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Manuel Neuer 2.0 - Wie Neuer sich im hohen Fußballeralter weiterentwickelt hat

Manuel Neuer: Die Neuerfindung einer Torwart-Legende

Autor: T. Rübe - 27.10.2025

Manuel Neuer ist eine absolute Institution und das nicht aufgrund der vielen Titel und persönlichen Auszeichnungen. Vor allem mit seinen Darbietungen bei der WM 2014 hat er neue Maßstäbe gesetzt, wenngleich es auch falsch wäre, das Vermächtnis des mittlerweile 39-Jährigen lediglich mit der Weltmeisterschaft vor nunmehr 11 Jahren zu verknüpfen. Sowohl zuvor als auch danach agierte der Torhüter in ähnlichem Maße.

Schon vor Neuer gab es offensive Torhüter, die auch mutig und bisweilen risikofreudig spielten. Als Blaupause dafür könnte Edwin van der Sar dienen, der vor allem zu Beginn der 2000er Jahre als der Inbegriff des modernen Torhüters diente. So wurde über den Niederländer einst bezeichnenderweise gesagt, dass er nur dann überhaupt zu einem Ball flog, wenn er zuvor falsch stand. Neuer wiederum agierte dann auf höchster Ebene ebenso mit einer herausragenden Antizipation und zeigte auch auf der Linie immer wieder herausragende Paraden, wenngleich er bis heute auf der Linie nicht der explosivste Vertreter seiner Zunft war.

Für Neuer sprach seit jeher das Gesamtpaket, aber natürlich allen voran die sehr offensive Ausrichtung. Doch in den letzten Jahren wirkte der einst unangefochtene beste Torhüter der Welt beinahe menschlich, zeigte Fehler und verschätzte sich auch das eine oder andere Mal. Man merkte dem Torhüter auch ein Stück weit das fortschreitende Alter an, denn auch bei seinem mutigen und risikofreudigen Herauslaufen kam er auch häufiger als früher zu spät. Darüber hinaus war er auch bei den großen internationalen Turnieren meist nur noch einer von vielen, anstatt der Beste.

In dieser Saison aber präsentiert sich Neuer in einer äußerst stabilen Verfassung. Er spielt sehr konstant und leistet sich kaum eine Unsicherheit. Natürlich ist ein Punkt dabei, dass er derzeit fit ist und unter keiner Blessur leidet, was in den letzten Jahren häufig genug anders war. So plagte sich der Kapitän der Bayern immer wieder mit diversen Verletzungen herum, darunter auch die eine oder andere Knochenfraktur. Diese Verletzungen bedeuteten auch in der Folge meist noch einige Wochen bis Monate, ehe Neuer wieder vollends in Form war.

Angepasster Spielstil als Schlüssel zum Erfolg

Aber nicht nur die Fitness ist der ausschlaggebende Faktor für den fünfmaligen Welttorhüter. Vielmehr ist auffällig, dass Neuer nunmehr seinen Spielstil deutlich angepasst beziehungsweise regelrecht verändert hat. Er ist vielmehr auf Sicherheit bedacht, wählt häufig eine eher defensivere angelegte Positionierung, sowohl bei gegnerischem Ballbesitz im Allgemeinen als auch bei potenziellen Hereingaben im Besonderen. Dadurch vermeidet er zunehmend große Risiken, wodurch die Spielweise nun deutlich mehr als früher auf das Vermeiden von Fehlern ausgelegt ist.

Während der Keeper bei eigenem Ballbesitz seines Teams noch bei der Klub-WM rund 22 Meter vor dem Tor stand, war er im Durchschnitt bei gegnerischen Ballbesitz nur noch 15 Meter vor dem eigenen Tor positioniert und liegt damit deutlich hinter seinen eigenen Marken aus der Vergangenheit, die im Schnitt bis zu 3 Meter höher lagen. Vor allem gab es bei der Klub-WM 5 Torhüter, die im Schnitt bei gegnerischem Ballbesitz höher standen als Neuer, was noch vor wenigen Jahren in dieser Ausprägung undenkbar gewesen wäre.

Unter diesen Torhütern, die höher als Neuer positioniert waren, waren unter anderem Gregor Kobel, Yann Sommer und Gianluigi Donnarumma. Vor allem Donnarumma und Kobel gelten nicht als die topmodernen und risikofreudigen Torhüter. Das zeigt, dass Neuer ein wenig in die Vergangenheit des Torwartspiels gereist ist, um seine persönliche Zukunft zu gestalten, denn mit der etwas defensiveren Auslegung ist es ihm gelungen, den natürlichen Alterungsprozess und damit die einhergehenden schwindenden Attribute von Geschwindigkeit, Reaktionsvermögen und Explosivität zu kaschieren, sodass er weiterhin starke Leistungen zeigen kann und nunmehr auch deutlich weniger Fehler begeht als noch vor zwei oder drei Jahren.

Parallelen zu Schweinsteiger: Erfahrung statt Spektakel

Gleichsam zollt er aber mit seiner neuen Spielweise auch anderweitig seinem fortschreitenden Alter Tribut, denn in den vergangenen 3 Jahren wurde Neuer auch immer anfälliger, was Muskelverletzungen betrifft. Dadurch muss der Torwart auch tendenziell dosierter mit diversen Sprints und Hoch-Risiko-Aktionen umgehen, was wiederum nicht bedeuten soll, dass Neuer nur noch mit angezogener Handbremse spielt. Vielmehr spielt er nun mit 39 Jahren ein wenig bedachter, den Fokus mehr auf Sicherheit gelegt und hat sich nach all den Jahren, in denen er für seine spektakuläre Spielweise auf der ganzen Welt gefeiert wurde, neu erfunden.

Wenn man so will lässt sich eine gewisse Parallele zu Bastian Schweinsteiger erkennen, der einst als „Schweini“ als offensiver Außenspieler berühmt wurde, aber die großen Erfolge auf der 6 als Bastian Schweinsteiger feierte und einer der Säulen für den WM-Sieg 2014 war – neben Manuel Neuer. Nun ist Neuer selbst derjenige, der etwas seriöser agiert und das im positivsten Sinne, denn er hat das Torwartspiel geprägt wie kein anderer, weder zuvor noch danach. Dennoch konnte er nicht mehr so weiterspielen, wenn er auf allerhöchstem Niveau die gewohnten Leistungen bringen wollte.

So hat sich Manuel Neuer im hohen Fußballeralter noch einmal deutlich weiterentwickelt, indem er kurioserweise einen kleinen Schritt zurückging. Dies wird dabei aber auch nur dann wirklich sichtbar, wenn man ganz genau hinschaut, denn bei ihm ist die viel besungene Aura oder auch die Ausstrahlung derart groß, dass diese bei der Betrachtung seiner Leistungen mitunter auch über kleinere Fehler und Ungenauigkeiten hinwegsehen lässt. Aber auch im positiven Sinne wird Neuer wie jetzt kaum neu bewertet. So werden die Anpassungen, die er an seinem Spiel vorgenommen hat, kaum wahrgenommen. Dabei zeigt er aber gerade, dass er in der derzeitigen Form noch auf allerhöchstem Niveau mindestens mithalten kann, wenn er nicht sogar partiell immer noch überragt.


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