Frankfurt - Patric Klandt hat ein Novum in dieser Saison geschaffen. Fünf Gelbe Karten bedeuteten für den Keeper eine Sperre von einem Spiel. Vor ihm passierte das in Deutschland nur Sascha Kirchstein. Im exklusiven torwart.de-Interview spricht er über Gelbe Karten und wieso er alles für den Verein gibt.
Blick zurück: In Frankfurt verdrängte Patric Klandt zu Beginn der Rückrunde 2008 Florian Schürenberg als Stammtorhüter und hatte mit seinen 15 Einsätzen während der Regionalliga-Saison 2007/08 Anteil am Aufstieg in die 2. Bundesliga. Zur Zweitliga-Saison 2008/09 verpflichtete der FSV zwar Marjan Petkovic als weiteren Torhüter, Trainer Tomas Oral entschied sich jedoch für Klandt als Stammtorhüter.
torwart.de: Fünf Gelbe Karten für einen Torwart. Das ist doch sehr ungewöhnlich, Patric.
Patric Klandt: Ja, das ist mir auch aufgefallen (lacht). Ich habe auch mal recherchiert, Sascha Kirschstein bekam zuletzt fünf Gelbe Karten im Jahr 2008. Aber das ist ja schon lange her. Die Frage habe ich in der letzten Woche schon sehr oft gestellt bekommen.
torwart.de: Schon eine Erklärung wie es dazu kommen konnte?
Klandt: (mit einem leichtem Schmunzeln) Ich gebe alles für den Verein!
torwart.de: Kannst du dich denn an alle Gelben Karten erinnern?
Klandt: Lasst mich mal kurz überlegen. Gegen Lautern habe mich beschwert, gegen Fürth habe ich den Ball weg geschlagen, dann gegen 1860 wo ich Kiraly gefoult habe, gegen Koblenz Zeitspiel, gegen Karlsruhe hat mich einer angerempelt und wir beide haben Gelb bekommen. Also das sind doch fünf.
torwart.de: Gibt es denn einen Strafenkatalog für solche Gelben Karten?
Klandt: Es gibt keine Strafen bei Gelb, nur bei Rote Karten haben wir einen Strafkatalog.
torwart.de: Was war denn die Reaktion deines Trainers dazu?
Klandt: Der Trainer meinte nach der vierten Gelben Karte, ob ich es schaffe die Saison durchzuspielen ohne fünfte Karte. Ich habe bei ihm gesagt, dass ich es versuche. Aber gegen Kiraly war es dann nicht mehr möglich. Ich musste ihn ja blockieren.
torwart.de: Spielt man nach vier Gelben Karten rücksichtsvoller?
Klandt: Nach der vierten gelben Karte habe ich natürlich ab und zu daran gedacht, aber im Spiel konnte ich das ausblenden.
torwart.de: Wie froh warst du, dass ihr trotz deiner Sperre gewonnen habt?
Klandt: Sehr froh. Die drei Punkte brauchten wir unbedingt, da ist egal ob ich spiele oder nicht.
torwart.de: Wie war das Gefühl für dich auf der Tribüne?
Klandt: Es hat schon sehr gekribbelt, wenn du da oben auf der Tribüne sitzt. Es ist schon anders, als wenn du spielst. Du bist im Grunde machtlos und kannst nicht eingreifen.
torwart.de: Deine Meinung zur Leistung von Daniel Ischdonat?
Klandt: Er hat seine Sache gut gemacht, ich habe ihm vor dem Spiel alles Gute gewünscht und nach dem Spiel gratuliert. Wir haben ein super Verhältnis.
torwart.de: Gehst du davon aus, am Wochenende wieder zu spielen?
Klandt: Ich denke, dass ich in dieser Saison gute Leistungen gebracht habe. Ich spüre das Vertrauen des Trainers und gehe davon aus, dass ich spielen werde.
torwart.de: In der Rückrundentabelle seid ihr auf Platz acht. Wieso läuft es nun besser als in der Vorrunde?
Klandt: Man kann die Parallelen vom letzten Jahr sehen. Da wären wir beinahe abgestiegen und dann hatte uns niemand auf der Rechnung. Wir sind dann im Winter enger zusammen gerückt. Wir hatten fast 15 neue Spieler in diesem Jahr, da muss man sich erstmal wieder finden, das hat in der Vorrunde lange gedauert. Aber jetzt kämpft jeder für den Anderen.
torwart.de: Wurdet ihr unterschätzt?
Klandt: Ne ich denke nicht, dass uns jemand unterschätzt hat. Wir haben uns auf das Einfache fokussiert, aber das Fußballerische nicht vernachlässigt.
torwart.de: Du hast in zwei Spielen hintereinander zehn Gegentore bekommen. Wie geht man damit als Keeper um?
Klandt: Die beiden Spiele waren sehr bitter. Besonders nach Fürth denkst du dir: Was läuft hier denn falsch? Man zweifelt auch schon, auch an sich selbst. Aber das beschränkt sich nur auf den Moment nach dem Spiel Mit etwas Abstand sieht man das ganze doch nüchterner und hat den Glauben gefunden. Im Training sieht man, dass es doch geht. Wir haben zum Glück eine prima Serie hingelegt und da ging es wieder.
torwart.de: Hast du dir die Gegentore noch mal angeschaut?
Klandt: Ich habe mir das gar nicht mehr angeschaut und das abgehakt.
torwart.de: Findet man nach solchen Spielen denn Erklärungen?
Klandt: Das Warum habe ich mich auch gefragt, vielleicht lag es auch an der Vorbereitung oder an anderen Faktoren. Aber ich denke, dass ich nicht sagen kann, dass ich einen rabenschwarzen Tag hatte. Von den zehn Toren waren es maximal zwei Tore, die ich vielleicht hätte halten können.
torwart.de: In anderen Spielen warst du wieder Weltklasse. Zweimal eine eins vom „kicker“.
Klandt: Gegen Aachen und Düsseldorf war das natürlich prima. Als Torwart hast du manchmal einen schlechten Lauf und manchmal wirst du auch mal angeschossen.
torwart.de: Wie ist nun die Zielsetzung für die nächsten Spiele?
Klandt: Einfach von Spiel zu Spiel denken und sehen, dass wir am Wochenende gegen Bielefeld punkten können. Wir schauen nur auf uns und das kann helfen. Wir müssen am Ende sehen, was dabei rauskommt. Platz 15 wäre natürlich überragend, aber unnötiger Druck würde uns nur schaden. Nach der Vorrunde hätten wir aber auch unterschrieben, dass wir auf Platz 16 stehen könnten.
torwart.de: Du bist ein waschechter Frankfurter. Hilft das in so einer Situation?
Klandt: Natürlich ist es etwas Besonderes, hier zu spielen. Meine Freunde sind hier, meine Familie, da macht es Spaß für den Verein zu spielen. Es ist eine Ehre für mich. Mein Opa kommt aus Bornheim, ich habe ihn zwar nie kennen gelernt, und er hat früher auch beim FSV Frankfurt gespielt.