Tim Wiese, so befand jüngst Ronald Reng, seines Zeichens Mitarbeiter der Süddeutschen Zeitung und Autor der wunderbaren Torwart-Biographie „Der Traumhüter“, sei vor allem deshalb kein ernsthafter Kandidat für das DFB-Tor, weil er mit seinem unorganisierten Stellungsspiel seine Vorderleute völlig kirre mache. Nun, darüber lässt sich streiten. Nicht streiten lässt sich darüber streiten, dass Wiese ein ebenso guter Keeper ist, wie Reng ein guter Journalist. Wiese ist ein spektakulärer Schlussmann, das fängt bereits bei seinem äußeren Erscheinungsbild an: Im Gegensatz zu seinen eher nüchtern wirkenden Kontrahenten Lehmann oder Enke, trägt Wiese konsequent eine zurückgegeelte Kurzhaar-Frisur, die doch arg an Türsteher auf dem St. Pauli-Kiez erinnert. Er wirft sich als Einziger rosa oder farbenfrohe Torwartleibchen über, und das in einem Sport, der vor überbordender Männlichkeit nur so strotzt. Spektakulär sind allerdings nicht nur Wieses Haarmode und Kleidung, sondern auch seine Taten auf dem Rasen. Dortmunds bester Offensivspieler der Gegenwart, Mladen Petric, durfte das am Samstag aus nächster Nähe beobachten: Seinen gut platzierten Schuss aus weniger als zehn Metern, konnte Wiese mit einem irren Reflex auf Grasnarbenhöhe noch entschärfen. Auch im späteren Spielverlauf blieb der Bremer ungeschlagen. Seinem Kritiker Reng könnte man also entgegnen: Lieber ein wildes Huhn mit phantastischen Torhüterqualitäten zwischen den Torstangen, als ein klobiger Fels in der Brandung.
Der Borussen-Torhüter Marc Ziegler zeigte ebenfalls eine starke Leistung. Mit guten Reflexen auf der Linie und starken Paraden konnte er überzeugen.