Gerhard Tremmels Verbleib in Cottbus war überraschend. Der Torwart spielte von 2004 bis 2006 bei Hertha BSC. Vorher spielte er für Hannover 96 und für die SpVgg Unterhaching, bei der er 2000 den direkten Sprung von der Landesligamannschaft in das Bundesligateam und zum Publikumsliebling schaffte. Zur Saison 2006/07 wechselte er zu Energie Cottbus, wo er einen Vertrag bis 2008 unterschrieb. Nach dem Bundesligaabstieg des FC Energie Cottbus spekulierte Tremmel jedoch mir einem Wechsel in die 1. Liga oder in das Ausland und bekam von Energie Zeit, sich mit anderen Vereinen in Kontakt zu setzten. Währenddessen verpflichteten die Lausitzer den Kanadier Lars Hirschfeld als Ersatz. Jedoch konnte sich Gerald Tremmel mit keinem Verein über einen Wechsel einigen, sodass er wieder zur Mannschaft stoß. Aufgrund der Tatsache, dass schon seine Nummer 1 an Hirschfeld vergeben war, spielt "Gerry" Tremmel in der Saison 2009/2010 mit der Nummer 30.. torwart.de sprach mit dem gebürtigen Münchner.
torwart.de: Gerry, dein Eindruck von der Leistung Cottbus in der 2.Bundesliga.
Gerhard Tremmel: Wir haben das letzte Spiel gewonnen, es sind noch drei Spiele und wir wollen möglichst viele Punkte am Ende dieser Vorrunde auf dem Konto haben.
torwart.de: Ist euer Blick in Richtung Aufstieg bezogen?
Tremmel: Die Planungen sind so, dass Energie nach oben möchte. Wir haben einen sehr holprigen Saisonstart gehabt, aber konnten uns in den letzten Spielen stabilisieren und sind auf einem guten Weg.
torwart.de: Wie ist deine Einschätzung dieser Liga?
Tremmel: Diese Liga ist ziemlich ausgeglichen. Was Bielefeld, Kaiserslautern und auch Pauli anbelangt, sieht man, was man für den Erfolg braucht. Du benötigst einen Lauf, dann klappen auch die anderen Sachen. Viele Mannschaften haben Ambitionen aufzusteigen. Zum Beispiel 1860 München oder Augsburg, aber beide Teams haben ihre Probleme.
torwart.de: Was ist also der Schlüssel zum Erfolg?
Tremmel: Das ist natürlich schwer zu sagen. Kaiserslautern hat eine sehr eingespielte Truppe, St Pauli hat die Euphorie, zudem wurde dort etwas aufgebaut. Mannschaften wie Augsburg tun sich schwer, weil sie eine neue Mannschaft haben. Nach einem Umbruch braucht man Zeit, sich erst einmal auf die Liga einzustellen.
torwart.de: Hast du hierfür noch ein konkretes Beispiel?
Tremmel: Bestes Beispiel ist Union Berlin, die sind aufgestiegen und haben eine super eingespielte Mannschaft, was sie am Anfang prima umsetzen konnten. Ich nenne es ja auch das „Hoffenheim-Syndrom“.
torwart.de: Generell habt ihr euch auch in der Defensive verbessert.
Tremmel: Ein großes Problem war, dass wir nicht schnell genug umgeschalten haben. Wir sind schwer hinter den Ball gekommen. Zudem brauchen Teams in der zweiten Liga nun auch weniger Chancen als früher. Früher brauchten die Teams acht bis zehn Chancen, nun ist das anders. Das hat sich relativiert und angepasst. Individuell und taktisch ist es natürlich ein Unterschied zur ersten Liga, aber so acht bis zehn Mannschaften spielen richtig guten Fußball und könnten wohl auch im unteren Teil der ersten Liga mithalten.
torwart.de: Ist der Druck als Bundesligaabsteiger größer?
Tremmel: Da kam richtig viel zusammen, wir mussten damit leben, dass wir Bundesligaabsteiger sind. Die anderen Teams sind natürlich motivierter gegen uns. Ich will auch nicht nach Ausreden suchen, wir haben die Situation gemeistert und sind nun auf einem guten Weg.
torwart.de: Ist das dann eine Frage des Mentalen?.
Tremmel: Natürlich ist es auch ein wenig eine Kopfsache. Der Großteil der Mannschaft war schon bereit für die 2. Liga. Aber wir haben uns zu sehr eingeredet, dass wir zu gut sind. Das konnten wir aber nun umstellen.
torwart.de: Ist es denn einfacher, wenn man von hinten das Feld aufrollen kann?
Tremmel: Es ist leichter von hinten das Feld aufzurollen, wenn man der Jäger ist. Der Gejagte hat es immer schwerer, damit kommen viele nicht so klar. Das hat auch die Bayern ausgezeichnet, dass die immer mit dieser Situation gut klar kamen. Nürnberg hat es letztes Jahr in der zweiten Bundesliga vorgemacht, wie es geht. Aber es muss dann auch vieles passen.
torwart.de: Du hast bisher 23 Gegentreffer auf dem Konto. Kannst du damit zufrieden sein?
Tremmel: Die 23 Gegentreffer rühren natürlich vom Anfang dem Saison. Gegen Karlsruhe vier, gegen Paderborn fünf, Fürth drei. Das sind schon zwölf Gegentore. Im Laufe der Saison sind wir dann auch stabiler geworden.
torwart.de: Sieht du dich als Führungsfigur im Team?
Tremmel: Das sollen andere beurteilen, ich gebe meinen Beitrag im Team ab und das passt dann.
torwart.de: Eigentlich ist es ja überraschend, dass du noch im Tor der Cottbuser steht.
Tremmel: Man muss die Situation betrachten, dass nichts im Sommer passiert ist. Das waren unglückliche Umstände, die den Wechsel gekippt haben. Trotz dessen bin ich nicht unglücklich, dass ich hier in Cottbus bin. Fußball macht mir auch weiterhin Spaß.
torwart.de: Für Torhüter war der Transfermarkt generell schwierig.
Tremmel: Es ist natürlich immer schwieriger für einen Torhüter als auf dem Spielermarkt. Aber man muss abwarten, was da nächstes Jahr passiert.
torwart.de: Gerhard, wir wünschen dir alles Gute.