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Jörg Butt - "hautnah" bei torwart.de (05.02.10)

"Der alte Mann und der Strafstoss"

von Christian Piarowski


Hans-Jörg Butt und Juventus Turin. Eine NeverEnding Story bahnt sich an. Bereits zum dritten Mal traf der Bayern-Torwart gegen die »Alte Dame« vom Punkt. Wir werfen einen Blick auf seine Kariere als Elfmeterschütze.

»Butt, Butt, Butt« Wie einst beim legendären 4:4 des HSV wurde Hans-Jörg Butt nach vorne gerufen, als am Dienstagabed gegen Juventus Turin Schiedsrichter Massimo Busacca auf Elfmeter für die Bayern entschied. Doch als der deutsche Rekordmeister im bislang wichtigsten Spiel der Saison am Boden lag, riefen nicht die Zuschauer, sondern seine Teamkollegen.

Schließlich war eine solche Drucksituation für den 35-Jährigen nichts Neues. Gegen Juventus Turin hatte Butt bereits zweimal in der Champions League getroffen, immer für einen anderen Verein. Zum ersten Mal bei jenem 4:4 des HSV in der Saison 2000/01, als er gegen Edwin van der Sar verwandelte. Nur eine Saison später folgte der zweite Treffer, diesmal für Bayer Leverkusen beim 3:1-Sieg. Da stand bereits Gianluigi Buffon im Kasten der »Alten Dame«. Auch am Dienstag ging Butt aus dem Duell mit dem italienischen Nationalkeeper als Sieger hervor. Trotz des 0:1-Rückstandes blieb der gebürtige Oldenburger cool, verlud gekonnt seinen Gegenüber und verwandelte trocken.

»Wir haben endlich unseren besten Elfmeterschützen kennengelernt«, sagte Karl-Heinz Rummenigge anschließend über den kaltschnäuzigen Torwart. Zwar wird dem Bayern-Chef bereits bekannt gewesen sein, dass Butt als Elfmeterschütze kein unbeschriebenes Blatt ist, schließlich traf Butt gegen die Bayern am 20. März 1998 zum zwischenzeitlichen 3:2 (Endstand 5:3 für die Bayern). Doch für den Rekordmeister hatte sich Butt, der am 4. Spieltag Michael Rensing als Nummer 1 ablöste, bisher einzig in der Zweiten Mannschaft als Torschütze auszeichnen können. In der laufenden Saison gab es nämlich noch keinen Strafstoß für die Münchner in der Bundesliga.

26 Treffer - Rang 11

Drei Treffer in der Champions League und 26 Elfmetertore in der Bundesliga stehen jetzt für Hans-Jörg Butt zu Buche. Damit liegt er in der Rangliste der erfolgreichsten Bundesliga-Elfmeterschützen auf Platz 11. Seine größte Zeit als »Torjäger« hatte Butt beim HSV. Das erste Bundesligator erzielte er am 12. September 1998 zum 1:0 gegen den VfL Wolfsburg (Endstand 1:1). In der Saison 1999/2000 verwandelte er gleich neun Elfmeter und war damit einer der drei besten Torschützen der Hamburger.

Keiner wollte schießen

Zuvor war er bereits mehrfach für den VfB Oldenburg vom Punkt erfolgreich gewesen. Als bei einem Regionalligaspiel Mitte der neunziger Jahre gegen St. Pauli auf Strafstoss für die Oldenburger entschieden wurde, zeigte sich kein Feldspieler bereit diesen zu schießen. Die Mitspieler forderten daher ihren Torhüter auf, der sich bereits im Training als Schütze ausgezeichnet hatte. Und so ging Butt nach vorne und verwandelte. Als es im selben Spiel einen weiteren Elfmeter gab, war er ebenfalls erfolgreich und fortan der Mann für die Elfmeter im Team. 1996 in den Aufstiegsspielen zur 2. Bundesliga gegen TeBe Berlin konnte er dann einen besonders wichtigen Elfmeter verwandeln, der entscheidend zum Aufstieg beitrug.

