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Deutsche Torhüterinnen: Berger Weltklasse, aber was folgt danach?

Schult-Kritik und Nachwuchssorgen: Wo steht die Torhüter-Nation?

Autor: T. Rübe - 03.11.2025

Deutschland ist eine absolute Torhüter-Nation. Dieses Narrativ ist überspitzt formuliert genauso alt wie der Fußball selbst. Das gilt dabei nicht nur bei den Männern mit solchen Legenden wie Sepp Maier, Oliver Kahn oder Manuel Neuer, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Bei den Frauen gab es solche großen Namen wie Silke Rottenburg, Nadine Angerer oder auch Almuth Schult.

Die Letztgenannte hat zwar unlängst ihre aktive Karriere beendet, doch gilt sie auch als meinungsstarke Expertin noch regelmäßig in der Öffentlichkeit. Dies tat die 34-Jährige nun in der Wolfsburger Allgemeinen, in der sie die Qualität der deutschen Torhüterinnen ein Stück weit infrage stellt. Zwar gäbe es nach wie vor gute Bundesliga-Torhüterinnen, doch würde vor allem in Abwesenheit von Ann-Katrin Berger eine Weltklasse-Torhüterin fehlen. Wörtlich sagte Schult: "Wir haben viele Torhüterinnen auf gutem Bundesliganiveau. Aber haben wir eine Weltklasse-Torhüterin neben Berger? Davon müsste man mich aktuell noch jemand überzeugen."

Vor allem auf Nationalmannschaftsebene ist der Abfall diesbezüglich deutlich spürbar, denn in Abwesenheit der 35-Jährigen, die im Halbfinal-Hinspiel der Nations League aufgrund einer Knie-Blessur fehlte, war Stina Johannes die Nummer eins im DFB-Dress. Ursprünglich war zuvor ein Zweikampf zwischen der Wolfsburgerin und der Münchnerin Ena Mahmutovic ausgerufen worden, doch musste Mahmutovic aufgrund einer Sprunggelenksverletzung absagen. Neben Johannes standen noch Laura Borggräfe vom Liverpool FC und Laura Dick von der TSG 1899 Hoffenheim.

In beiden Nations-League-Spielen gegen Frankreich spielte die Nummer 1 des VfL Wolfsburg stark und konnte sich zuvor bei Eintracht Frankfurt schon ein gutes Standing erarbeiten, aber in dieser Saison ist die 25-Jährige in der Bundesliga noch nicht so beständig, wie es von ihr erwartet wird. Neben ihr wird auch Ena Mahmutovic als kommende und unumstrittene Nummer 1 in der Nationalmannschaft gehandelt, doch auch wenn sich die 21-Jährige derzeit gegen die ebenfalls hoch veranlagte Mala Grohs bei den Bayern im internen Vergleich durchsetzen konnte, ist sie auch noch in einem Lernprozess und ein ganzes Stück entfernt, um mit dem Prädikat "Weltklasse" geadelt zu werden.

Ebenso könnte auch Lina Altenburg in der Zukunft im deutschen Tor noch eine Rolle spielen. Die 20-Jährige ist deutsche Junioren-Nationaltorhüterin und seit dieser Saison Stammtorhüterin bei der Frankfurter Eintracht. Damit ist sie die direkte Nachfolgerin von Stina Johannes, die damals Merle Frohms beerbte. Beide konnten sich in Frankfurt zur deutschen Nummer 1 aufschwingen. Altenburg hat aber wiederum einen viel weiteren Weg vor sich, um sich beim DFB wirklich zu etablieren.

Die Parallelen zur Situation bei den Männern

Von konkreter Weltklasse kann man in allen Beispielen nicht oder noch nicht reden- insofern hat Almuth Schult tatsächlich Recht. Diesbezüglich ähnelt die Situation bei den deutschen Damen ziemlich derjenigen, die man auch bei den Männern vorfindet. Nach Manuel Neuer hat man noch Marc-André ter Stegen, der in der Weltspitze zu verorten ist- sofern er fit ist. Doch dahinter klafft zumindest derzeit ein Loch. Oliver Baumann ist ein verlässlicher Vertreter, aber besitzt er nicht die absolute Spitzenklasse internationalen Formats. Einem Alexander Nübel wurde dies noch zugetraut, als er vor 5 Jahren zu den Bayern ging, doch die finalen Entwicklungsschritte konnte er bisher auch nicht gehen, wenngleich er sich auf einem starken Niveau stabilisiert hat.

