Portugal ist auf der europäischen Bühne so etwas wie der ewige Geheimfavorit. Für den ganz großen Coup fehlte bisher allerdings die nötige Fortune. Unvergessen bleibt die dramatische 0:1-Finalniederlage bei der EM 2004 im eigenen Land gegen die von Otto Rehhagel trainierten Griechen.
Wie stehen die Chancen? Die goldene Generation mit illustren Name wie Luis Figo, Rui Costa und Fernando Couto ist passé. Aber auch das jetzige Team ist alles andere als von schlechten Eltern. Die Mannschaft bildet eine gelungene Mélange aus arrivierten und erfahrenen Spielern wie Nani (Fenerbahce Istanbul), Pepe (Real Madrid) und Joao Moutinho (AS Monaco) sowie hungrigen Jungspunden, wie Renato Sanches (der zu Bayern München wechseln wird) oder Raphael Guerreiro (steht bei Borussia Dortmund auf dem Zettel).
Überstrahlt wird das Ganze allerdings durch den dreimaligen Weltfußballer Christiano Ronaldo, der jüngst Real Madrid zum erneuten Champions League-Triumph führte. Wenn der Weltstar auch endlich mal in einem großen Turnier zündet und mit seinen Mitspielern harmoniert, ist für die Portugiesen alles möglich.
Stammtorwart beim Team von der iberischen Halbinsel ist seit 2010 ziemlich unumstritten Rui Patricio. Da er immer wieder Angebote größerer Vereine aus dem Ausland (z.B. Inter Mailand oder unlängst FC Liverpool) ausschlug, ist der Kapitän von Sporting Lissabon in seiner Heimat so etwas wie ein Held. Patricio wurde als Feldspieler ausgebildet und vermag folglich ausgezeichnet mit dem Ball am Fuß umzugehen. Der 28-jährige gehört zu den modernen Torwart-Typen und bindet sich in Spielgeschehen mit ein. Auffällig ist auch seine Ruhe. Im 1-gegen-1 bleibt er oftmals sehr lange stehen und verlässt sich auf seine Stärke auf der Linie sowie seine teilweise brillanten Reflexe. Mit mittlerweile 43 Länderspielen verfügt er zudem über die nötige Erfahrung auf internationaler Ebene und auch die Tendenz für den ein oder anderen Patzer gut zu sein, hat Patricio mittlerweile ad acta gelegt.
Im Kampf um die Stammposition in den Jahren 2009 und 2010 hatte Eduardo knapp das Nachsehen. Auch zur EM nach Frankreich fährt der 34-jährige nur als Ersatz-Keeper mit. Eduardo gilt als unscheinbarer als Patricio. Ein weiterer Nachteil ist, dass er bisher eher bei Clubs der zweiten Garde spielte: In Portugal lange Zeit bei seinem Jugendverein Sporting Braga und nun bei Dynamo Zagreb in Kroatien. Da ist es selbstverständlich etwas schwerer, sich in den Vordergrund zu spielen.
Bereits bei diesem Turnier könnte ihm der weitaus jüngere Anthony Lopes den Rang als Nummer zwei ablaufen. Der 26-jährige ist Stammkeeper beim französischen Vizemeister Olympique Lyon. Lopes ist ein Top-Torwart auf der Linie und im Strafraum. Allerdings neigt er auch zu waghalsigen Ausflügen, ist bei weiten Pässen nicht der Sicherste und kassierte in dieser Saison mit Lyon stolze 43 Tore.