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Philipp Heerwagen - "hautnah" bei torwart.de (24.08.07)

"Mein Ziel ist ein Stammplatz"


Philipp Heerwagen wechselt in der Sommerpause von seinen langjährigen Klub Spvgg Unterhaching zum Erstligisten VfL Bochum. Die Bochumer gelang ein Traumstart in die neue Runde. torwart.de-Redakteur Marcel Schäfer hat sich mit dem 24-jährigen Neubochumer unterhalten.

torwart.de: Du hast im Sommer zum VfL Bochum gewechselt. Wie wurde Dein Wechsel eingeleitet. Hattest du bereits im Vorfeld Kontakt zu Eurem Torwarttrainer Peter Greiber?

Philipp Heerwagen: Peter Greiber ist ein sehr erfahrener Torwarttrainer. Er setzt sich mit der Materie des Torwarttrainings sehr intensiv auseinander. Mein erstes Treffen mit den Bochumer Verantwortlichen war im letzten Dezember. Zunächst habe ich ein Gespräch mit Vorstandsmitglied Stefan Kuntz gehabt. Ich hatte damals eigentlich schon Urlaub und saß quasi schon im Flieger, als ich mich dazu entschied, mir das Bochumer Umfeld anzuschauen und Gespräche zu führen. Mein erstes Gespräch mit Peter Greiber unter vier Augen war sehr intensiv. Es beeindruckte mich sehr, wie viele Gedanken er sich über die Ausbildung von Torhütern macht. Wir haben uns dann auch über meine Zukunft und eine mögliche Zusammenarbeit mit dem damit verbundenen Trainingsalltag unterhalten. Unser Kontakt war danach sehr intensiv und auch meine Spiele für Unterhaching waren immer wieder ein Gesprächsthema. Er hat sie sich oft angeschaut und sie danach zusammen mit mir analysiert. Ich war sehr überrascht zu erfahren, dass er mich schon relativ lange kennt. Schon damals als ich in der A-Jugend der Bayern gespielt habe und er bei Köln tätig war, hatte er mich im Blick und beobachtete mich.

torwart.de: Im Dezember gab es beim VfL eine Torwartdiskussion. Erst wechselten sich Peter Skov-Jensen und Alexander Bade ab, dann wurde Jaroslav Drobny verpflichtet. Wie nimmt man so etwas auf, wenn man weiß, dass man zu diesem Verein wechselt? Wurdest du dadurch verunsichert oder hast du dich eher darin gestärkt gefühlt, dass du als Lösung dieses Problems gesehen wirst?

Philipp Heerwagen: Warum sollte es mich verunsichern, wenn es um andere Leute geht? Natürlich mache ich mir Gedanken darüber, aber Torhüter stehen generell sehr schnell in der Kritik. Die Öffentlichkeit erinnert sich eher an die schlechten als an die guten Szenen, das ist nun mal leider so. Schadenfreude oder ähnliches habe ich dabei natürlich nicht empfunden, das entspricht nicht meinem Typ. Ich bin sehr fair und wurde so auch vom VfL behandelt.

torwart.de: Die Verpflichtung von Jaroslav Drobny kam erst einige Zeit nach den ersten Gesprächen zwischen dir und dem VfL Bochum zu Stande. Wie hast du diese Situation erlebt?

Philipp Heerwagen: Der Verein war mir gegenüber sehr offen und hat mir damals bereits gesagt, dass man ihn ins Trainingslager mitnehmen werde. Diese Offenheit hat mir sehr gut gefallen und ich wusste darüber Bescheid, was auf mich zukommt. Das hat mir die Entscheidung sehr erleichtert. Es ist immer besser, wenn man so etwas direkt vom Verein erfährt als aus der Zeitung.

torwart.de: Bochum hat zum Saisonende eine beeindruckende Serie hingelegt. War dies für dich eine Bestätigung, den richtigen Verein gewählt zu haben?

Philipp Heerwagen: Ich habe meinen Vertrag im Februar unterschrieben. Damals gab es viele Diskussionen in der Münchener Presse ob ich wohl wechseln würde oder nicht. Zu diesem Zeitpunkt stand Bochum noch relativ weit unten und war im Abstiegskampf. Also fragte sich jeder was wohl passieren würde, wenn der VfL absteigt und ich in der zweiten Liga bleiben würde. Ich habe in dieser Zeit viele Interviews gegeben und musste den Journalisten erklären, dass man Unterhaching und Bochum nicht vergleichen kann. Ein Wechsel bedeutet ja nicht nur, dass man in einer neuen Liga spielt, sondern bietet auch eine neue Perspektive. Und da ist es wichtig, in einen in sich gefestigten Verein zu kommen. Wenn der VfL also abgestiegen wäre, hätte ich mich ebenso sehr auf diese Herausforderung gefreut.

torwart.de: Du hast nun relativ lange in Unterhaching gespielt. Ist der Wechsel ein für dich notwendiger Schritt? Wer hat letztendlich den Anstoß gegeben etwas Neues zu beginnen?

