DFB-Abschied nach 15 Jahren: "Es war eine bewusste Entscheidung"

Eine glanzvolle Ära in der deutschen Nationalmannschaft endet: Manuel Neuer, der über ein Jahrzehnt hinweg das Tor der DFB-Elf hütete, hat seinen Rücktritt bekannt gegeben. Im exklusiven Interview sprach der 38-Jährige über die Gründe für seinen Rücktritt und reflektierte über eine herausragende Karriere. "Ich fühle mich sehr gut, muss ich sagen, weil es eine bewusste Entscheidung von mir ist. Natürlich ist da auch ein Stück Wehmut dabei, zugleich aber viel Erleichterung", erklärte Neuer, der als einer der erfolgreichsten Torhüter in der Geschichte des Fußballs gilt.

Neuer betonte, dass seine Entscheidung, die Nationalmannschaft zu verlassen, nicht über Nacht getroffen wurde. Es war das Ergebnis eines längeren Prozesses, der insbesondere nach der schmerzhaften Niederlage bei der Heim-EM 2024 seinen Anfang nahm. Intensive Gespräche mit seiner Familie und engen Freunden halfen ihm, zu dieser Entscheidung zu kommen.

Ein schleichender Prozess: Vom Comeback zur Entscheidung

Nach einer schweren Verletzung kämpfte sich Neuer zunächst zurück ins Tor der Nationalmannschaft, ohne an einen Rücktritt zu denken. Solch eine Entscheidung, so Neuer, trifft man nicht von heute auf morgen. In der Zeit nach seiner Verletzung habe er sich intensiv auf sein Comeback fokussiert, ohne den Gedanken an einen Rücktritt zuzulassen. Erst nach der Europameisterschaft begann er ernsthaft über seine Zukunft nachzudenken.

Die Reflexion über die vielen Jahre in der Nationalmannschaft erfüllte ihn mit Dankbarkeit. Er habe einen langen Weg mit der DFB-Elf zurückgelegt und dabei wertvolle Erfahrungen gesammelt, für die er dem deutschen Fußball sehr dankbar sei. Gleichzeitig stellte sich die Frage, was nun noch kommen könne und wie das Ende seiner internationalen Karriere aussehen solle. Diese Überlegungen führten ihn schließlich zu dem Entschluss, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen sei, um loszulassen.

Stolz und Dankbarkeit: "Es ist an der Zeit loszulassen"

Der Abschied von der Nationalmannschaft fiel Neuer nicht leicht, doch er ist überzeugt, dass es der richtige Zeitpunkt ist. „Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen, aber ich treffe sie mit einem lachenden Gesicht“, so Neuer. Besonders stolz ist er darauf, in der jüngeren Vergangenheit Teil des Teams gewesen zu sein, das die deutsche Nationalmannschaft wieder in die richtige Richtung geführt hat.

Auf die Frage, ob ein Comeback jemals denkbar sei, antwortete Neuer vorsichtig: „Man sollte so etwas nie ausschließen, und das werde ich auch nicht tun.“ Dennoch sei für ihn ein klarer Cut und eine bewusste Entscheidung getroffen worden. Die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien, die Neuer als einen der Höhepunkte seiner Karriere bezeichnete, bleibt für ihn der größte Triumph seiner Nationalmannschaftslaufbahn und wird für immer mit seinem Namen verbunden sein.

Verpasste Chancen: "Es gibt Spiele, die ich gerne noch mal spielen würde"

Neuer sprach auch über die Turniere, in denen er und das Team große Chancen auf den Titel hatten, diese aber nicht nutzen konnten. Besonders die Europameisterschaften 2012 und 2016 bleiben ihm in schmerzlicher Erinnerung. Er bedauerte, dass die Tagesform in diesen entscheidenden Momenten gefehlt habe, obwohl das Potenzial zum Gewinn des Titels vorhanden war.

Im Rückblick auf die jüngste Heim-EM 2024 hatte Neuer gemischte Gefühle. Einerseits sei er stolz darauf, dass die Mannschaft die Fans wieder für sich gewinnen konnte, andererseits bleibt die Enttäuschung über das verpasste Finale. Trotz der verpassten Chance sieht er positiv auf die Zukunft der Nationalmannschaft und den Beitrag, den er dazu leisten konnte.

Die Zukunft beim FC Bayern: "Es geht auf jeden Fall weiter"

Ein Karriereende nach der nächsten Saison schließt Neuer aus. „Ich gehe jetzt nicht mit dem Gedanken in die Saison, danach Tschüss zu sagen“, betonte er. Die Vertragsgespräche seien noch in weiter Ferne, doch er habe das Gefühl, dass alle im Verein zufrieden mit ihm seien. Die Frage nach seiner Zukunft wird sich zum richtigen Zeitpunkt klären, aber aktuell konzentriert sich Neuer voll auf die kommende Saison.

Neuer sprach auch über die Verpflichtung von Alexander Nübel und betonte, dass seine eigene Zukunft nicht von dessen Entwicklung abhänge. Das Verhältnis zwischen den beiden Torhütern sei gut, und Neuer sieht seine Karriere unabhängig von Nübel.

Blick in die Zukunft: "Ich werde dem Sport erhalten bleiben"

Was seine Zeit nach der aktiven Karriere angeht, hat Neuer bereits Pläne geschmiedet. Er möchte dem Sport erhalten bleiben, auch wenn er sich nicht nur auf den Fußball beschränken will. Wenn er seine Erfahrung an Athleten weitergeben könne, wäre das eine erfüllende Aufgabe für die Zeit nach seiner aktiven Karriere. Auf die Frage, ob er sich eine Rolle wie die von Oliver Kahn als CEO beim FC Bayern vorstellen könnte, antwortete Neuer mit einem Lächeln: „Nicht zwingend als Erstes.“