
möglich ist.
torwart.de: Die beiden Spiele waren sicherlich auch nochmals ein Positionsbestimmung
für Deine Leistung im Vergleich zu anderen Bundesligatorhütern. Wie würdest
Du Dich im Vergleich zu Oka Nikolov oder Markus Pröll nun sehen ?
Jan Zimmermann: Gegenüber dem Beginn der Saison und der Leistungen
in den beiden Bundesligaspielen habe ich natürlich große Sprünge in meiner Leistung
gemacht. Dadurch, dass ich die Möglichkeit habe, mit unserem Torwarttrainer
Andreas Menger und der Mannschaft ständig trainieren konnte, ist es schon so,
dass ich etwas näher an die anderen Torhüter herangerückt bin. Natürlich haben
Sie mir noch einiges voraus: sie haben jahrlange Erfahrung und sie trainieren
schon sehr viele Jahre im Profibereich. Wie gesagt, ich denke, dass ich in den
letzten Monaten enorme Fortschritte gemacht habe.
torwart.de: Kannst Du Deinen Weg von der Jugend bis in den Profikader der Eintracht
skizzieren ?
Jan Zimmermann: Ich wechselte bereits in der E-Jugend zur Eintracht.
Wir hatten damals mit meinem ersten Verein, den Kickers Obertshauen, ein Turnier
bei der Eintracht. Anschließend ging ins Probetraining zur Eintracht und konnte
bereits wechseln. Anschließend habe ich alle Jugendmannschaften der Eintracht
durchgemacht, hab noch ein Jahr bei den Amateuren gespielt und bin jetzt bei
den Profis seit dieser Saison
torwart.de: Wer sind Deine Vorbilder aus dem Torwartbereich ?
Jan Zimmermann: Ein direktes Vorbild habe ich nicht. Ich muss versuchen,
meinen eigenen Weg und Stil zu finden. Sicherlich versucht man von jedem Torwart,
das Beste zu übernehmen. Zum Beispiel finde ich den Ehrgeiz und den Trainingseifer
von Oliver Kahn sehr gut. Ich finde die Strafraumbeherrschung von Lehmann auch
sehr gut und das Mitspielen von Edwin van der Saar, der fussballtechnisch der
beste Torhüter ist. Aber wie gesagt, ein richtige Vorbild habe ich nicht, da
ich nicht werden will, wie jemand anderes.
torwart.de: Wir bedanken uns bei Dir für das Interview und wünschen Dir für
die Zukunft alle Gute.
Jan Zimmermann: Gerne.
Steckbrief Jan Zimmermann (Eintracht Frankfurt)
Geboren: |
19.05.1985 |
Größe: |
190 cm |
Gewicht: |
85 kg |
Bundesligaspiele: |
2 |
Bisherige Vereine: |
Kickers Obertshausen (1991-94) |
Nationalität: |
deutsch |
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