Deutschland ist eine absolute Torhüter-Nation. Dieses Narrativ ist überspitzt formuliert genauso alt wie der Fußball selbst. Das gilt dabei nicht nur bei den Männern mit solchen Legenden wie Sepp Maier, Oliver Kahn oder Manuel Neuer, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Bei den Frauen gab es solche großen Namen wie Silke Rottenburg, Nadine Angerer oder auch Almuth Schult.
Die Letztgenannte hat zwar unlängst ihre aktive Karriere beendet, doch gilt sie auch als meinungsstarke Expertin noch regelmäßig in der Öffentlichkeit. Dies tat die 34-Jährige nun in der Wolfsburger Allgemeinen, in der sie die Qualität der deutschen Torhüterinnen ein Stück weit infrage stellt. Zwar gäbe es nach wie vor gute Bundesliga-Torhüterinnen, doch würde vor allem in Abwesenheit von Ann-Katrin Berger eine Weltklasse-Torhüterin fehlen. Wörtlich sagte Schult: "Wir haben viele Torhüterinnen auf gutem Bundesliganiveau. Aber haben wir eine Weltklasse-Torhüterin neben Berger? Davon müsste man mich aktuell noch jemand überzeugen."
Vor allem auf Nationalmannschaftsebene ist der Abfall diesbezüglich deutlich spürbar, denn in Abwesenheit der 35-Jährigen, die im Halbfinal-Hinspiel der Nations League aufgrund einer Knie-Blessur fehlte, war Stina Johannes die Nummer eins im DFB-Dress. Ursprünglich war zuvor ein Zweikampf zwischen der Wolfsburgerin und der Münchnerin Ena Mahmutovic ausgerufen worden, doch musste Mahmutovic aufgrund einer Sprunggelenksverletzung absagen. Neben Johannes standen noch Laura Borggräfe vom Liverpool FC und Laura Dick von der TSG 1899 Hoffenheim.
In beiden Nations-League-Spielen gegen Frankreich spielte die Nummer 1 des VfL Wolfsburg stark und konnte sich zuvor bei Eintracht Frankfurt schon ein gutes Standing erarbeiten, aber in dieser Saison ist die 25-Jährige in der Bundesliga noch nicht so beständig, wie es von ihr erwartet wird. Neben ihr wird auch Ena Mahmutovic als kommende und unumstrittene Nummer 1 in der Nationalmannschaft gehandelt, doch auch wenn sich die 21-Jährige derzeit gegen die ebenfalls hoch veranlagte Mala Grohs bei den Bayern im internen Vergleich durchsetzen konnte, ist sie auch noch in einem Lernprozess und ein ganzes Stück entfernt, um mit dem Prädikat "Weltklasse" geadelt zu werden.
Ebenso könnte auch Lina Altenburg in der Zukunft im deutschen Tor noch eine Rolle spielen. Die 20-Jährige ist deutsche Junioren-Nationaltorhüterin und seit dieser Saison Stammtorhüterin bei der Frankfurter Eintracht. Damit ist sie die direkte Nachfolgerin von Stina Johannes, die damals Merle Frohms beerbte. Beide konnten sich in Frankfurt zur deutschen Nummer 1 aufschwingen. Altenburg hat aber wiederum einen viel weiteren Weg vor sich, um sich beim DFB wirklich zu etablieren.
Kommentare (2)
Heribert Lohr
vor 1 WocheChristopher Schulz
vor 1 Woche