Januar 2011 - Interview der Woche: torwart.de konnte sich vor dem Abflug von Faryd Mondragon gen USA noch einmal mit ihm unterhalten. Zur Saison 2010/11 war Mondragón der älteste aktive Fußballspieler in der Bundesliga. Aufgrund einer Reise zu zwei Testspielen mit der kolumbianischen Nationalmannschaft, verlor er im Oktober 2010 seinen Stammplatz im Kölner Tor. Im Dezember 2010 wurde bekanntgegeben, dass der Vertrag mit Mondragon zum 31. Dezember 2010 aufgelöst wird. Der Keeper wird zu Philadelphia Union in die nordamerikanische Major League Soccer (MLS) wechseln.

torwart.de: Welche Torhüter haben Dich zu Beginn Deiner Karriere geprägt ? Gab es bestimmte Vorbilder und was hast Du an ihnen geschätzt?

Faryd Mondragon: Toni Schumacher ist ein großes Vorbild für mich, nicht nur weil ich selber jetzt einige Jahre beim 1. FC Köln gespielt habe, sondern weil er einfach ein großartiger Torhüter war und viele Erfolge mit dem FC und als Nationaltorhüter gefeiert hat. Außerdem habe ich auch den ehemaligen argentinischen Nationaltorhüter Ubaldo Fillol und Pedro Zape aus meinem Heimatland Kolumbien immer bewundert.

torwart.de: In welchen Bereichen unterscheidet sich Dein Torwarttraining heute und im als Du noch ein junger Torhüter warst?

Mondragon: Heute ist das Training im Allgemeinen viel spezieller, spielbezogener und wissenschaftlicher, auch durch den Einsatz von moderner Technik. Beim Torwarttraining ist das genauso. Früher war das Torwarttraining eher allgemeiner und nicht so individuell. Jeder hat ähnlich trainiert und bestimmte Trainingsformen wurden häufig wiederholt.

torwart.de: Woher nimmt ein fast 40-Jähriger die Fitness und Motivation als Profi im Tor zu stehen?

Mondragon: Ich verfolge meine Arbeit als Torhüter mit sehr viel Leidenschaft. Außerdem verspüre ich sehr viel Liebe zu diesem Sport. Das Alter spielt dann nicht die wichtigste Rolle.

torwart.de: Wie lange wirst Du noch spielen?

Mondragon: Je nachdem wie es läuft, würde ich gerne noch ein bis zwei Jahre spielen.

torwart.de: Wie wichtig ist für Dich die Zusammenarbeit mit dem Torwarttrainer? Was ist besonders an der Zusammenarbeit mit Alex Bade?

Mondragon: Es ist wichtig mit jemandem zusammenzuarbeiten, der selber als Torwart gespielt hat. Alex Bade war selber lange Torhüter und weiß wie ein Torwart tickt. Die Torwart-Position ist eine besondere im Fußball und die Sichtweise eines Keepers ist schon speziell.

torwart.de: Warum spielst Du mit Uhlsporthandschuhen?

Mondragon: Ich spiele schon seit ca. acht Jahren mit Uhlsport-Handschuhen. Sie fühlen sich einfach gut an. Es ist wichtig, dass die Handschuhe eine gute Passform haben und natürlich einen guten Grip.

torwart.de: Mit Köln hast du den Aufstieg geschafft. Hattest du dir trotzdem mehr vorgenommen, vor allem mit Spielern wie Lukas Poldoski?

Mondragon: Der Aufstieg mit dem 1. FC Köln war eine der schönsten Erfahrungen meiner Karriere. Diesen Moment werde ich nie vergessen. Mit Lukas Podolski zu spielen war natürlich toll. Er ist wichtig für diesen Klub, und für mich persönlich zu einem guten Freund geworden.

torwart.de: Du hast 3 Jahre beim FC gespielt. Welche Eindrücke und besonderen Erlebnisse nimmst Du für Dich mit?

Mondragon: Da muss ich nochmal den Aufstieg nennen und die vielen Eindrücke die ich dort gesammelt habe. Das war unglaublich. Außerdem war ich ja der erste südamerikanische Torwart in der Bundesliga, dass ist auch etwas besonderes für mich.

torwart.de: Du hast in vielen Ländern gespielt. In welchen Ländern gibt es die besten Torhüter?

Mondragon: Die besten Torhüter kommen aus Deutschland und aus Argentinien. Das Training macht am meisten in Deutschland und der Türkei Spaß. stärker ausgeprägt sein wird.

torwart.de: In welchen Punkten unterscheiden sich z.B. die deutschen Torhüter von den Südamerikanischen?

Mondragon: Die deutschen Torhüter haben eine sehr gute Fangtechnik. Südamerikanische Torhüter spielen eher spektakulärer, sind dafür vielleicht fußballerisch etwas besser.

torwart.de: Du bist der erste Torhüter aus Südamerika in der 1. Bundesliga. Erwartest du in Zukunft eine Steigerung von Keepern aus Südamerika in Deutschland?

Mondragon: Das kann man schwer vorhersehen. In Deutschland gibt es viele gute Torhüter, aber es wäre schön, wenn ich so eine Art „Türöffner“ für Keeper aus Südamerika war.

torwart.de: Welchen Stellenwert hat die Bundesliga in Kolumbien?

Mondragon: Die Bundesliga ist zusammen mit der spanischen und der englischen Liga die beliebteste in Kolumbien.

torwart.de: Deine Eltern/Vorfahren stammen aus dem arabischen Libanon. Wie bewertest Du für die arabische Region, dass Katar die WM 2022 bekommen hat?

Mondragon: Katar hat definitiv eine große wirtschaftliche Kraft und ist dadurch auch in der Lage eine gute Weltmeisterschaft zu organisieren. Allerdings sind es noch fast zwölf Jahre bis zur WM, da ist es schwer schon jetzt darüber zu spekulieren, inwiefern die arabische Region davon profitiert.

torwart.de: Welche Ziele hast Du in der Zukunft mit der kolumbianischen Nationalmannschaft?

Mondragon: Ich möchte mit Kolumbien bei der Copa América 2011 spielen.

torwart.de: Was hältst Du von René Higuita?

Mondragon: Er ist ein sehr intelligenter und aktiver Torwart. Er fühlt Fußball und ich habe großen Respekt vor ihm.

torwart.de: Faryd, wir bedanken uns bei Dir und bei Deinem Torwarttrainer Alexander Bade für das Interview und wünschen Dir viel Erfolg in den USA.

Mondragon: Vielen Dank.