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M. Hesse: "Verständnis für Depressionen"

Über die Stationen SG Dresden Striesen, den Dresdner SC und den FV Dresden-Nord kam Marcus Hesse 2001 als 17-jähriger Juniorenauswahltorhüter zu Alemannia Aachen. 2007 absolvierte er dann sogar zwei Bundesliga-Spiele. Das Nachwuchstalent landete dann innerhalb weniger Jahre in der Bezirksliga. Wie es dazu kam, erzählt Hesse im Gespräch mit torwart.de. Ein Gespräch über den schnellen Abstieg, Depressionen und den umkämpften Torwartmarkt.

Immer mehr ehemalige Profi-Torhüter landen heute in den Amateurligen. Woran liegt das?

Marcus Hesse: Der Torwartmarkt ist seit einiger Zeit unheimlich umkämpft. Seit der Ära von Oliver Kahn wollen immer mehr Jugendliche auch Keeper werden. Und auch noch mal mit der Generation von Manuel Neuer und René Adler hat diese Entwicklung einen Schub erfahren. Dazu kommt, dass alles heute professioneller ist. Torwarttraining wird heute schon ab acht Jahren gemacht. Ich habe damals erst mit 13 angefangen.

torwart.de: Dennoch: Bei dir ist der Fall von der Bundesliga in die Bezirksliga doch extrem. Woran lag das?

Hesse: Bei mir lief es einfach schlecht. Der Knackpunkt war einfach, dass ich nicht damals aus Aachen hätte weggehen dürfen, aber ich hatte auf meine Emotionen gehört. Dresden war einfach meine Heimatstadt. Ralf Minge hatte mich mit vielen Argumenten nach Dresden geholt. Man wollte damals um mich herum wirklich etwas aufbauen.

torwart.de: Hätte es denn auch eine Zukunft in Aachen gegeben?

Hesse: In Aachen wollten sie mich auch behalten. Jörg Schmadtke hatte sich damals um mich bemüht. Aber ob es denn in Aachen besser gelaufen wäre? Ich war damals 23 und wollte unbedingt spielen. Das konnte mir in Aachen nicht garantiert werden.

torwart.de: Waren deine zwei Bundesligaspiele für dich damals eine wichtige Erfahrung?

Hesse: In der Bundesliga zu spielen ist schon was besonderes, aber du lernst vor allem im Training viel. Mit 17 bin ich nach Aachen gekommen und habe mit vielen guten Fußballern gespielt. Das Training hat mich begeistert.

torwart.de: Blickst du dennoch auf die Bundesliga-Zeit zurück?

Hesse: Klar, es war eine tolle Zeit. Auch wenn wir abgestiegen sind und ich in zwei Spielen sechs Gegentore bekommen habe. Aber von den Fachmedien habe ich gute Noten bekommen und denke, dass ich mit meiner Leistung ganz zufrieden gewesen sein konnte. Am Ende hängt eben viel mit Glück zusammen. Du musst am richtigen Ort zur richtigen Zeit haben und auch das Vertrauen deines Trainers ist wichtig, wie es zum Beispiel René Adler oder Manuel Neuer bekommen haben.

torwart.de: Dann ging es nach Dresden. Dort wurdest du aber auch nicht glücklich.

Hesse: In Dresden war der Druck sehr hoch. Ich war aber dort öfters der beste Spieler des Spiels, zumindest laut den Umfragen und Noten. Aber wir mussten unbedingt die Qualifikation schaffen für die 3.Liga. So lag ein sehr hoher Druck auf dem Team und als ein neuer Trainer mit Ruud Kaiser kam, war mein Abstieg besiegelt, da er nicht auf mich bauen wollte. Das ging dann alles ganz schnell.

torwart.de: War das für dich die erste große Enttäuschung in der Fußballwelt?

Hesse: Ich wusste schon damals, dass Fußball nur ein Geschäft ist. Mir war bewusst, dass jeder seine eigene Haut retten wollte. Ich wollte nicht gehen, wurde dann aber aussortiert.

torwart.de: Kamen da auch persönliche Zweifel?

Hesse: Die Zeit war natürlich nicht einfach. Für mich ist es nichts außergewöhnliches, wenn Torhüter Depressionen bekommen, gerade wenn man so einen Bruch in der Karriere hat. Da kann ich Markus Miller gut verstehen. Torhüter haben durch ihre Position eine ganz besondere Situation.

torwart.de: Konnte dein Berater dir nicht helfen?

Hesse: Als ich nicht mehr die Nummer eins bin, war ich auch nicht mehr interessant für ihn. Er hatte ja Podolski und Rensing als seine Zugpferde, da war ich natürlich nur noch zweite Wahl für ihn.

torwart.de: Hattest du dann einfach aufgegeben?

Hesse: Nein, ich habe dann selbst Bewerbungen geschrieben an alle möglichen Vereine, 60 Prozent der Vereine meldeten sich gar nicht. 40 Prozent der Vereine, wie etwa der VfB Stuttgart oder Union Berlin, meldeten sich, aber die Vereine waren voll.

torwart.de: Was war dann der Plan B?

Hesse: Ich brauchte erst einmal ein Jahr Pause 2009 und habe gar nicht mehr gespielt. Danach habe ich mich auf ein Studium zum Eventmanager konzentriert, welches ich auch bestanden hatte. Der Fußball war von da an nur noch Nebensache.

torwart.de: Ganz aufgeben hast du ihn aber nicht.

Hesse: Nein, aber heute spiele ich rein zum Spaß. Ganz ohne Druck. Die Angst zu versagen, die ich früher hatte, ist heute weg. Ich gehe meinen eigenen Weg und bin nun raus aus der Seifenblase, die im Sport herrscht.

torwart.de: War der Abschied vom Profisport auch finanziell ein Verlust?

Hesse: Ich war mit Aachen im Pokalfinale, dann kam der UEFA Cup. Auch mit Dresden gab es eine Aufstiegsprämie. Schlecht ist es mir nicht ergangen. Ich hatte einen guten Finanzberater und bin daher gut aufgestellt.

torwart.de: Wenn du heute in der Bezirksliga spielst, ist es so, dass du dich dem Niveau anpasst?

Hesse: Es ist schon so, dass man sich dem tieferen Niveau etwas anpasst. Aber in einigen Szenen merkt man schon, welchen Hintergrund ich habe. In den ersten sechs Spielen war ich zum Beispiel ohne Gegentreffer.

torwart.de: Würdest du wieder in den Profifußball zurückkehren?

Hesse: Aktuell habe genug so zu tun. Vor kurzem habe ich das Projekt "www.zigarettenfrei24.de" gegründet. Aber wie ich vorhin schon sagte, sollte sich jemand an mich erinnern, bin ich immer noch bereit. Vielleicht läuft es ja dann wie bei Lars Leese, der kam ja auch ganz plötzlich zu Einsätzen in England. (schmunzelt)

torwart.de: Danke für das Gespräch.

Hesse: Bitte sehr.


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