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1. FC Heidenheim: Ist die Wachablösung geglückt?

Torwart-Debatte beim FCH: Ist der Stilwechsel im Abstiegskampf das richtige Mittel?

Autor: T. Rübe - 17.11.2025

Der 1. FC Heidenheim kämpft seit Beginn der Saison ums nackte Überleben. Die Mannschaft ist Tabellenletzter, wobei Platz 15 lediglich zwei Punkte entfernt ist. Was wirklich besorgniserregend ist, ist die Torbilanz von -15. Bisher hat das Team bereits 23 Gegentore hinnehmen müssen – lediglich der FC Augsburg ist mit 24 Gegentreffern schlechter. Gleichzeitig stellt Heidenheim die harmloseste Offensive. Während des Spiels gegen Bayer 04 Leverkusen warf DAZN-Kommentatorin Christina Rann die Frage auf, inwieweit der Wechsel auf der Torwart-Position sinnvoll gewesen sei.

In der Tat spricht die schiere Anzahl an Gegentoren zunächst gegen den neuen Stammtorhüter, wodurch man die Entscheidung pro Diant Ramaj und somit gegen Kevin Müller durchaus kritisieren könnte. Allerdings ist es notwendig, genauer hinzuschauen, denn bereits vom Typus unterscheiden sich beide Torhüter elementar. Kevin Müller ist noch ein Torhüter klassischer Ausprägung. Der 35-Jährige besitzt seine Stärken klar auf der Linie und im Eins-gegen-Eins. Ramaj ist dabei zwar auch mit guten Fähigkeiten auf der Linie gesegnet, doch allein dort wäre der Unterschied eher marginal.

Rein statistisch ist dies dahin zu belegen, wenn man die Paradenquote betrachtet. In diesem Bereich kam Müller in der vergangenen Spielzeit auf einen Prozentsatz von 62 % an abgewehrten Schüssen. Damit war der jahrelange Stammtorhüter der Heidenheimer im Mittelfeld anzusiedeln. Ramaj kommt in den bisher absolvierten zehn Partien ebenfalls auf einen Wert von 62 %. Tendenziell aber wird der 1. FC Heidenheim mehr Gegentore als in den vergangenen beiden Spielzeiten seit dem Aufstieg hinnehmen müssen. Während der Klub in der Saison 2023/2024 direkt nach dem Aufstieg auf Rang 8 landete und sich damit für die Europa Conference League qualifizierte, kassierte man in der gesamten Saison nur 55 Gegentore und erzielte 50 eigene Treffer. In der Offensive sorgten zu diesem Zeitpunkt Kleindienst, Dinkci und Beste für Furore. In der vergangenen Saison wurden die Werte wiederum etwas schlechter, denn ohne die drei abgewanderten Leistungsträger in der Offensive fehlte bisweilen der Punch. Die Mannschaft war daher im Ganzen gezwungen, Lösungen für den Angriff zu finden.

Dies wirkte sich wiederum bereits negativ auf die defensive Stabilität aus. In dieser Saison aber ist Heidenheim noch harmloser im Angriff. Toptorschütze ist bisher Stefan Schimmer mit gerade einmal zwei Treffern. Die Mannschaft muss grundsätzlich einen hohen Aufwand betreiben, um zum Torerfolg zu kommen. Dadurch muss aber wiederum die Abwehr auch mehr Akzente im Spiel nach vorn setzen, während man sich bisher immer noch auf das Konzept der massiven Defensive verlassen konnte. Im Angriff waren es dann zumeist Léo Scienza oder Mathias Honsak, die auch durch die individuelle Klasse Gefahr ausstrahlen konnten.

Doch Scienza hat den Verein verlassen und Honsak hat bisher keinen Treffer in dieser Saison zu verzeichnen. Nunmehr sind erneut mannschaftliche Lösungen im Verbund gefragt, um zum Torerfolg zu kommen. Das bedeutet, dass die Abwehr noch mehr auch nach vorn tun muss, wodurch sich die komplette Statik wieder verändert. Dadurch wird aber auch dem Torwart wiederum eine noch höhere Bedeutung zuteil. Dieser ist nunmehr nicht mehr allein in der Torverteidigung gefragt, sondern muss nun auch deutlich moderner und aktiver auftreten, als man es von Kevin Müller gewohnt war, der fraglos aber Großes in der Vergangenheit für den Klub geleistet hat.

Der Wechsel zu Diant Ramaj, der vor der Saison leihweise von Borussia Dortmund zurück an die Brenz wechselte, schien daher die logische Konsequenz. Der gebürtige Stuttgarter spielte bereits von 2019 bis 2021 für Heidenheim, kam aber zu keinem Pflichtspieleinsatz. Der wahre Mehrwert des 23-Jährigen liegt in der Vielseitigkeit seiner Fähigkeiten, denn im Vergleich zu Müller ist Ramaj der deutlich modernere Torwart, der sowohl bei Flanken mutiger als auch in der Spieleröffnung stärker agiert.

Es wäre daher fahrlässig, Ramaj auf die nackte Anzahl an Gegentoren mit Müller zu vergleichen und daraus dann zu schlussfolgern, dass man mit Müller wohl weniger Gegentore bekommen hätte als derzeit mit dem Neuzugang, der aber nach der Saison den Klub definitiv wieder verlassen wird. In der kommenden Saison soll Eigengewächs Frank Feller als neuer Stammtorhüter aufgebaut werden und dahinter Kevin Müller als Routinier den jungen Torwart bestmöglich unterstützen. Ramaj hat derzeit eher das Pech, dass die allgemeine Stabilität noch nicht ganz gefunden wurde und sich die Abwehr auch noch in manchen Situationen auf die deutlich offensivere Spielweise des Torhüters einstellen muss.

Für Ramaj ist diese Saison dennoch bereits jetzt eine wichtige Erfahrung, denn so kann er sich in der Bundesliga etablieren und weiter wichtige Spielpraxis sammeln, um dann mittelfristig Gregor Kobel im Dortmunder Tor zu beerben. Ramaj hat indes bereits eine wichtige Entscheidung für die Zukunft getroffen: Trotz großen Interesses des Kosovo wird der Torwart nicht für die kosovarische Nationalmannschaft auflaufen. Wie der Keeper bereits im Sommer sagte, möchte er sich zum deutschen Nationaltorhüter entwickeln.


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