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Home > Archiv > 1.5 Euro 2008 - Schweiz Österreich > Spiele und Spielplan > #29 - Deutschland - Türkei 3:2

Zittersieg gegen die Türkei

von Alexander Raack

Geschafft! FINALE! Juhu! Doch mit dem Kater der überbordenden EM-Euphorie folgt die kritische Auseinandersetzung mit dem Halbfinale Deutschland gegen die Türkei. Schaut man genauer hin, war das Semifinale ein Fest der großen und kleinen Fehler. Ganz vorne mit dabei: Die beiden Torhüterdinos Jens Lehmann (38) und Rüstü Recber (35).

Wo war die Sicherheit, wo die Ausstrahlung, die den deutschen Schlussmann im Viertelfinale gegen Portugal so stark gemacht hatte? Lehmann schoss keinen kapitalen Bock, doch seine ohne Zweifel vorhandene Erfahrung und Routine sah man in Basel nur selten. Auch deshalb hatten sich ja Löw und Köpke vor der EM auf den bei Arsenal London ausgemusterten Keeper geeinigt – er sollte der deutschen Defensive die nötige Stabilität verleihen. Gegen die dezimierten Türken wirkte Lehmann zu häufig nervös und fahrig. Gleich bei den ersten Flanken auf sein Tor blieb er zu stoisch. Wo er gegen Portugal noch sanft die Bälle aus dem Himmel gepflückt hatte, mangelte es gegen die (weiß Gott nicht besseren) Flanken der türkischen Passgeber oft am Timing. Ein Spiegelbild daher das 1:0 für die Türken: Der Schuss von Kazim knallte gegen die Latte, Ugur durfte aus vier Metern frei abschließen (22.). Kein Ball, den Lehmann hätte halten müssen, und dennoch: Seine verzweifelte Hand-/Fußabwehr blieb fortan im kollektiven Gedächtnis hängen. Weiter fiel auf, dass Lehmann Probleme bei der Abstimmung mit seinem Vorderleuten hatte. Symptomatisch dafür eine Szene in den Anfangsminuten als sich Lehmann in Feldspielermanier Philipp Lahm als Anspielstation anbot. Der kleine Bayernspieler war darüber so irritiert, dass er seinem Vereinskollegen Altintop den Ball im Strafraum in die Füße spielte. Zum Glück für die deutsche Mannschaft, dass Altintop mit dem unerwarteten Geschenk nichts Zählbares erreichen konnte.

Am türkischen Torwart Rüstü scheiden sich ohnehin schon lange die Geister. Der Torhüter, der einst mit dunkler Bemalung unter den Augen für Aufsehen sorgte, hat seinen Zenit bereits lange überschritten (2002 wurde Rüstü nach einem überragenden Turnier als zweitbester Torwart hinter Oliver Kahn ausgezeichnet). Umso bitterer schmeckte die Rotsperre für die türkische Nummer Eins, Volkan Demirel, da Rüstü auch gegen Deutschland alles andere als ein sicherer Rückhalt war. Groteske Bewegungsabläufe vollführt Rüstü, wenn er mehr als drei Meter aus seinem Tor kommen muss (auf der Linie ist er ganz gemäß der türkischen Torhütergeneration weiterhin guter Durchschnitt). Viel zu selten nutzten das die deutschen Offensivspieler aus. Erst nach 79 Minuten hatte Phillip Lahm eine angemessene Flanke auf die Reise geschickt, Rüstü eilte dem Ball entgegen, sein fehlende Orientierung nutzte Klose aus und köpfte zum 2:1 ins Tor.

