Aufgrund dieses Verhaltens – näher geht Earps in ihren Vorwürfen nicht ein – soll die Torhüterin des FC Chelsea auch von weiteren Lehrgängen der Nationalmannschaft nicht mehr nominiert worden sein. Doch bereits im darauffolgenden Jahr zog Wiegmann laut des Buches in Betracht, Hampton wieder in den Kreis der Lionesses aufzunehmen – sehr zum Missfallen von Earps, die sofort und vehement gegen die Pläne der Nationaltrainerin protestierte. Konkret sagte sie, dass das Vorhaben gegen ihre Werte gehen würde und sie glaubte, dass "schlechtes Benehmen" belohnt werden würde. Auch die Argumentation Wiegmans, dass Hampton eine zweite Chance verdiene, wollte Earps so nicht akzeptieren.
Sportlich betrachtet war 2023 der ominöse Turning Point für beide Torhüterinnen. Earps wurde in England zur Sportpersönlichkeit gewählt und hatte zuvor die Wahl zur Welttorhüterin gewonnen. Hampton hingegen vollzog einen Wandel und stellte sich auch bei Chelsea immer mehr in den Dienst der Mannschaft. Der Ruf der jungen Torhüterin, sie sei unzuverlässig – wie es auch Earps nun noch einmal bekräftigte – er verblasste. Sie wurde sportlich und persönlich stärker und spielte sich mit starken Leistungen immer mehr in den Fokus, während Earps am absoluten Höhepunkt angekommen war. Es schien so, als würde die damalige Nummer 1 von Manchester United unangefochten sein, solange sie weiterhin spielen möchte. Auch eine vermeintlich langsam aufstrebende Konkurrentin wurde nicht wirklich gesehen.
Die finale Entscheidung, dass Hampton nunmehr die neue und klare Nummer 1 in der Nationalmannschaft sein soll, wurde von Earps nicht rein sportlich aufgefasst, was sie selbst in ihrem Buch schildert. Vielmehr wirkt die große Torhüterin, die bei allen Erfolgen glänzte und hell strahlte, plötzlich wie eine schlechte Verliererin, zumindest in Bezug auf Hannah Hampton. Sie selbst hätte die Erfahrung als Nummer eins lieber Khiara Keating von Manchester City geben wollen. Nach der Entscheidung Wiegmans erfolgte dann der Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Die Trainerin versuchte Earps im Wissen um deren Stärke umzustimmen, doch mehr als ein kurzfristiger Rücktritt vom Rücktritt in einem persönlichen Gespräch war nicht möglich – Earps hatte ihre Entscheidung getroffen, denn das Tischtuch zwischen ihr auf der einen Seite und Hampton und Wiegmann auf der anderen Seite war zerschnitten. Dies wurde auch deutlich bei der Preisverleihung der Yashin Trophäe in diesem Jahr, welche Hampton gewann. Ausgerechnet Earps musste der vermeintlichen Widersacherin den Preis überreichen. Es war eine bemerkenswerte Szene, denn es war spürbar, wie kühl das Verhältnis zwischen beiden Torhüterinnen ist.
Earps erntet in England nun Kritik für ihre Ausführungen in ihrem Buch. So sagte die ehemalige englische Nationalspielerin Anita Asante: "Es ist wirklich unglücklich, dass Mary Earps, egal aus welchen Gründen auch immer, sich entschieden hat, diese Autobiografie zu schreiben. Sie ist immer noch eine aktive Spielerin." Gleichzeitig äußerte sie auch Verständnis für Earps. Fara Williams, eine weitere ehemalige englische Nationalspielerin, nannte Earps' Aussagen "verwirrend". Ihr Vermächtnis auf den Fußball würde das Buch aber nicht beschädigen. Hamptons ehemalige Teamkollegin Ruesha Littlejohn nannte ihre ehemalige Mitspielerin schwierig und bezeichnete sie wörtlich als "Pain in the Ass" – eine wenig charmante Formulierung. Dennoch fügte Littlejohn an, dass Hampton eine unglaubliche Torhüterin sei. Chelseas Cheftrainerin Sonia Bompastor nannte Hampton wiederum die beste Torhüterin der Welt und hob ihren Wert für das Team positiv hervor.
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