Als dritter Torwart ist man in Deutschland zumeist unbekannter als der örtliche Platzwart. Oft sind es auch alternde Torsteher, die ihre besten Zeiten schon lange hinter sich haben, die mit ihrer Erfahrung und Routine allerdings ein wichtiger Baustein sind im sensiblen mannschaftlichen Gefüge. In München ist aktuell Bernd Dreher als Nummer drei gemeldet, gleichzeitig ist der 40 Jährige auch für das Torwarttraining seiner Kollegen zuständig.
Bei der Arminia aus Bielefeld trat am Wochenende auch ein dritter Torwart aus dem Schatten der quasi Sportrente: Dirk Heinen, eigentlich wohnhaft in Großbritannien und angeblich freizeitlicher Hobby-Schäfer, wurde von Arminen-Trainer Michael Frontzeck aus dem britischen Exil auf die Alm gerufen, Stammkeeper Mathias Hain hatte sich die Rippe angebrochen, Heinen sollte für den Fall der Fälle auf der Bank Platz nehmen. Dass er wirklich in Hannover auf den Platz kommen würde, hätte der sympathische Heinen allerdings nicht gedacht: Nacht acht Minuten verletzte sich Hains Ersatz Rowen Fernandez bei einer Rettungsaktion am Ellenbogen, 16 weitere Minuten hielt Fernandez mit schmerzverzehrten Gesicht durch, ehe er seiner Trainerbank die zwangsläufige Auswechslung signalisierte. Also spurtete Dirk Heinen, von der Bundesliga fast vergessen, ins Bielefelder Tor. Mit seiner langen schwarzen Trainingshose wirkte er wie ein Relikt aus den späten 90er Jahren. Gut nur, dass Heinen auch so hielt, wie in seinen besten Jahren. In der 45. Minute reagierte er phantastisch gegen einen Kopfball von Balitsch aus fünf Metern, eine weitere Glanztat zeigte er nach einer Stunde Spielzeit gegen Hannovers quirligen Bruggink, noch in der Nachspielzeit verhinderte ein Tor von Stajner. Heinen war es zu verdanken, dass Bielefeld im Abstiegskampf einen wichtigen Auswärtspunkt einfahren konnte. Oldie but goalie…
Robert Enke war gewohnt souverän und unaufgeregt. Er erledigt seine überdurchschnittlich gute Torwartarbeit zuverlässig, wie eine schweizer Uhr. Interessant ist Enkes Entwicklung in der laufenden Spielzeit zu beobachten: Von seinen Mitspielern inzwischen bewundert, von den Fans verehrt und von Trainer Hecking mit unbedingten Vertrauen belohnt, ist Enke ein der Leader seiner Mannschaft geworden. Er wird auch mal laut, staucht unachtsame Vorderleute zusammen und ist ein echter Vorzeigeprofi. Ginge es in der Nationalmannschaft tatsächlich um die viel zitierte Vorbildsfunktion, Enke wäre Löws erster Ansprechpartner.