Fast schon zur Gewohnheit ist es bei dieser EM geworden, dass das türkische Team einen Rückstand kurz vor dem Ende noch ausgleichen kann. Und auch gegen Deutschland bewiesen die Spieler von Trainer Fatih Terim diese seltene Fähigkeit: Sabri unterstrich mit einem simplen Trick die defensiven Schwächen von Lahm (jedenfalls in diesem Halbfinale), seine Flanke fand Semih, der den Ball unter den Armen von Lehmann hindurch einschieben konnte. Beruhigend, dass Lahm seinen Fehler in der 90. Minute wettmachte. Nach einem Zusammenspiel mit Hitzlsperger setzte er den Ball zum entscheidenden 3:2 ins Netz.

Deutschland steht im Finale. Um sich in Wien gegen den Sieger der Partie Russland-Spanien durchzusetzen, benötigt die deutsche Auswahl allerdings eine erneute Leistungssteigerung. Auch Jens Lehmann muss in seinem vermutlich letzten Spiel für die Nationalmannschaft noch einmal an seine Grenzen gehen.

Das sagt torwart.de-Experte Lars Leese

.„Dass Lehmann bei den ersten Flanken von Portugal besser und stabiler aussah, stimmt auf den ersten Blick. Andererseits: Die Hereingaben der Türken hatten schon eine andere, bessere Qualität. Als Torhüter musst du dann schnell entscheiden: Wie hoch kommt der Ball, mit wie viel Effet? Ich fand, dass Jens Lehmann vor dem ersten Gegentreffer eine gute Körpersprache hatte, er wirkte wohl dosiert aggressiv, das sah man deutlich in einer Szene im Fernsehen, als er mit der Faust in die Handfläche geschlagen hat und seine Mitspieler aufgerüttelt hat. Nach dem Treffer von Ugur wirkte er allerdings wesentlich ruhiger, vielleicht fühlte er sich angreifbarer. Obwohl man ihm beim ersten Tor keinen Vorwurf machen sollte. Im Nachhinein denkt sich jeder Keeper: Den Ball hätte ich vielleicht mit den Füßen abwehren sollen. Aber diese Situation, dass die Abwehr pennt und der Stürmer wenige Meter vor dem Tor an den Ball kommt, hatten wir nicht das erste Mal bei diesem Turnier. Da siehst du als Keeper eben doof aus. Das zweite Tor würde ich Lehmann allerdings noch eher ankreiden, da muss er die Torwartecke zumachen! Möglicherweise hatte er die Hereingabe verschätzt und war auf dem Weg in die andere Richtung.

Rüstü hat beim Tor von Klose einen klaren Fehler begangen, da müssen wir gar nicht drum herum reden. Aber: 60 Minuten lang war er nahezu beschäftigungslos, bis auf einige Rückpässe oder weite Bälle gab es nichts zu halten. Dann kommt diese Flanke von Lahm in der 79. Minute, Rüstü will sich endlich beweisen in seinem letzten Turnierspiel, will zeigen: Hier kommt Rüstü, ich will am Spiel teilhaben. Das ging natürlich ziemlich in die Hose. Zwei Türken stehen bei Klose und Rüstü faustet daneben. Er hätte seiner Mannschaft in dieser Situation wahrscheinlich mehr geholfen, wenn er im Tor geblieben wäre.“

Deutschland:

Lehmann - A. Friedrich, Mertesacker, Metzelder, Lahm - Rolfes, Hitzlsperger - Schweinsteiger, Ballack, Podolski – Klose

Einwechslungen:

  • 46. Frings für Rolfes
  • 90. + 2 Jansen für Klose

Türkei:

Rüstü - Sabri, Gökhan Zan, Mehmet Topal, Hakan - Mehmet Aurelio - Kazim, Hamit Altintop, Ayhan, Ugur – Semih

Einwechslungen:

  • 81. Mevlüt für Ayhan
  • 85. Gökdeniz für Ugur
  • 90. + 2 Tümer für Kazim
Tore: 0:1 (22.) Ugur, 1:1 (26.) Schweinsteiger, 2:1 (79.) Klose, 2:2 (86.) Semih, 3:2 (90.) Lahm


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