Philipp Heerwagen: Letztendlich hat mein persönlicher Wille den Ausschlag gegeben. Ich bin auch bei anderen Vereinen im Gespräch gewesen, mein erstes Gespräch war jedoch mit Bochum. Dort habe ich mich gleich wohl gefühlt und ein vergleichbar gutes Gefühl hatte ich bei keinem anderen Verein. Und so schlimm ist Bochum als Stadt ja auch nicht (lacht). Ich lerne gerne neue Leute und Umgebungen kennen und Bochum entspricht nicht den Stereotypen des öden und dreckigen Ruhrpotts. Natürlich ist die Stadt anders als München, aber dennoch findet man dort viel Lebensqualität. Außerdem gefällt mir die langjährige Fußballtradition in dieser Region sehr gut.

torwart.de: Wie schwierig siehst du den Sprung in die Bundesliga? Bedeutet dieser noch größere Anforderungen an den Torwart?

Philipp Heerwagen: Für mich ist das ein ganz neuer Bereich und eine ganz neue Erfahrung. Ich habe über zweihundert Zweitligaspiele gemacht, weiß aber dennoch nicht was genau auf mich zukommt. Das technische Niveau ist wohl um einiges höher, da muss ich mich erst dran gewöhnen. Natürlich werden auch höhere Ansprüche und Erwartungen an meine Person gestellt. Das Umfeld in der Bundesliga ist insgesamt anders, auf dem Spielfeld werde ich mich schneller zurechtfinden. Zum Glück ist das Klima beim VfL ähnlich wie in Unterhaching. Es geht sehr familiär zu, aber natürlich ist es viel professioneller. Ein großer Unterschied ist natürlich in der Medienpräsenz zu spüren. Ich musste noch nie so viele Interviews geben wie in letzter Zeit. Das ist im Vergleich zur 2. Bundesliga eine ganz andere Dimension. Wobei ich sagen muss, dass die Journalisten alle sehr gut vorbereitet sind, was die Sache auch für mich einfacher macht.

torwart.de: Du hast – trotz des Abstiegs von Unterhaching – solide Leistungen in der abgelaufenen Saison gebracht. In welchen Bereichen hast du dich aus deiner Sicht besonders verbessert?

Philipp Heerwagen: Man lernt in jedem Spiel dazu und sammelt Erfahrung. Erfahrung ist ein sehr wichtiger Aspekt, vor allem als Torwart. Außerdem wird man mit steigender Erfahrung weniger naiv. Auf und auch neben dem Platz.

torwart.de: Hast du in der Sommerpause spezielles Training oder Zusatzschichten gemacht, um topfit für die neue Herausforderung zu sein?

Philipp Heerwagen: Generell habe ich mit Zusatzschichten schon vor drei Jahren begonnen. Damals habe ich mich gefragt wie es mit mir weiter geht und was ich noch erreichen möchte. Ich habe mir dann Tipps von außerhalb geholt und einen Plan zu Recht gelegt. Vor allem im letzten Jahr habe ich sehr intensiv trainiert, auch mit meinem Torwarttrainer. Bis zu dem Zeitpunkt als ich damit begonnen habe, zusätzlich zu trainieren, war ich oftmals nach den Trainingseinheiten im Verein nicht ausgelastet. Dann kommt irgendwann ein Punkt, an dem man denkt, dass man nicht ins Bett gehen kann ohne kaputt zu sein. Seitdem bin ich regelmäßig ins Fitnesscenter gegangen. Dort habe ich bessere Möglichkeiten und vor allem mehr Ruhe und Zeit als im Kraftraum des Vereins. Die Übungen habe ich mir in den USA abgeschaut, dort ist man trainingstechnisch viel weiter als in Deutschland. Im Sommer wollte ich eigentlich zu Mark Versteegen und hatte auch schon Kontakte geknüpft. Das Training in seinem Trainingszentrum wäre sicherlich nicht günstig gewesen, hätte sich aber gelohnt. Dann kam jedoch mein Umzug nach Bochum dazwischen und ich habe einer anderen Trainingsgruppe in Atlanta zugesagt, die dann mit mir plante. Dort habe ich in einer Gruppe mit Football- und Basketballspielern trainiert. Es ging speziell um Athletik, Grundlagenausdauer und Spritzigkeit. Das war sehr beeindruckend, vor allem die Sprungkraft der Basketballer.

torwart.de: Du bist seit einigen Jahren bei Reusch unter Vertrag. Was zeichnet diese Partnerschaft zwischen dir und deinem Ausrüster aus?

