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Home > Archiv > EM 2021 > Schliecks-EM-Kolumne > Kolumne III - Deutschlands Ausscheiden im Achtelfinale

Thomas Schlieck schaut sich für torwart.de die EM 2021 aus einem besonderen Blickwinkel an...

Verdiente Niederlage gegen England

Die Niederlage unserer Mannschaft gegen England im Achtelfinale war verdient. Vor den beiden Gegentoren machten wir zu viele Fehler bereits in der Entstehung. Mit kurzen dynamischen Dribblings, gut gespielten Direktpässen und einer kurzen Spielverlagerung hatten es die Engländer einfach, unsere Abwehr zu überspielen.

Beim 0:1 wären andere Optionen für Neuer möglich gewesen

Beim 0:1 durch Sterling entschied sich Neuer schon sehr früh, von der Position am kurzen Pfosten zu Boden zu gehen. Ich denke, dass Neuer versuchen wollte, mit einer schnellen kompletten Körperstreckung eine große Trefferfläche aufzubauen, um dadurch den einlaufenden Sterling am Einschuss zu hindern.

Ein direktes Abfangen der gut getimten Hereingabe war auf jeden Fall nicht möglich. So sehe ich noch zwei Lösungen für Neuer, die noch bessere Aussicht auf Erfolg für gehabt hätten:

1.) Mit zwei schnellen Schritten näher an Sterling heranrücken. Damit hätte Sterling höheren Druck gehabt und Neuer hätte z.B. mit der Blocktechnik die Trefferfläche noch vergrößern können. So hätte Sterling den Ball weniger kontrolliert ist Tor einschieben können.

2.) Neuer hätte versuchen können, sich parallel zur quergespielten Hereingabe zur Tormitte zu bewegen, um möglichst nah an die Linie zwischen der Tormitte und dem Schützen zu kommen. So hätte Sterling einen noch präziseren Abschluss machen müssen.

Ob Neuer den Ball damit gehalten hätte, ist natürlich rein spekulativ.

Keine Chance hatte unsere Nummer ein beim zweiten Tor durch Harry Kane. Die Flanke war nicht zu attackieren und der Kopfball war zu platziert.

Pickford ohne Fehl und Tadel

Wir hatten mit Timo Werners Torchance in der 1. Halbzeit - als er im 1-gegen-1 vor Pickford auftauchte - eine sehr gute Möglichkeit, in Führung zu gehen. Pickford hatte jedoch noch genügend Zeit, verkürzte den Abstand zu Werner gekonnt. Werner konnte den Ball mit links nicht mehr an Pickford vorbeischieben.

Kurz vor Schluss hatte Thomas Müller noch die Riesenchance, das kurz vorher erzielte 0:1 der Engländer auszugleichen. Hätte die deutsche Mannschaft den Ausgleich gemacht, dann hätten wir das Spiel über emotionale und motivationale Dinge auch wieder zu unseren Gunsten drehen können. Das gesamte Spiel unserer Mannschaft lebte jedoch zu viel vom Prinzip Hoffnung. Nur wenig klare Aktionen waren nach vorne erkennbar.

Bei den Engländern stand mit Pickford ein sehr guter Torwart im Tor. In seinem vierten EM-Spiel blieb er ohne Gegentor. Eine starke Parade zeigte der Torwart aus Everton bei Havertz‘ Schuss kurz nach Wiederanpfiff. Pickford lenkte den scharfen direkt geschossenen Ball mit einer Hand über die Querlatte. Letztlich eine gute Torchance, aber Pickford musste diesen Ball auch halten. Sehenswert war erneut, wie Pickford die schnellen Spitzen und Offensivspieler der Engländer immer wieder mit langen präzisen Bällen ins Spiel brachte. Pickford konnte bei dieser EM in allen Spielen überzeugen. Das langjährige englische Torwartproblem sollte damit gelöst sein.

Neuer bei der EURO 21

Für Manuel Neuer war es kein gutes EM-Turnier. Sieben Gegentreffer in vier Spielen sind keine gute Bilanz. Hinter einer sehr schwachen Abwehr und Defensivverbund musste Neuer die Fehler seiner Vorderleute ausbaden.