Ähnlich verlief es beim HSV. Dort galt Athony Yeboah lange Zeit als Elfmeterschütze. Als der Ghanaer Unsicherheiten zeigte und verschoss, bat Frank Pagelsdorf seinen Torwart, den nächsten Elfmeter zu schießen. Butt verwandelte so cool wie zuvor in Oldenburg und war fortan auch in Hamburg der Elfmeterschütze und dazu oftmals der Matchwinner. Gegen den VfB Stuttgart konnte der Torhüter zwei Elfmeter in einem Spiel zum 3:1 Endstand verwandeln. Vier Monate später wiederholte Butt dieses Kunststück gegen die Schwaben und traf beim 2:0 für den HSV erneut zweimal vom Punkt.

Ein Jahr später folgte der Wechsel zu Bayer Leverkusen. Dort war Michael Ballack für die Strafstösse zuständig, Butt trat nur an, wenn Ballack gefoult worden war oder nicht mehr auf dem Feld stand, wenn der Schiedsrichter auf den Punkt zeigte. Dennoch gelangen ihm sieben Treffer für die Werkself.

Wie einst Wynton Rufer

Mit seiner Ruhe ist Butt im Vergleich zu vielen seiner stürmenden Kollegen einer der sichersten Schützen. Nur drei mal verschoss Butt in der Bundesliga, gegen Markus Pröll, Frank Rost und Richard Golz. Besonders ärgerlich war für ihn der Fehlschuss am 7. Spieltag der Saison 1998/99. In der Partie gegen den SC Freiburg lief bereits die 90. Spielminute, als Butt antrat. Beim Stand von 0:0 parierte ausgerechnet jener Richard Golz seinen Schuss, den er zuvor aus dem Tor beim HSV verdrängt hatte und mit dem er sich in der Folgezeit das ein oder andere verbale Scharmützel geliefert hatte. Genau ein Jahr später kam es zu Butts Retourkutsche. Beim 2:0-Sieg des HSV am 16.10.1999 traf er gegen den alten Rivalen vom Punkt. Später sprach Butt von »großer Genugtuung«, dass er jenen Elfmeter verwandeln konnte.

Mit solchen psychologischen Druck kann Butt umgehen. Er ist ein Schütze, der besonders bei engen Spielständen Verantwortung übernimmt. Selbst in entscheidenden Momenten behält er die Ruhe und schaut, wie einst Wynton Rufer, nicht auf den Ball, sondern nur auf den Torwart. Neben der Ruhe liegt das Geheimnis seiner Treffsicherheit auch in seinem Job als Keeper begründet. »Natürlich kann ich mich beim Schießen der Elfmeter in die Rolle des Torwarts hinein versetzen. Das ist schon ein Vorteil.«

Wenn der Torjubel zu lange dauert...

Doch auch wenn er vom Punkt abgebrüht ist wie kaum ein Zweiter: Die Gefahr eines leichten Gegentors besteht immer, wie damals gegen Schalke 04 am 29. Spieltag der Saison 2003/04. Mike Hankes Tor vom Anstoßkreis gegen den verdutzt dreinblickenden Keeper von Bayer 04 machte deutlich, dass ein Torwart, der sich zu lange feiern lässt, schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückfällt.

So war es für Bayern-Coach van Gaal durchaus ein Risiko, seinen Keeper ausgerechnet im wichtigen Spiel gegen Juve schießen zu lassen. Was hätte es nicht für Schmährufe gegeben, wäre diese Nummer schief gegangen!

Doch Butt ist nicht nur am Elfmeterpunkt routiniert und abgebrüht, sondern gibt mit seiner Ruhe der Bayern-Abwehr die in der vergangenen Saison vermisste Sicherheit. Kein Wunder also, dass sie in München ihren Keeper mit einem neuen Vertrag ausstatten wollen. »Er ist eine herausragende Persönlichkeit. Leistung wird beim FC Bayern immer honoriert - und Jörg bringt hervorragende Leistungen.«, lobt Christian Nerlinger den Elfmeterkönig.

Die Bundesliga darf also auch in Zukunft mit weiteren Butt-Treffern vom Elfmeterpunkt rechnen.


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