Thomas Kraft / München: München gegen Schalke. Das bedeutete für Fußballdeutschland vor allem Thomas Kraft gegen Manuel Neuer. Die aktuelle Nummer 1 der Bayern gegen die zukünftige? Genug Anreiz also für Thomas Kraft sich zu beweisen. Zu zeigen, dass man einen Manuel Neuer in München gar nicht brauche, schließlich habe man ja ihn, Thomas Kraft. Dieses Bemühen war Thomas Kraft an diesem Abend nicht abzusprechen. Mit viel Einsatz tanzte Kraft auf seiner Torlinie auf und ab. Manchmal vielleicht sogar mit ein wenig zu viel Einsatz. Bezeichnend dafür die Situation, als er nach einem Kopfball von Höwedes den auf der Linie rettenden Müller umsprang. Und dennoch konnte er an diesem Abend nur als zweiter Sieger gelten. Nicht weil er ein Tor mehr als Neuer kassiert hatte. Nein, beim Gegentor durch Raul hatte Kraft keine Schuld getragen. Vielmehr weil er an diesem Abend einfach kaum Gelegenheiten bekam sich auszuzeichnen. Schalke erspielte sich in der ersten Halbzeit zwar die besseren Torchancen, doch retteten meist Müllers Vorderleute für ihn auf der Linie. Und wenn Kraft dann doch einmal eingreifen musste wie bei einem Schüsschen von Farfan, dann konnte man diesen Einsatz nicht als ernsthafte Prüfung werten. Thomas Kraft hat sich an diesem Abend zwar keine Feinde gemacht bei den Bayern, doch musste er hilflos miterleben, wie Manuel Neuer sich neue Freunde machte.

Manuel Neuer / Schalke: Nicht nur Gotham City hat einen Mr. Freeze, auch Gelsenkirchen. Mit beeindruckender Souveränität agierte Manuel Neuer an diesem Abend. Sowohl in der Strafraumbeherrschung, als auch bei Schüssen der Münchener, die er ohne viel Federlesens aufsammelte als ob er Ledermagnete in den Handschuhen hatte. Neuer musste an diesem Abend nicht einmal zu spektakulären Flugeinlagen greifen um sich auch von der Schar der deutschen Kommentatoren-Kaste das Prädikat „Extraklasse“ zu verdienen. Es reichte einfach die perfekte Beherrschung des einfachen Torwart-Einmaleins. Dabei ließ sich Neuer durch nichts aus der Ruhe bringen. Nicht durch das unmittelbar vor der Partie startende Transfer-Geschnatter, nicht durch einzelne Schmähplakate im Münchener Rund, nicht durch die zahlreichen Pfiffe der Bayern-Anhänger. Diese wurde zunehmend weniger, bis am Ende kaum noch etwas zu hören war. Vielleicht war das Verstummen des Bayern-Anhangs an diesem Abend der eindeutigste Beweis für das herausragende Spiel des Manuel Neuer.