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Home > Archiv > EURO 2016 > Kolumne I: Nach den ersten Gruppenspielen

Thomas Schlieck schaut sich für torwart.de die EM aus einem besonderen Blickwinkel an...

"Neuer auf den Punkt in Topform!"

Die DFB-Elf ist erfolgreich in das Turnier gestartet. Wir waren alle gespannt, wie die Mannschaft nach einer eher durchwachsenen Qualifikation und schwächeren Freundschaftsspielen in das Turnier starten wird. Der 2:0-Auftaktsieg gegen die Ukrainer war ein gelungener Start ins EM-Turnier.

Natürlich darf man nicht darüber hinwegsehen, dass besonders in der 1. Halbzeit die Osteuropäer teilweise sehr gute Gelegenheiten hatten und die deutsche Abwehr immer wieder in Verlegenheit brachten. Manuel Neuer musste öfters als erwartet ins Geschehen eingreifen.

Für Manuel Neuer war aus Torwartsicht das Spiel ein angenehmer Turnierauftakt. In den Bereichen Torverteidigung, Raumverteidigung und Offensivspiel hatte er relativ viele Aktionen und ist mit dem ersten Spiel sofort im Turnier angekommen.

Gute Aktionen hatte Neuer besonders zweimal vor der Pause als er einen Direktschuss in die linke Torwartecke nach außen abwehrte. Sehr anspruchsvoll war der Kopfball, den er mit einer extrem guten Reaktion über die Latte bugsieren konnte. Beachtenswert dabei, dass Neuer die Entscheidung, den Ball im Raum anzugreifen, blitzartig zurückgenommen hatte und sich in sekundeschnelle auf die Torverteidigung umorientierte. Hierbei lässt sich erkennen, wie konzentriert und geistesgegenwärtig Neuer sein Torwartspiel umsetzt.

Manuel Neuer lieferte insgesamt eine sehr souveräne und solide Torwartleistung mit klaren und sachlichen Aktionen. Wie wir es von Neuer gewohnt sind, war er zu 100% auf den Punkt fit und präsent. Neuers Vorderleute und das Trainerteam wissen, dass sie sich bei diesem Turnier immer auf ihn verlassen können. In seinem bereits vierten großen Turnier ist er zu einer absoluten Führungspersönlichkeit gereift. Dabei spielt es keine Rolle, ob er die Kapitänsbinde trägt oder nicht.

Die ukrainische Nummer 1, Andriy Pyatov, zeigt ebenso eine gute Leistung. In der Vergangenheit wechselten sich beim Ukrainer Licht und Schatten häufig ab. Sehr gut gefallen hat mir, wie Pyatov die hochkarätigen Torchancen der Deutschen im 1-gegen-1 und in der Nahdistanz löste. Langes Stehenbleiben in der neutralen Position und das rasche Finden der optimalen Distanz zum Schützen waren dabei seine Erfolgrezepte. Sehr gut war ebenfalls seine Spieleröffnung mit dem rechten Fuß: seine langen Bälle waren sehr präzise und hatten eine sehr gute Länge. In der Raumverteidigung zeigte er sich mutig, klärte die hohen Bälle meist per einhändiger Faustabwehr, was jedoch nicht immer souverän wirkte. Den Ball sicher zu fangen, wäre dabei ebenso möglich gewesen und hätte mich noch mehr von Pyatovs Fähigkeiten überzeugt.

Die bisherigen Leistungen der Torhüter waren durchwachsen. Wir sahen schwache Leistungen mit entscheidenden Fehlern, die zu Gegentore führten. In meinen bisherigen Analysen der Gegentore lässt sich feststellen, dass die Torhüter bei ca. 50% zumindest mitbeteiligt waren. Gut gefallen haben mir bisher neben Neuer und Pyatov auch z.B. der Schweizer, Yann Sommer, der mit starken Paraden den Fehlstart der Schweizer verhinderte.

Auch wenn unser BVB-Torwart, Roman Bürki, momentan an Sommer nicht vorbeikommt, ist die Berufung in den Schweizer EM-Kader eine hervorragende Gelegenheit, auf internationalem Topniveau weiter Erfahrung zu sammeln. Mit den drei Bundesligatorhütern Sommer, Bürki und Hitz hat mein Torwarttrainerkollege Patrick Folleti ein sehr starkes Torwartteam an Bord.

Ich in auf den weiteren Verlauf der EURO aus Torwartsicht gespannt.


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