Ganz großes Potenzial besitzt die ganz junge deutsche Garde angeführt von Noah Atubolu, der sich bereits gegenwärtig immer mehr an die DFB-Auswahl auch als ernstzunehmende Alternative heranschiebt. Dahinter gelten auch Tjark Ernst, Jonas Urbig oder auch Nahuel Noll als riesige und spannende Talente für die Zukunft. Einer dieser Torhüter könnte wirklich auf lange Sicht auch international für Furore sorgen.

Dies wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Bis dahin befindet sich der deutsche Fußball bezüglich der Torwart-Position in einer Übergangsphase. Entscheidend wird hierbei sein, dass man auch in der Nationalmannschaft rechtzeitig den Mut haben wird, um auf einen noch jungen aber höchst talentierten Keeper zu setzen, wie es Joachim Löw 2010 tat, als er sich nach der Verletzung von René Adler auf Manuel Neuer festlegte, obwohl sich einige Experten zuvor für Tim Wiese aussprachen. 15 Jahre später weiß man, dass Manuel Neuer Fußballgeschichte geschrieben hat.

Auch bei den Frauen steht ein Umbruch bevor

Auch bei den Frauen steuert man auf eine Übergangsphase zu. Bei Berger steht das selbstgewählte Ende ihrer Nationalmannschaftskarriere im Raum, Merle Frohms hat bereits im letzten Jahr ihre Laufbahn beim DFB für beendet erklärt. Zwar erlebt die 30-Jährige bei Real Madrid einen regelrechten zweiten Frühling, erlitt aber unlängst einen Kreuzbandriss und wird wohl daher die verbleibende Saison verpassen.

Über kurz oder lang wird sich auch bei den Frauen eine Übergangsphase einstellen, denn junge und vor allem verheißungsvolle Talente sind definitiv vorhanden. Die Frage wird lediglich sein, auf wen man sich beim DFB festlegen wird und ob man der jeweiligen Torhüterin dann auch die Zeit geben wird, um sich zu entwickeln und auch den einen oder anderen Fehler zu gestehen. Ohne Fehler und gewisse Rückschläge wird eine Entwicklung nicht vonstattengehen, das hat auch Ann-Katrin Berger eindrucksvoll gezeigt. Jahrelang kam sie hinter Almuth Schult und Merle Frohms nicht zum Zug, erkrankte 2017 und 2022 an Schilddrüsenkrebs und kam jedes Mal stärker zurück. Die Ruhe, die sie ausstrahlt, ist authentisch, denn sie weiß, dass es im Leben noch mehr gibt als die 90 Minuten auf dem Rasen.

Berger haben diese gesundheitlichen Rückschläge stärker gemacht. Das heißt aber natürlich nicht, dass eine weitere deutsche Nationaltorhüterin auf Weltklasse-Niveau eine ähnliche Leidensgeschichte durchleben muss. Dennoch werden Rückschläge und Misserfolge auch eine der jungen deutschen Torhüterinnen zu einer weiteren Weltklasse-Torhüterin formen können.


Kommentare (2)

  • Heribert Lohr
    vor 1 Woche
    Merle ist schon gut in Madrid. Aber da ist noch Luft nach oben - vor allem in der Strafraumbeherrschung. Das ist wichtig: Madrid hat nicht die beste Abwehr.
  • Christopher Schulz
    vor 1 Woche
    Manchmal würde einfach ein Blick ins Nachbarland reichen. Dort spielt Carina Schlüter seit Jahren auf höchsten Niveau und lässt die Gegner in der Champions League verzweifeln.

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