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Michael „Tiger“ Kraft (China): "Gelernt geduldiger zu sein!"

von T.Schlitzke


Michael Kraft war Torwart und bestritt 27 Bundesligaspiele im Tor des 1. FC Köln. Er arbeitete als Torwarttrainer bei Werder Bremen und Eintracht Frankfurt. Heute ist er in China gelandet und versucht dort, das Land im Tor fit für die Zukunft zu machen. Torwart.de sprach exklusiv mit ihm!

torwart.de: Michael, wie bist du eigentlich nach China gekommen?

Michael „Tiger“ Kraft: Das kam so: 2016 durch eine Anfrage eines chinesischen Agenten, der Wolfgang Rolff kannte, habe ich schon drei Monate bei dem damaligen Superliga Team Shijiazhuang Ever Bright unter einem chinesischen Trainerteam mit 4 Torhütern gearbeitet. Nach diesen Eindrücken wusste ich, dass ich ein neues Angebot jederzeit wieder annehmen würde.

torwart.de: Wie schaut deine aktuelle Konstellation dort aus?

Kraft: Ich arbeite unter Chef-Trainer Roger Schmidt, Co-Trainer Richard Kitzbichler, Athletik-Coach Oliver Bartlett , Physiotherapeut Steffen Lutz, Lucas Ditczyk, unser Team-Manager Jörn Wolf und Koch Mario Mosa. Dazu kommen noch die neun chinesischen Angestellten Co-Trainer und Betreuer. Torhüter trainiere ich fünf, davon zwei 20-Jährige.

torwart.de: Wie schaut die Torwart-Ausbildung in China generell aus?

Kraft: Die jugendliche Torwart-Ausbildung gibt es eigentlich nicht. Viele fangen erst spät mit 18 Jahren an. Man sieht viele technische Fehler und auch falsche Bewegungsabläufe. Positive Unterschiede stellt man bei großen Clubs fest, wo der Torwart dies in der Akademie schon gelernt hat und weiter gegenüber anderen Torhütern ist. Dann fehlt oft die Aktivität, richtig zu handeln und auch zu entscheiden. Zum Glück hat sich das jetzt geändert, da Staatspräsident Xi Jinping Fußball als Schulsport Nr.1 erklärt hat und es werden zwischen 30-50 Tsd. Akademien neu eröffnet.

torwart.de: Wie erfolgreich kann China in der Zukunft werden?

Kraft: Das ist sehr schwer zu sagen. Da muss man die Entwicklung des Ganzem in China abwarten. Sollte der Weg umgesetzt werden wie (Pkt.3) und dazu die Ausbildung der Torwart-Trainer in den Fokus gestellt werden, könnte das erreichbar sein.

Infos zu Kraft:
  • Nationalität: Deutschland
  • Alter: 23. April 1966
  • Verein:Beijing Sinobo Guoan
  • Liga:1. Liga
  • Position: Torwarttrainer
  • Bisherige Vereine als Trainer: Eintracht Frankfurt, Werder Bremen, Preußen Münster (Co-Trainer), Incheon United (Torwarttrainer), Bucheon SK (Torwarttrainer)

torwart.de: Bis vor wenigen Jahren gab es kaum TWT für Damen. Wie hat sich das geändert in Deutschland? torwart.de: Wie ist das Torwartniveau in der Liga?

Kraft: Ich glaube jeder Club hat seinen zwanzig Jährigen, der schon ein gutes Niveau mitbringt. Der Torwart muss aber die Chance zum Spielen bekommen und richtig ausgebildet werden. Aber konkrete Namen kann ich jetzt keinen sagen.

torwart.de: Welche Aspekte kannst du selbst einbringen und wie wurdest du inspiriert?

Kraft: Ich habe das Glück gehabt, schon als Sechsjähriger in meinem Verein bis zum Senioren-Bereich, immer ein regelmäßiges Torwarttraining gehabt zu haben. Der Wichtigste, der auch meine heutige Philosophie vom Torwarttraining als Torwarttrainer entscheidend geprägt hat, war Rolf Herings vom 1.FC Köln. Ich habe das Glück gehabt mit Rolf einen Weltklasse Torwart-Trainer gehabt zu haben, der uns spielnah trainierte. Deshalb war der FC auch immer über Jahrzehnte mit National-Torhütern bestückt. Die Mischung aus seiner Arbeit als Dozent der Sporthochschule Köln und dem technischen Leichtathletik-Programm hat uns im technischen Bereich sehr gut ausgebildet.

torwart.de: Bist du noch mit einigen, anderen Torwarttrainern in Kontakt aus Deutschland?

Kraft: Nein, man schreibt mal mit dem ein oder anderen eine WhatsApp Nachricht. Aber, dass man sich jetzt permanent austauscht, ist nicht so.

torwart.de: Wie ist dein Verhältnis zu deinen Keepern?

Kraft: Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass man schon ein anderes, engeres Verhältnis zum Torhüter hat, als der Trainer zu seinen Spielern, was auch denke ich normal ist. Für meine Seite kann ich nur sagen, dass mir das gut gelungen ist, eine gute Harmonie zwischen den Jungs zu leben. Wir Torhüter sind doch eine spezielle kleine Gruppe, die untereinander funktionieren muss. Ein Querschießer hatte keine Chance bei uns!

torwart.de: Wie ist deine Zusammenarbeit mit dem Trainer des jeweiligen Teams?