Philipp Heerwagen: Knebelverträge, lange Fahrten, unangenehme Gespräche (lacht). Spaß bei Seite, ich habe beim VfL Bochum viel Wert darauf gelegt, dass freie Handschuhwahl in meinem Vertrag steht. Das war mir sehr wichtig, da ich dem Material, das ich an den Händen trage, vertrauen muss. Unterhaching hatte schon vor einiger Zeit eine Kooperation mit Reusch, aber das hat mich nicht gereicht. Ich wollte noch näher an den Hersteller meiner Handschuhe heranrücken und einen speziellen Partnervertrag. Ausschlaggebend dafür war die lange und gute Erfahrung mit Reusch. Ansonsten wäre ich wohl zur Konkurrenz gewechselt. Mittlerweile bin ich seit fünf Jahren bei Reusch unter Vertrag und damit sehr zufrieden. Die persönliche Betreuung ist vorbildlich, das Verhältnis zueinander freundschaftlich. Meine Handschuhe werden nach meinen Wünschen hergestellt. Das Hauptmerkmal ist der sehr dicke Belag, der ist mir wichtig. Die damit verbundene Dämpfung möchte ich nicht missen. Das Oberhanddesign der neuen Kollektion musste auch ein wenig für mich angepasst werden. Ich bevorzuge zurzeit den Mega Grip, habe jedoch früher den Duo Mega Grip getragen. Doch irgendwie bin ich davon abgekommen, einen wirklichen Grund gibt es nicht. Reusch lässt mir in der Gestaltung viel Freiheit, ich kann sehr viel testen und werde natürlich auch nach Feedback gefragt. Reusch ist daran interessiert, die Produkte zu verbessern und dabei probiere ich natürlich so gut wie möglich zu helfen. Ich schaue mich aber auch bei anderen Herstellern um. In Deutschland hat man den Luxus, die besten Sportartikelhersteller direkt im Umfeld zu haben. Ich möchte in technologischer Hinsicht immer auf dem Laufenden bleiben.

torwart.de: Was hältst du von mentalem Training? Ist das etwas für dich oder eher nicht?

Philipp Heerwagen: Es gibt viele Mentaltrainer die auf einen zukommen und etwas mit dir machen wollen. Aber braucht man das wirklich? Man kann sich verschiedene Ansätze anhören und selbst Rückschlüsse daraus ziehen. Aber spezielle Übungsstunden für viel Geld würde ich nicht buchen.

torwart.de: Hast du bereits Zielsetzungen für die nächste Saison?

Philipp Heerwagen: Mein großer Traum ist es natürlich einen Stammplatz zu bekommen. Gleich beim ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal möchte ich als Nummer 1 zwischen den Pfosten stehen. Darunter stehen einige kleinere Ziele, aber ich möchte erst einmal alles auf mich zukommen lassen und konzentriere mich auf meine Leistungen. Ich werde auch erstmal nicht mehr trainieren als von den Trainern angesetzt wird. Sollte mir das nicht reichen, kann ich noch immer selbst tätig werden.

torwart.de: Wie würdest du reagieren, wenn du in Bochum nur auf der Bank sitzen solltest? Nimmst du eine Reserverolle in der Bundesliga eher in Kauf als einen Stammplatz in der Regionalliga?

Philipp Heerwagen: Ich verfüge bereits über sehr viel Spielpraxis und deshalb ist es schwer solch eine Frage zu beantworten. Das kommt natürlich auch immer auf die Vorgeschichte an. Es geht mir darum die Bundesliga mitzuerleben.

torwart.de: Hast du einen „Plan B“, falls deine Planungen sich nicht realisieren lassen oder dir etwas passiert?

Philipp Heerwagen: Natürlich hat man als Fußballprofi immer mehrere andere Pläne im Kopf. Auch eine mögliche Sportinvalidität spielt dabei eine Rolle. Ich habe für sehr viele mögliche Situationen Pläne in der Schublade, werde diese aber erst dann herausholen, wenn etwas passiert. Ich bin sehr ehrgeizig und arbeite primär an meinen Zielen, anstatt mir über Dinge Gedanken zu machen, die noch nicht passiert sind.

torwart.de: Wo würdest du dich gerne beruflich und familiär in fünf Jahren sehen?

Philipp Heerwagen: Unverheiratet, steinreich und so jung und frisch wie jetzt (lacht). Was sich familiär tut, muss man abwarten. Sportlich hoffe ich mit etwas Glück darauf, viele Bundesligaspiele bestritten zu haben.

torwart.de: Dein Tipp für ambitionierte Nachwuchstorhüter?

Philipp Heerwagen: Ich habe in den letzten Jahren festgestellt, dass sich Arbeit und Wille immer auszahlen. Man muss ein Ziel haben und sich fragen, warum man das Ganze macht.

torwart.de: Vielen Dank für das Interview, Philipp.

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