Foto: Magliarossonera.it / Wikimedia Commons – „Lorenzo Buffon at Milan“, CC BY-SA 4.0
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Der Name Buffon ist im Weltfußball bis heute allgegenwärtig – vor allem dank
Gianluigi Buffon. Doch der italienische Fußball prägte eine ganze
Torwart-Dynastie, aus der auch Lorenzo Buffon hervorging.
Er war ein entfernter Verwandter des großen Gigi – genauer: der
Cousin von Gianluigi Buffons Großvater.
Lorenzo Buffon ist am 25.11.2025 im Alter von 95 Jahren verstorben.
Geboren am 19.12.1929 in Majano, entwickelte er sich in Italien zu
einer schillernden Persönlichkeit und zu einer echten Torwart-Ikone. Ursprünglich galt
seine Leidenschaft jedoch nicht dem Fußball, sondern der Kunst: Buffon war ein
begeisterter Maler, ein Talent, das ihn sein Leben lang begleitete. Der Legende nach
soll ein Geistlicher den jungen Buffon zum Torwartspiel inspiriert haben, nachdem er ihn beim Malen
einer Madonna beobachtet hatte. Buffon erinnerte sich später an dessen Worte:
„Wenn ich so gut mit den Händen zeichnen kann, warum sollte ich dann nicht im Tor stehen?“
Erfolgsgeschichte bei AC Milan und der Nationalmannschaft
Diese Fügung führte ihn zu einer beeindruckenden Karriere. In den 1950er-Jahren wurde Buffon eine der
tragenden Säulen des legendären Il Grande Milan, gemeinsam mit Größen wie
Cesare Maldini sowie dem schwedischen Trio Gren, Nordahl und Liedholm.
Mit dem AC Milan gewann er vier italienische Meisterschaften und erreichte
1958 das Finale des Europokals der Landesmeister. Dort jedoch entschied Trainer
Giuseppe Soldan, nicht auf Buffon, sondern auf seinen Konkurrenten zu setzen – und Milan
verlor gegen das übermächtige Real Madrid um Puskás,
Di Stéfano und Santamaría.
Für die italienische Nationalmannschaft bestritt Buffon insgesamt
15 Länderspiele und war zu Beginn der
WM 1962 in Chile Kapitän der Azzurri.
Eines seiner wichtigsten Spiele war das 0:0 in der Gruppenphase
gegen die Bundesrepublik Deutschland am 31. Mai 1962,
in dem er im Tor stand und die Mannschaft anführte.
Beim berüchtigten „Battle of Santiago“, dem extrem hart geführten
WM-Gruppenspiel zwischen Chile und Italien am 2. Juni 1962,
saß Buffon hingegen auf der Bank und beendete seine Nationalmannschafts-Karriere
kurz darauf. Berühmt machte ihn außerdem ein Freundschaftsspiel gegen
England, das er trotz Nasenbein- und Rippenbruchs zu Ende spielte –
in Italien wurde er dafür als „Ritter der Arbeit“ gefeiert.
Rivalität, Transfer-Wirbel und ein Leben voller Anekdoten
1963 krönte Buffon seine Karriere mit einer fünften Meisterschaft – ausgerechnet beim
Rivalen Inter Mailand, der ihn zuvor vom Stadtnachbarn losgeeist hatte. Bei Inter musste
sein großer persönlicher Rivale Giorgio Ghezzi Platz machen, der wiederum zu Milan wechselte.
Während Buffon mit Inter die Meisterschaft holte, gewann Ghezzi mit Milan 1963 den
Europapokal der Landesmeister gegen Benfica – ein Triumph, der bis heute mit dem
Guttmann-Fluch verbunden wird.
Auch privat waren Buffon und Ghezzi eng miteinander verknüpft. Ghezzi, ein Star der frühen Fünfziger,
war mit TV-Ikone Edy Campagnoli liiert – bis die Beziehung endete und Campagnoli zu
Lorenzo Buffon wechselte. Die Hochzeit wurde ein mediales Großereignis. Nach zehn Jahren jedoch
scheiterte die Ehe, und Buffon zog in die USA, wo er sich mit Frank Sinatra
anfreundete.
Lorenzo Buffon war weit mehr als ein Torwart: Er war einer der ersten echten
Torwart-Stars, die sowohl sportlich als auch abseits des Platzes Geschichten schrieben.
Nun ist einer der ganz Großen der italienischen Torwarttradition von uns gegangen.
Der „Battle of Santiago“ – eines der berüchtigtsten Spiele der Fußballgeschichte
Der „Battle of Santiago“ gilt als eines der härtesten und chaotischsten Spiele der gesamten WM-Historie. Am 2. Juni 1962 trafen in Santiago de Chile die Gastgeber Chile und Italien aufeinander – und die Partie eskalierte zu einem regelrechten Fußballkrieg. Prügeleien, Tritte, Kung-Fu-Aktionen und zwei Platzverweise prägten das Match, das vom englischen Schiedsrichter Ken Aston kaum zu kontrollieren war.
Die WM-Begegnung wurde später als „Schlacht von Santiago“ weltberühmt und steht bis heute sinnbildlich für die extremsten Auswüchse im internationalen Fußball.
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