„torwart.de – Lost“ Eine neue Serie auf torwart.de handelt von Fußballern, die plötzlich von der Bildfläche verschwanden. Sei es durch Verletzungen, neuen Perspektiven oder letztlich, weil sie sie nicht als Profis etablierten konnten.
Den Anfang bildet Frederik Gößling. Der Keeper beendete überraschend mit 30 Jahren seine Profikarriere. Wir haben ihn zu den Gründen befragt.
Gößling begann seine Fußballkarriere beim TuS Jöllenbeck im Bielefelder Norden. Im Alter von 13 Jahren wechselte er in die C-Jugend von Arminia Bielefeld. Nach seiner Jugendzeit wurde er Stammtorhüter der Amateurmannschaft und schaffte mit dieser den Aufstieg in die Verbandsliga. Am 23. April 2000 absolvierte er sein erstes und bis heute einziges Bundesligaspiel gegen die SpVgg Unterhaching (1:0 Sieg). Nach der Saison wechselte er zum Oberligisten SC Herford. Schon in der Winterpause verließ er den finanziell angeschlagenen Verein und wechselte zum Regionalligisten SC Verl. 2003 wechselte er zum Regionalligisten Preußen Münster. Im Sommer 2006 folgte der Wechsel zum VfL Osnabrück. Gößling war bei den Osnabrücker Fans außerordentlich beliebt. Gößling kam in 161 Regionalliga-, 20 Zweitliga- und 4 DFB Pokalspielen sowie einem Bundesligaspiel zum Einsatz.
torwart.de: Freddy, du bist nahezu komplett von der Bildfläche verschwunden. Was waren die Gründe dafür?
Frederik Gößling: Von der fußballerischen Bildfläche vielleicht. Das hatte in erster Linie berufliche Gründe. Ich wollte mein Referendariat nicht länger aufschieben, sondern jetzt durchstarten und sobald wie möglich Rechtsanwalt werden.
torwart.de: Gab es keine Gedanken, dass du weiterhin Profi bleibst?
Gößling: Viele denken: Du kannst doch noch 5-6 Jahre spielen. Ich sage: Ich kann aber auch noch 30 Jahre lang einen komplett anderen Job machen, der auch super interessant ist. Ich wollte nicht mit 37 bemerken, dass ich dafür den Absprung verpasst habe.
torwart.de: Generell ist dein Weg ja eher ungewöhnlich.
Gößling: Kann schon sein. Ich wusste aber immer was ich wollte. Fußball-Karrieren sind spannend. Und ich wollte auch danach einen spannenden Beruf, der mich genauso herausfordert. Ob das gewöhnlich ist oder nicht, war mir dabei eigentlich ziemlich egal.
torwart.de: Willst du dem Sport denn auch als Anwalt verbunden bleiben?
Gößling: Sportrecht ist mein Schwerpunkt. Ich habe meine Abschlussarbeit zum Beispiel über die Abstellung von Nationalspielern für die EM und WM geschrieben. Rechtliche Fragen nicht nur mit Büchern, sondern auch mit persönlichen Erfahrungen auf dem grünen Rasen beantworten zu können, ist ein ziemlicher Vorteil und macht großen Spaß.
torwart.de: Kannst du dabei von Kontakten aus der Fußballbranche profitieren?
Gößling: Ja, es sind aber nicht allein die Kontakte. Viel mehr profitiert man davon, das Geschäft selbst mal aus nächster Nähe miterlebt zu haben. Außerdem macht es Dir nicht mehr soviel aus, z.B. in einer wichtigen Verhandlung zu stehen, wenn Du auch schon mal vor 40.000 Zuschauern gespielt hast.
torwart.de: Rückblickend auf deine Karriere: Bist du zufrieden mit dem Erreichten?
Gößling: Der Aufstieg mit dem VFL Osnabrück in Liga zwei war ein einmaliges Erlebnis, genauso wie das Jahr in der zweiten Bundesliga oder mein Bundesligaspiel mit Arminia Bielefeld. Letztlich bin ich froh über jedes einzelne Spiel, was ich auf diesem Niveau gemacht habe
torwart.de: Fehlt dir der Ablauf des Fußballprofis nicht ein wenig?
Gößling: Klar, morgens greif ich schon manchmal aus Versehen zur falschen Tasche...
torwart.de: Verpassen nicht zu viele Profis sich auf eine Karriere nach der Karriere zu konzentrieren?
Gößling: Jeder muss das für sich selbst wissen. Wenn mich junge Spieler aber danach fragen, rate ich ihnen schon dazu, sich auch mal in diese Richtung Gedanken zu machen.
torwart.de: Durch den Aufstieg in die Oberliga rückst du wieder näher an den Profifußball heran. Wie geht es dann weiter für dich?
Gößling: Ich spiele leidenschaftlich gerne Fußball, im Moment aber wirklich just for fun. Für meinen Verein ist die Oberliga bereits der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, damit sind wir erstmal zufrieden.