Rekorde und eine beeindruckende Karriere
Der fünffache Welttorhüter stand für die deutsche Nationalmannschaft bei acht großen Turnieren als Nummer 1 auf dem Platz – jeweils vier Europameisterschaften und Weltmeisterschaften. In 124 Länderspielen musste er lediglich 118 Gegentore hinnehmen, behielt hingegen in 51 Partien die weiße Weste. Kein deutscher Torhüter bestritt mehr Länderspiele als der 38-Jährige. Sein Debüt gab er am 02.06.2009 beim 7:2 gegen die Vereinigten Arabischen Emirate. Ein Jahr später war er dann die deutsche Nummer 1 und setzte sich im Duell mit René Adler durch. Zwar galt noch im Herbst 2009 Robert Enke als deutsche Nummer 1, doch verlor dieser auf tragische Weise den Kampf gegen Depressionen und beging Suizid. Daher stand Neuer bei der WM 2010 in Südafrika unter besonderer Beobachtung, spielte aber stark. Im Halbfinale unterlag man damals den übermächtigen Spaniern, nachdem man zuvor noch England und Argentinien sensationell ausschalten konnte.
Der dramatische Wendepunkt nach dem Ski-Unfall
Schon im Winter 2022 stand Manuel Neuer am Scheideweg bezüglich des DFB – im Grunde genommen sogar am Scheideweg seiner gesamten Karriere. Nach einem schweren Beinbruch durch einen Ski-Unfall war lange Zeit nicht klar, ob Neuer überhaupt seine Karriere würde fortsetzen können, stand er doch zum Zeitpunkt des Unfalls lediglich drei Monate vor seinem 37. Geburtstag. Doch er kämpfte sich nach insgesamt knapp 11 Monaten Zwangspause zurück und wurde sehr zum Leidwesen von Marc-André Ter Stegen erneut zur Nummer 1 bestimmt. Der 32-jährige Kapitän des FC Barcelona wird nunmehr Neuers Nachfolger, der aber in der Bundesliga noch weiterspielen wird. An der Säbener Straße besitzt Neuer noch einen derzeit gültigen Arbeitsvertrag bis zum kommenden Sommer. Ob er darüber hinaus noch seine Karriere fortsetzen wird, erscheint im Hinblick auf seine jetzige Entscheidung noch einmal eindeutig fraglicher.
Reaktionen aus der Fußballwelt
Unmittelbar nach der verkündeten Entscheidung Neuers gab es erste Reaktionen. So sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann: "Auch wenn ich Manus Entscheidung und seine Beweggründe nachvollziehen kann, ist sein Abschied ein großer Verlust – sportlich und menschlich. Manu hat das Torwartspiel geprägt wie kein anderer in der Geschichte des Fußballs. Mit seinen Paraden, seinen Rettungstaten, mit seiner Spieleröffnung und mit seiner Ausstrahlung war er für die Nationalmannschaft über fast eineinhalb Dekaden mehr als nur ein Rückhalt. Für die Idee, wie wir Fußball spielen wollen, waren seine Fähigkeiten ein entscheidender Faktor. Manu war und ist ein großer Sportler und ein großartiger, guter Typ. Ich habe oft und gerne das Gespräch mit ihm gesucht und ich freue mich, dass ich das auch in Zukunft machen kann. Manu wird uns in der Nationalmannschaft fehlen."
DFB-Präsident Bernd Neuendorf würdigte Neuer: "Als Präsident des DFB möchte ich mich stellvertretend für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die vielen Fans der deutschen Nationalmannschaft bei Manuel Neuer bedanken. Was er für den Fußball in Deutschland und für den DFB geleistet hat, lässt sich nur schwer in Worte fassen. Er war für mich immer ein wichtiger Ansprechpartner. Der Austausch mit ihm war von Respekt und Wertschätzung geprägt, mich haben an Manuel Neuer immer sein positives Denken, seine unfassbare Mentalität sowie seine Autorität auf dem Platz beeindruckt. Mit ihm verliert die Nationalmannschaft einen überragenden Torhüter, einen meinungsstarken Menschen und eine große Persönlichkeit."
Rudi Völler sagte: "Manuel Neuers Rücktritt beendet eine großartige Nationalmannschaftskarriere. Im Torhüter-Land Deutschland ragt Manu unter vielen außergewöhnlichen Keepern noch einmal hervor, er hat mit seiner Art das Torhüterspiel revolutioniert. Vor ihm und seinen Leistungen kann man sich nur verneigen. Manuel hatte beim DFB unvergessliche Momente und es war mir eine Freude, die letzten bei der Heim-EM gemeinsam mit ihm erleben zu dürfen."
Bundes-Torwarttrainer Andreas Kronenberg ergänzte: "Die Zusammenarbeit mit Manu betrachte ich als Privileg. Nicht für viele Sportler gilt, was man für ihn sagen kann: Er hat das Spiel revolutioniert und verändert. Vom ersten Tag an hat mich beeindruckt, mit welcher Offenheit und mit welchem Fokus, welcher Akribie und welcher Leidenschaft Manu gearbeitet hat. Sein Limit wollte er immer weiter ausreizen, er stand schon an der Spitze und wollte dennoch immer besser werden. Auch damit war er ein Vorbild."
Auch ehemalige Mitspieler im Klub wie auf Nationalmannschaftsebene in Person von Mats Hummels und Bastian Schweinsteiger zollten größten Respekt für die Leistung Neuers und auch von den Bayern gab es höchst anerkennende Worte. Mit Neuer geht zumindest auf Ebene der Nationalmannschaft einer der größten Torhüter aller Zeiten in den Ruhestand.
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