Bergers Kampfgeist und unkonventioneller Spielstil
Im Allgemeinen spielte sie gegen Schweden im letzten Vorrundenspiel schwach – wie letztlich auch die gesamte Mannschaft. Allein an der Torhüterin war die Niederlage nicht festzumachen. Gegen Frankreich und auch gegen Spanien bis zum Gegentor war sie auf einem Level, das man im Frauenfußball so bisher kaum gesehen hat. Lediglich eine gewisse Nadine Angerer im Weltmeisterschaftsfinale 2007 gegen Brasilien strahlte etwas Ähnliches aus.
Berger hat trotz ihrer Wackler ein bemerkenswertes Turnier gespielt – wandelte gewissermaßen zwischen Genie und Wahnsinn, doch wirkte sie stets in sich ruhend. So von sich überzeugt zu spielen, ohne arrogant zu wirken, war unter Torhüterinnen noch nicht gesehen. Auch im Männerfußball sucht man derartige Persönlichkeiten lange. Eine ähnliche Ausstrahlung besitzt heutzutage noch Manuel Neuer. Weitere Torhüter, die ähnlich ruhig und im positiven Sinne über den Dingen schwebend spielen, gab es in der Vergangenheit nur wenige. Lew Jaschin war ähnlich, auch ein Sepp Maier, aber eine Frau – das war bis zu diesem Turnier auf großer Bühne noch nicht vorgekommen.
Die Heldentat gegen Frankreich: Eine Parade für die Ewigkeit
Natürlich war Berger bei der Europameisterschaft nicht fehlerfrei. Sie hatte sogar ein komplett schwaches Spiel. Als die Mannschaft aber wirklich darauf angewiesen war, war Berger mit einer schier übermenschlichen Präsenz da. Gegen Frankreich setzte sie sich in der Verlängerung mit einer einzelnen Parade ein kleines Denkmal. Als Minge einen Abschluss auf das eigene Tor lenkte, war es "Anne", wie sie in der Mannschaft liebevoll genannt wird, die abhob und den Ball regelrecht von der Linie zauberte. Eine Parade ähnlicher Bedeutung hatte 2006 Gigi Buffon im Halbfinale gegen Deutschland, als er seinerzeit gegen Lukas Podolski reflexartig abhob und mittels Übergreifens einen wuchtigen Schuss noch über die Latte lenken konnte.
Italien mit Buffon erlebte damals ein Happy End. Dieses blieb Ann-Katrin Berger und Deutschland verwehrt. Berger, die schon bei Olympia im Vorjahr als Nummer 1 agierte, bleibt somit die Unvollendete – auf einem unfassbaren Niveau und dennoch auch mit den Fehlern menschlich.
Kommentare (0)
Keine Kommentare vorhanden!