Die Leiden des jungen Markus M.
Die „kicker“-Redaktion wirkt auf den ahnungslosen Beobachter oft wie eine zickige Grundschullehrerin. Da werden Noten vergeben, die man beim besten Willen nicht nachvollziehen kann. KSC-Keeper Markus Miller musste am Montag eine „4,5“ hinter seinem Namen lesen. Ungerechter werden nur Klassen-Clowns im Biounterricht bewertet. Miller hatte 90 Minuten lang eine aufregende Leistung geboten. Er stand sicher zwischen seinen Pfosten und die zaghaften Angriffsversuche der Bielefelder mistete er rigoroser aus seinem Strafraum aus, als Herkules die Rinderställe der Augias. Bis zur 92. Minute konnte man Miller nun wahrlich keinen Vorwurf machen, besser gesagt: er war der beste KSC-Akteur. Dann kam die zweite Minute der Nachspielzeit. Millers Arme waren schwer geworden, so häufig hatte er in intensive Zweikämpfe gehen müssen und hatte harte Schüsse aus dem Strafraum geboxt. Auch der Schuss von Eigler schien eine leichte Beute für den bulligen Schlussmann zu sein, doch Miller hatte einen kurzen Blackout oder Konzentrationsschwäche und ließ den nassen Ball durch die Hände rutschen. Der Ball fiel dem Griechen Kampantais vor die Füße, 1:0 für Arminia Bielefeld. Wieder einmal hatten die Zuschauer die schnellen Leiden eines Torhüters live miterleben können. Innerhalb von Sekunden war aus dem unbezwingbaren Helden Miller der Depp des Tages geworden. Die Leiden des jungen Miller, ein perfektes Drama. Auch die Leistung von Rowen Fernandez soll nicht unerwähnt bleiben, allerdings gibt es nur wenig über seine Arbeit vom Samstag zu berichten. Es gab erstaunlicherweise nicht viel zu tun für den Südafrikaner, seine Innenverteidiger, allen voran Radim Kucera, hatten mit intensiver Abwehrarbeit die meisten Angriffe der Karlsruher im Keim erstickt.