Dies wirkte sich wiederum bereits negativ auf die defensive Stabilität aus. In dieser Saison aber ist Heidenheim noch harmloser im Angriff. Toptorschütze ist bisher Stefan Schimmer mit gerade einmal zwei Treffern. Die Mannschaft muss grundsätzlich einen hohen Aufwand betreiben, um zum Torerfolg zu kommen. Dadurch muss aber wiederum die Abwehr auch mehr Akzente im Spiel nach vorn setzen, während man sich bisher immer noch auf das Konzept der massiven Defensive verlassen konnte. Im Angriff waren es dann zumeist Léo Scienza oder Mathias Honsak, die auch durch die individuelle Klasse Gefahr ausstrahlen konnten.
Doch Scienza hat den Verein verlassen und Honsak hat bisher keinen Treffer in dieser Saison zu verzeichnen. Nunmehr sind erneut mannschaftliche Lösungen im Verbund gefragt, um zum Torerfolg zu kommen. Das bedeutet, dass die Abwehr noch mehr auch nach vorn tun muss, wodurch sich die komplette Statik wieder verändert. Dadurch wird aber auch dem Torwart wiederum eine noch höhere Bedeutung zuteil. Dieser ist nunmehr nicht mehr allein in der Torverteidigung gefragt, sondern muss nun auch deutlich moderner und aktiver auftreten, als man es von Kevin Müller gewohnt war, der fraglos aber Großes in der Vergangenheit für den Klub geleistet hat.
Der Wechsel zu Diant Ramaj, der vor der Saison leihweise von Borussia Dortmund zurück an die Brenz wechselte, schien daher die logische Konsequenz. Der gebürtige Stuttgarter spielte bereits von 2019 bis 2021 für Heidenheim, kam aber zu keinem Pflichtspieleinsatz. Der wahre Mehrwert des 23-Jährigen liegt in der Vielseitigkeit seiner Fähigkeiten, denn im Vergleich zu Müller ist Ramaj der deutlich modernere Torwart, der sowohl bei Flanken mutiger als auch in der Spieleröffnung stärker agiert.
Es wäre daher fahrlässig, Ramaj auf die nackte Anzahl an Gegentoren mit Müller zu vergleichen und daraus dann zu schlussfolgern, dass man mit Müller wohl weniger Gegentore bekommen hätte als derzeit mit dem Neuzugang, der aber nach der Saison den Klub definitiv wieder verlassen wird. In der kommenden Saison soll Eigengewächs Frank Feller als neuer Stammtorhüter aufgebaut werden und dahinter Kevin Müller als Routinier den jungen Torwart bestmöglich unterstützen. Ramaj hat derzeit eher das Pech, dass die allgemeine Stabilität noch nicht ganz gefunden wurde und sich die Abwehr auch noch in manchen Situationen auf die deutlich offensivere Spielweise des Torhüters einstellen muss.
Für Ramaj ist diese Saison dennoch bereits jetzt eine wichtige Erfahrung, denn so kann er sich in der Bundesliga etablieren und weiter wichtige Spielpraxis sammeln, um dann mittelfristig Gregor Kobel im Dortmunder Tor zu beerben. Ramaj hat indes bereits eine wichtige Entscheidung für die Zukunft getroffen: Trotz großen Interesses des Kosovo wird der Torwart nicht für die kosovarische Nationalmannschaft auflaufen. Wie der Keeper bereits im Sommer sagte, möchte er sich zum deutschen Nationaltorhüter entwickeln.
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