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Home > Archiv > 1.5 Euro 2008 - Schweiz Österreich > Spiele und Spielplan > #07 - Spanien - Russland 4:1

Russischer Torwart Igor Akinfeev muss Lehrgeld zahlen

von Alex Raack

Igor Akinfeev ist ein zukünftiger Weltklassetorwart. Zumindest, wenn man den himmelhochjauchzenden Prognosen zahlreicher Fachblätter Glauben schenken darf. Der russische Jung-Internationale (Jahrgang 1986) hat in den vergangenen Jahren eine ganz steile Karriere hingelegt, bereits im zarten Torwartalter von 17 Jahren sicherte er sich seinen Stammplatz beim Moskauer Klub ZSKA, mit teilweise phantastischen Paraden und einer geschmeidigen Eleganz rechtfertigte er in der Folgezeit die hohen Erwartungen. Die Europameisterschaft 2008 ist sein erstes Turnier und sollte seine große Bühne werden. Gegen Spanien folgte die große Ernüchterung: Zu seinem Debüt setzte es vier Gegentore, bei keinem Treffer hatte Akinfeev auch nur den Hauch einer Abwehrchance. Aber der Reihe nach.

20 Minuten lang beackerten sich Russland und Spanien auf einem technisch sehr anspruchsvollen Niveau. Feine Flachpässe durchkreuzten das Mittelfeld quasi ohne Abspielfehler, erst an den gut gestaffelten Abwehrreihen brachen sich die Angriffe, wie Wellen an einem Riff. Sicherlich auch für die beiden Torhüter Iker Casillas und benanntem Akinfeev eine Augenweide. Lediglich die stets präsenten und quirligen Villa und Torres sorgten für Gefahr vor dem russischen Tor, Akinfeev blieb allerdings beschäftigungslos. Nach 20 Minuten konnte Torres den entscheidenden Zweikampf gegen den auch in der Folge steif wirkenden Kolodin gewinnen, kurz vor dem herausstürmenden Moskauer Keeper legte der Mann vom FC Liverpool quer, David Villa vom krisengeschüttelten FC Valencia schob lässig ein. Und kurz vor der Pause war es erneut Villa, der Akinfeev düpierte: einen genialen Pass in die Schnittstelle der russischen Innenverteidigung schob der agile Stürmer durch die Beine vom jungen Schlussmann. Der hatte zwar keinen Fehler gemacht, durfte gegen solche Weltklassestürmer allerdings lernen, wie man das eigene Abwehrverhalten immer weiter verbessern kann. Lehrgeld zahlen nennt man so etwas.

Spaniens Rückhalt Casillas musste während der gesamten ersten Halbzeit nicht wirklich eingreifen, doch die eleganten Angriffe der feinfüßigen Gegner nötigten den seit seinem achten Lebensjahr bei Real Madrid unter Vertrag stehenden Torwart zu einer verbalen Kraftleistung. Wie ein Handballtorwart navigierte Casillas seine Viererkette und selbst das Mittelfelduo Xavi/Iniesta musste seinen Anweisungen Folge leisten. Vor der Partie hatte der linke Handschuh (Marke: Reebok) vom spanischen Torwart für Aufsehen gesorgt: Seit einer Fingerverletzung vor wenigen Monaten tapt sich Casillas Ring- und Mittelfinger der linken Hand und trägt beide Finger seitdem in einer Handschuh-Tasche. Daran hat er sich gewöhnt und will seither – ähnlich wie der Holländer Edgar Davids mi seiner Sonnenbrille – nicht mehr ohne.

Auch in der zweiten Hälfte blieb das Bild gleich: Spanien setzte feine Nadelstiche, die beinahe jedesmal zu Toren führten: Erneut Villa (75.) und Fabregas (90+1) überwanden Akinfeev, der vor dem 4:1 durch den eingewechselten Mittelfeldmotor von Arsenal London immerhin seine Klasse auf der Linie andeutete, als er einen wuchtigen Volleyschuss aus kurzer Distanz zur Seite abwehrte. Dort stand allerdings der Spanier und köpfte unbedrängt (aus Abseitsposition) ein. Bis der Russe seinen Prognosen gerecht wird, ist es noch einer langer Weg. Ein neuer Jaschin fällt auch in der exzellenten russischen Torwartschule nicht so einfach vom Himmel.

Spanien:

Casillas - Sergio Ramos, Puyol, Marchena, Capdevila - Marcos Senna - Iniesta, Xavi, Silva - Villa, Fernando Torres

Einwechslungen:

  • 54. Fabregas für Fernando Torres
  • 63. Santi Cazorla für Iniesta
  • 77. Xabi Alonso für Silva

Russland:

Akinfeev - Anyukov, Kolodin, Shirokov, Zhirkov - Semak - Sychev, Zyryanov, Semshov, Bilyaletdinov – Pavlyuchenko

Einwechslungen:

  • 46. Bystrov für Sychev
  • 58. Torbinskiy für Semshov
  • 70. Adamov für Bystrov
Tore: 1:0 (20.), 2:0 (44.), 3:0 (75. ) Villa, 3:1 (86.) Pavlyuchenko, 4:1 (90+1) Fabregas

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