Die Alternative wäre also Baumann, doch während sich beispielsweise mit Sepp Maier ein ehemaliger Weltklassetorwart pro Manuel Neuer ausgesprochen hatte, zieht nun mit Uli Stein ein weiterer ehemaliger Keeper von höchstem Format die Eignung von Oliver Baumann als potenzielle Nummer 1 bei einem großen Turnier in Zweifel. So sagte der 70-Jährige, der für Arminia Bielefeld, den HSV und Eintracht Frankfurt insgesamt 512 Bundesliga-Spiele absolvierte, gegenüber dem „Kicker“: "Keine Frage, über die Jahre hat er sich großen Respekt und Spiele in der Nationalelf verdient. Spätestens in einem Wettbewerb wie der WM aber geht es noch um viel mehr als ums Bällehalten und -spielen. Die Vergangenheit zeigt, dass deutsche Mannschaften, aber auch andere Weltmeisterteams fast immer über Typen, ja mitunter Ikonen im Tor verfügten.“
Von den aktuell zur engeren Wahl stehenden Torhütern ist der 35-Jährige mit über 500 Bundesliga-Spielen der routinierteste und hat sich über die Jahre den Ruf eines guten und vor allem auch zuverlässigen Torhüters erarbeitet. Darüber hinaus hat er sich auch bei der Nationalmannschaft stets in den Dienst der Mannschaft gestellt. 26 Mal saß er beim DFB-Team auf der Bank, ehe er selbst zu seinem Debüt kam und war überdies auch der älteste Debütant im DFB-Dress. Gegen Nordirland zeigte Baumann eine souveräne Leistung und hielt letztlich auch den knappen Sieg fest. Dennoch hat er nicht den Ruf eines Weltklasse-Torhüters, wie er bei ter Stegen vorhanden ist.
In den letzten Wochen tauchte vermehrt wieder Manuel Neuer als potenzielle Nummer 1 bei der WM in den Diskussionen auf. Darauf angesprochen wurde Nagelsmann abermals nach dem Spiel gegen Nordirland und sagte auf die Frage, ob Baumann die Diskussionen über ein Nationalmannschafts-Comeback von Manuel Neuer beeinträchtigen würde: „Nee, offensichtlich nicht. Aber ich glaube jeder, der ein Mensch ist, kann sich gut vorstellen, dass es ihn jetzt nicht völlig kaltlässt.“ Im Allgemeinen sehe er die derzeitige Debatte für keinen von Vorteil: „Ich glaube auch nicht für Manu, ehrlich gesagt. Für die Ruhe, die er bei Bayern auch braucht für seine zweifelsfrei guten Leistungen. Meines Wissens ist Manu aus eigenem Willen heraus zurückgetreten und ich wundere mich trotzdem immer, warum wir das jede Woche drei Stunden diskutieren.“
Für ihn spiele Neuer bei den Bayern ohne Frage eine gute Saison, „aber wir haben kein Torwartproblem. Wir haben auch keines der letzten zehn Länderspiele verloren, weil wir einen schlechten Torwart drin hatten.“ Eine kleine, unscheinbare Hintertür ließ er sich aber dennoch offen. Auch wenn die derzeitige Debatte nicht zielführend sei, könnte sich die Bewertung im nächsten Sommer noch einmal grundlegend ändern, „wenn ganz viele Dinge schlecht laufen.“
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