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Rowen Fernandez - "hautnah" bei torwart.de (25.11.08)

Die Nationalmannschaft als Vorbild (Teil I)


Rowen Fernandez zeigt nicht nur auf dem Spielfeld seine Vorbildfunktion, sondern auch in anderen Lebenslagen. So engagiert der Süd-Afrikaner sich für das Projekt „Club der guten Hoffnung“, in dem es um ein gemeines Projekt mit jugendlichen aus Bayern und Süd-Afrika im Zuge der WM 2010 geht. Mit torwart.de spricht der sympathische Keeper u.a. über die Hintergründe des Projekts, Rassismus und was es heißt, Nationaltorwart im Süden Afrikas zu sein.

torwart.de: Als Südafrikaner hast du sicherlich auch viele Länderspiele in „unsicheren Staaten“. Kannst du uns davon etwas mehr erzählen?

Rowen Fernandez: Einmal hatten wir ein Länderspiel in Liberia. Das war eines meiner ersten überhaupt und ich war noch ziemlich jung. Beim Anflug bekamen wir das Landerecht verweigert und mussten so in Ghana landen. Von dort wurden wir dann mit einem UN Konvoi eskortiert. Als wir in Liberia ankamen war das wirklich beängstigend. Überall waren Panzer, Soldaten mit großen Waffen und zerstörte Gebäude. Das hat mich als junger Spieler schon geprägt.

torwart.de: Dort herrschen sicherlich auch andere Standards für die Vorbereitung.

Fernandez: Natürlich. Alleine das Hotel war sehr gewöhnungsbedürftig. Als ich den Rollladen aufmachen wollte, fiel er ab. Überall waren Käfer und Kackerlacken. Aufgeräumt wurde nicht. Und wir waren sogar noch in einem der besten Hotels des Landes.

torwart.de: Wie steht es denn da um die Sicherheit von euch?

Fernandez: Wir bringen immer eigenes Sicherheitspersonal mit und vertrauen zusätzlich noch auf örtlichen Schutz. Ohne dieses Personal kannst du in den meisten afrikanischen Ländern nicht auf die Straße gehen.

torwart.de: Für viele kleine Staaten ist ein Spiel gegen euch doch sicherlich ein Highlight. Wie werdet ihr in den jeweiligen Ländern empfangen?

Fernandez: Trotz der unsicheren Lage, immer mit Herzlichkeit. Ab und zu kommen auch Minister direkt zum Flughafen und begrüßen uns. Die Passkontrolle fällt sogar manchmal für uns weg. Was aber eher ein generelles Problem ist, als dass wir diesen Sonderstatus haben. Die Airports kann man nicht mit westlichen vergleichen.

torwart.de: In Südafrika gibt es momentan einen tiefen Riss in der Gesellschaft. Es herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände.

Fernandez: Leider hat sich unser Land in den letzten Jahren in eine falsche Richtung entwickelt. Doch so unsicher und gewalttätig, wie es in den Medien erscheint, ist es nicht. Es gibt die Problemzonen. Aber auch viele friedliche Regionen.

torwart.de: Inwiefern hast du die Gewalt erlebt?

Fernandez: : Bei mir wurde schon öfters in mein Auto eingebrochen. Unter anderem wurden mir mein komplettes Autoradio und alle Boxen gestohlen. Ich war nur kurz einkaufen und hatte sogar einem Aufpasser noch ein Trinkgeld gegeben. Minuten später war alles weg.

torwart.de: Und in deinem Bekanntenkreis?

Fernandez: Ich hatte ja noch relatives Glück. Meine Freundin wurde schon direkt in ihrem Auto überfallen und die Beifahrerseite eingeschlagen. Der Vater meiner Freundin wurde direkt in seiner Firma überfallen und gefesselt, während die Räuber alles, was einen Wert hatte, raubten.

torwart.de: Dennoch engagierst du dich für wohltätige Projekte, unter anderem für das Projekt „Club der guten Hoffnung“. Wie kam es dazu?

Fernandez: Marcel Schäfer von torwart.de hatte mich kontaktiert und mir von dem Projekt erzählt. Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit zu helfen und Brücken zu bauen. Fußball ist die Sprache aller Nationen und Ebenen.

torwart.de: Worin siehst du denn die Ursache für die Gewalt?

Fernandez: Hauptsächlich bei der Perspektivlosigkeit der Jugendlichen. Sie kommen ja nicht als Diebe auf die Welt, sondern kennen nur das. Wenn wir ihnen aufzeigen können, dass es andere Wege gibt, ist schon viel erreicht.

torwart.de: Auch der Rassismus spielt immer wieder eine Rolle. Kannst du die Nationalmannschaft davon völlig freisprechen?

Fernandez: Ich denke, dass es dort zumindest nicht offen ausgelebt wird. Natürlich haben wir Gruppen untereinander. Aber bei uns zählt, dass wir ein gemeinsames Ziel haben und dafür alles geben wollen. Jedoch ist eine völlige Harmonie natürlich etwas anderes, da jeder mit seinen persönlichen Erlebnissen in unsere Mannschaft kommt.

torwart.de: Kann da die Nationalmannschaft als Vorbild für das Land dienen?

Fernandez: Sportliche Erfolge erfreuen das ganze Land! Wir können zumindest versuchen, die Idee der Versöhnung vorzuleben. Gerade als Sportler hat man da eine Vorbildfunktion.
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