Kraft: Zuerst einmal geht es darum, wie ist die taktische Ausrichtung des Teams. Spielt die Abwehrreihe weit aufgerückt, sollte man schon einen Torwart dahinter haben, der sich nicht nur im 16m Raum aufhält. Wenn er einen Ausflug weiter raus macht, sollte er den Ball auch klären können. In der Trainingswoche jedes Spieles analysiert man den Gegner und bereitet seine Torhüter darauf vor. Heutzutage sollte der Torwart in allen Bereichen flexibel sein.

torwart.de: Wie gestaltest du dein Torwarttraining?

Kraft: Ich habe das Glück, dass ich fast jeden Tag auf dem Platz wenigstens eine halbe Stunde alleine mit den Torhütern Spiel nah einen Schwerpunkt trainieren kann. Dazu kommt noch unsere Trainings-Videoanalyse und des Gegners dazu. Schwerpunkte, dass was im Spiel regelmäßig vorkommt. Positionsspiel verbessern, 1vs1 mit Fußabwehr, bei Flanken mit Behinderung von zwei Torhütern und nach Ball abfangen Spieleröffnung mit Abwurf oder Hüftdrehstoß, Reaktionsbälle aus kurzer Entfernung, Seitschrittsprung zum hohen Ball, Fußarbeit Ballmitnahme und zielorientiert zu spielen, Querpass mit direktem Torschuss aus verschiedenen Positionen, Doppelaktionen (erster Ball kontrolliert sicher fangen und zweiter Ball variieren, richtige Bewegungsabläufe einstudieren. Leichtfüßigkeit koordinativ trainieren ist ganz wichtig bei dem Torhüter.

torwart.de: Bei neuen Torhütern im Verein: Darfst du mitentscheiden, wer in dein Team kommt?

Kraft: Hier läuft es ein wenig anders ab als bei uns in Deutschland. Beim Profi-Team bin ich mit einem möglichen Kauf eines neuen Torhüters involviert. Videoanalyse und Beurteilung wird mit dem Trainer besprochen. Hier in China dürfen nur chinesische Torhüter spielen. Was Scouting in Richtung Jugend betrifft, nein!

torwart.de: Welche Bereiche hast du in den vergangenen Jahren dazu gelernt?

Kraft: Ich möchte von mir sagen, dass ich die ganzen Jahre auf einem sehr guten Niveau die Torhüter trainiert habe. Ich lerne immer wieder etwas Neues dazu. Hier in China habe ich gelernt etwas mehr Geduld haben zu müssen, bei der zeitlichen Umsetzung der richtigen Abläufe. Die Torhüter haben Defizite bei Flanken und eine Passivität in vielen Aktionen. Ich bevorzuge das der Torwart durch eine Aktivität zeigt, den Ball selber tot zu machen. Nicht passiv wartet und betet, hoffentlich schießt der Schütze mich an…!

Ich möchte nicht, bei einer 1 vs. 1 Situation, dass er bei jedem Ball ein Bein einknickt. Jeder Ball ist anders. Wie viele Torhüter machen dem Schützen durch das Einknicken des Beines die lange Ecke wieder auf. Situationsbedingt sollte man dieses Einknicken einsetzen, wenn der Stürmer zwei bis drei Meter seitlich vor dem Torwart auftaucht, aber nicht immer.

Genauso verstehe ich nicht, dass bei jedem Schuss, der in die Ecke geht, der Torwart breitbeinig steht und den Fuß nahe Bein nach innen setzt und abspringt. Das mache ich dann, wenn der Ball körpernah kommt. Bei einem Schuss seitlich weiter in die Ecke habe ich einen seitlichen Schrittsprung zu machen, um den weit in die Ecke geschossenen Ball erreichen zu können.

torwart.de: Was motiviert dich täglich an deiner Arbeit?

Kraft: Zu Null zu Spielen (lacht)! Nein, Spaß beiseite. Die Entwicklung, Schritt für Schritt den Torhüter zu verbessern. Andere und ein Trainer selber, sollten in einem kurzen Zeitraum erkennen, dass der Torwart sich weiterentwickelt. Den Torwart korrigieren und nicht in Ruhe lassen. Versuchen jedes Prozent zu verbessern. Da hilft eindeutig die Kamera beim Training, da der Torwart öfters eine andere Wahrnehmung der Abläufe hat und in dem Moment dich anschaut, was erzählst du denn da Trainer? Später, mit der Videoanalyse sieht er dieses selber, wo man ihn beim Training schon drauf hingewiesen hat. Ich gebe jedem die Aufnahmen mit, sodass er auch privat sich damit weiter aus einander setzen kann, wenn er weiterkommen will.

torwart.de: Verfolgst du auch den Weg deiner „Ehemaligen“?

Kraft: Ja, natürlich. Ich freue mich für jeden, der wieder eine neue Aufgabe bei einem Club bekommt und auch diese erfolgreich umsetzen darf.

torwart.de: Wie ist deine weitere Planung?

Kraft: Wir haben Vertrag bis zum 31.12.2019. Wann und wohin es danach geht, das kann man jetzt noch nicht sagen.

torwart.de: Vielen Dank!

Kraft: Gerne!


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