Claus Reitmaier stand viele Jahre im Tor der Bundesliga sowie international Bis weit über 40 war er in seiner Karriere aktiv. Danach folgte eine Karriere als Torwarttrainer, bis er nun, mit 48, sein überraschendes Comeback in der Oberliga gab. torwart.de sprach mit dem einstigen Kult-Keeper.

torwart.de: Seit kurzem spielst du wieder im Tor. Kannst du kurz sagen, wie es dazu kam?

Claus Reitmaier: Ich wurde vom Trainer gefragt, der auch gleichzeitig Trainer der HSV Traditionsmannschaft ist und er fragte mich letztes Jahr schon als der TW verletzt war und auch dort konnte ich aushelfen. Ich saß zweimal auf der Bank und machte dann vier Spiele, weil sich noch ein weiterer Torwart verletzte. Diese Saison verließ dieser Torwart dann kurz vor Transferschluss unseren Verein und so kam ich wieder für einige Spiele auf die Bank. Kurze Zeit später riss sich dann die Nummer eins das Kreuzband und seitdem spiele ich wieder regelmäßig.

torwart.de: Ist es so, dass man Torwartspielen nicht verlernt und es auch im hohen Alter noch praktizieren kann?

Reitmaier: Mein TW-Spiel braucht Fitness, denn ich brauche Schnellkraft, weil ich nie spekuliere. Letzte Saison war ich nicht fit und daher nicht so zufrieden, aber jetzt konnte ich sehr viel mehr trainieren und fühle mich dadurch um einiges besser. Ich habe jetzt eine ganz gute Sprung und Schnellkraft sowie Stabilität in meinem Körper. Also ohne Training geht es nicht so gut, aber das Stellungsspiel und die Reflexe funktionieren noch problemlos.

torwart.de: Noch einmal kurz auf deine Karriere: Vor allem am Ende konntest du in Norwegen noch Erfolge erzielen. Wie hast du diesen Abschnitt deiner Karriere erlebt?

Reitmaier: Es wäre traurig gewesen nach dem kurzen Gastspiel in Erfurt meine Karriere so sang und klanglos beenden zu müssen. Das hätte ich, glaube ich, nicht verdient gehabt. Das war dann ein schöner Abschluss für mich, obwohl ich locker noch das eine oder andere Jahr hätte dran hängen können.

torwart.de: Heute spielen vor allem jüngere Keeper in der Bundesliga. Haben "ältere" Keeper ausgedient?

Reitmaier: Ja, diese Entwicklung im Moment spricht absolut dafür, dass die Vereine jetzt nur junge Keeper reinstellen wollen. Ich finde es klasse, dass man jetzt endlich sagt dass auch junge gut sein können, aber es sollten die älteren Torhüter auf keinen Fall abgeschrieben werden. Genauso wie sie es den jüngeren Torleuten das jetzt zutrauen, sollen die Vereine es auch älteren es zutrauen! Es sollte absolut nur nach Leistung gehen - egal in welchem Alter.

torwart.de: Du hast im Laufe deiner Karriere viele Änderungen im Torwartspiel beobachten können. Ist ein Torhüter heute mehr gefordert als früher?

Reitmaier: Ja, ganz klar! Ganz früher musste man mit dem Fuß gar nichts können außer schießen. Heutzutage müssen die Torhüter richtig gute Fußballer sein. Und sie müssen auch weiter draußen stehen um lange Bälle abzulaufen. Diese Veränderungen habe ich alle erlebt. In den letzten 15 Jahren ist es aber unverändert geblieben. Da wurde nur noch die Sechs-Sekunden-Regel eingeführt.

torwart.de: Nach deiner Karriere warst du TWT beim HSV. Wie hast du die Zeit dort erlebt?

Reitmaier: Es war eine super Zeit. Die andere Seite einmal kennen zu lernen war sehr interessant für mich. Der Beruf „Fußball“ ist schon etwas ganz besonderes. Spielen war sicher noch besser, aber dabei zu sein ist immer klasse.

torwart.de: Wieso ging es für dich dort nicht weiter?

Reitmaier: Keine Ahnung, es wurde mir kein vernünftiger Grund mitgeteilt. Ich glaube die Jungs schätzten meine Arbeit, auf und vor allem auch neben dem Platz, sehr.

torwart.de: Was sind deine weiteren Ambitionen für die Zukunft? Möchtest du wieder zurück als TWT in die Bundesliga?

Reitmaier: Sehr gerne! Ich bin mir sicher, dass ich den jungen Torhütern noch einiges beibringen kann. Mit meiner Erfahrung und vor allem mit meinem Auge - denn ich sehe nämlich sehr viel. Ansonsten kümmere ich mich um meine Zeichentrick Filmfirma „Fun Toons“ da geht es demnächst sicherlich auch bald los.

torwart.de: Danke für das Gespräch.

Reitmaier: Gerne doch.