Man muss dabei nicht über Technikthemen bei Manuel Neuer diskutieren oder Verbesserungsvorschläge dazu abzugeben. Bei RB Leipzig haben wir wichtige Prinzipien für das Torwartspiel definiert, die für mich zur Bewertung des Torwartspiels herangezogen werden: Mit den Punkten, „Stehen im Schussmoment“, „beide Füße am Boden“, „die richtige Position zum Ball“ oder „das Treffen der möglichst richtigen taktischen Entscheidungen unter Zeitdruck (Raum- oder Zielverteidigung? Distanzen verkürzen?)“ können wir durchaus bei drei Gegentoren Fehler oder Verbesserungsmöglichkeiten erkennen.

Gut gefallen hat mir Neuer nach wie vor in dem Konstrukt Spielaufbau, Spieleröffnung, Spielfortsetzung. Dabei war Neuer der gewohnt sichere Takt- und Impulsgeber und zählte hierbei zu den Besten des Turniers. Auch in seiner Kapitänsrolle auf und neben dem Platz wusste Neuer zu überzeugen.

Umbruch auf der Torwartposition beim DFB notwendig

Marc-André ter Stegen konnte bei der EM aufgrund einer Verletzung nicht dabei sein. Man muss jetzt abwarten, wie fit er nach der Verletzung zurückkommt. Der 29-jährige ter Stegen sollte künftig auch wieder seine Chance bekommen, zumal Neuer bereits 35 Jahre alt ist. Mit Bernd Leno und Kevin Trapp haben wir weitere gute Torhüter. Daher wird sich in der Zusammensetzung des Torwartteams für die anstehende WM in 1,5 Jahren in Katar erstmal nicht viel ändern. Manuel Neuers Erfahrung und Ausstrahlung kann für die Erneuerung der Nationalmannschaft und deren Spielphilosophie von großer Wichtigkeit sein. Trotzdem muss der Blick auf die Besetzung der Torhüterposition bei der Heim-EM 2024 rechtzeitig gerichtet werden.

Florian Müller (23) wird bei der anstehenden Olympiade wertvolle internationale Erfahrungen sammeln. Durch gute Leistungen in Freiburg und mit dem Wechsel zum VfB Stuttgart machte er weitere wichtige Entwicklungsschritte. Er könnte mittelfristig in den Kreis der Nationalmannschaft vorstoßen. Dahinter gibt es noch den ein oder anderen jungen Torhüter. Entscheidend wird jedoch sein, dass sie Einsatzzeiten in ihren Klubs auf höchstem Niveau bekommen werden.

In den letzten drei Jahren stagnierte die DFB-Elf in ihrer Entwicklung. Eine tiefgründige Analyse muss schnell erfolgen, um eine schlagkräftige Nationalmannschaft für die WM 2022 und die Heim-EM 2024 aufzubauen, die auch das Fundament haben wird, gegen die starken Teams bestehen zu können.

Torhüter im Achtel- und Viertelfinale

Im Achtelfinale sahen wir weiter gute Leistungen der Torhüter. Interessant war z.B. der Österreicher Bachmann, der bisher in der 2. Englischen Liga spielte und mit einer guten Leistung gegen Italien auf sich aufmerksam machen konnte. Der Tscheche Vaclik konnte mit eine Big Save gegen Holland einen Rückstand verhindern. Yann Sommer hat sich nach der Geburt seines zweiten Kinds vor wenigen Tagen gegen Frankreich zum Elfmeterhelden für die Schweiz entwickelt. Unai Simon stabilisierte sich nach seinem kapitalen Fehler sofort und war wichtiger Rückhalt seiner Mannschaft.

Im bereits laufenden Viertelfinale haben wir gestern schon zwei gute Spiele gesehen. Unai Simon wurde mit zwei gehaltenen Elfmetern zum Matchwinner seiner Mannschaft. Dies zeigt, wie wichtig das Vertrauen des Trainers und des Teams in einen Torwart ist, damit ein Fehler auch gut verarbeitet werden kann. Im Spiel Italien gegen Belgien sahen wir mit Donnarumma und Courtois gute Torhüterleistungen. Der junge Italiener war in dieser Partie erstmals richtig gefordert. Insgesamt zeigten beide Torhüter eine starke Leistung.

Ich bin auf den weiteren Turnierverlauf gespannt und freue mich auf starke Torhüterleistungen von Donnarumma, Simon und Co.


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