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Pascal Formann (VfL Wolfsburg): “Pavao Pervan konnte nach Koen Casteels Ausfall sofort überzeugen.”

von Marcel Schäfer - Juni 2019


Die Bundesligasaison 18/19 ist beendet und der VfL Wolfsburg hat mit der erfolgreichen Qualifikation für die Europa League eine gute Saison abgeschlossen. Neben Koen Casteels, der in der vergangenen Saison alle Spiele absolviert hatte, kam in dieser Saison auch die Nummer 2 Pavao Pervan zu neun Saisonspielen. Im torwart.de-Interview blicken wir mit Wolfsburgs Torwarttrainer, Pascal Formann, auf die Saison zurück.

torwart.de: Pascal, nach der erfolgreichen Saison habt ihr noch einen Abstecher nach China gemacht.

Pascal Formann: Nach dem letzten Saisonspiel sind wir zu einer Chinareise gestartet. Wir haben Spiele gegen Eintracht Frankfrut und eine chinesische Mannschaft bestritten und es gab etliche PR-Aktionen. Die Reise war sehr intensiv und anstrengend, aber wir konnten auch viele Eindrücke gewinnen. Koen Casteels, der sich nach seiner Verletzung nach wie vor zu Rehamaßnahmen in Belgien aufhält, war nicht dabei. Dafür aber Pavao Pervan und Nico Pellatz . Unsere jungen Torhüter Lino Kasten (U19 Deutsche Meisterschaft Halbfinale), Philipp Menzel und Niklas Klinger (Aufstiegsspiele U23) konnten ebenfalls nicht mitreisen. Hochachtung vor allen Spielern, die mitgereist sind, dass sie auch nach der anstrengenden Saison die Chinareise zu einer erfolgreichen Zeit für den Verein machten. Danach waren natürlich alle froh, dass wir in den verdienten Urlaub gehen konnten.

Infos zu Pascal Formann:
  • Nationalität: Deutschland
  • Geburtstag: 16.11.1982
  • Geburtsort: Werne, Deutschland
  • Vereine als Trainer:
    Charlton Athletic (Torwart-Trainer, Koordinator Torwartbereich),
    VfL Wolfsburg (Torwart-Trainer U15-U19), Seit 2017 Torwart-Trainer der Profis vom VfL Wolfsburg, UEFA A-Lizenz Torwart-Trainer
  • Vereine als Spieler:
    Duisburg U19, Nottingham Forest, Grantham Town FC, Arminia Bielefeld, 1.FC Saarbrücken, BV Cloppenburg, KSV Hessen Kassel
  • Größe (cm): 188

torwart.de: Koen Casteels musste nach einer Muskelverletzung am 27. Spieltag die Saison beenden. Wie warst du bis zu diesem Zeitpunkt mit seiner Leistung zufrieden?

Pascal Formann: Nach der WM hatte Koen eine sehr kurze Vorbereitungsphase und konnte im ersten Testspiel gegen SSC Neapel schon wieder zeigen, welche Fähigkeiten er hat. Bis zu seiner Verletzung nach dem 27. Spieltag spielte er eine überragende Saison und hatte einen sehr großen Anteil daran, dass wir uns für die Europa League qualifizieren konnten. Er zeigte, dass er in allen Bereichen des Torwartspiels sehr gut ist. Sowohl in der Bundesliga als auch international gehört er zu den besten Torhütern. Spieleröffnung, Raumverteidigung und der Extrembereich in der Zielverteidigung gehören zu seinen herausragenden Stärken. Leider hatte er sich dann verletzt.

torwart.de: Koen Casteels ist momentan sehr begehrt und wird immer wieder mit großen Klubs in Verbindung gebracht. Wie geht man damit um?

Pascal Formann: Klar ist uns bewusst, dass wir mit Koen Casteels einen der besten Torhüter Deutschlands im Kader haben, der ein überragendes Talent mitbringt und in jedem Verein der Welt spielen könnte. Aber er hat beim VfL einen laufenden Vertrag bis 2021 und ich gehe davon aus, dass er bei uns bleiben wird. Koen ist unsere klare Nummer eins. Mit der Teilnahme an der Europa League kann er bei uns den nächsten Schritt gehen und mit Kontinuität in Spiel und Training weiter sein Level auf sehr hohem Level halten und auch noch weiterentwickeln. Das i-Tüpfelchen wäre für ihn bestimmt auch noch sein erstes Länderspiel. Er ist ein absoluter Topspieler, der bei uns alle Wertschätzung erfährt und sich Step-by-Step kontinuierlich zum Spitzentorwart entwickelt.

torwart.de: Die Nummer zwei, Pavao Pervan, rückte nach Koens Verletzung in das Tor und spielte anschließend 8 Spiele in Folge. Wie bewertest du seine Leistung?

Pascal Formann: Pavao Pervan konnte nach Koens Ausfall sofort überzeugen. Pervan war auf den Punkt fit und spielte jede Partie hochkonzentriert und fokussiert. Er hatte eine gute Ausstrahlung und wirkte sicher. Das größte Kompliment an Pervan war, dass nie eine Diskussionen aufgekommen ist, in der danach gefragt wurde, was wäre passiert, wenn Koen gespielt hätte. Diese starke Leistung auf den Punkt abzurufen war das konsequente Ergebnis der Arbeit eines ganzen Jahres, in welchem Pervan die Früchte am Ende ernten konnte.

torwart.de: Nachdem sich Pavao Pervan durch die 8 Spiele in den Fokus spielen konnte. Was zeichnet den Österreicher besonders aus?

P. Formann: Pavao ist charakterlich ein absoluter Vorbildprofi. Er ist enorm wichtig für die gesamte Mannschaft. Er nimmt die u.a. Die Funktion des Bindeglieds zwischen Trainerteam, erster Elf und den Ersatzspielern ein und ist damit für den Teamerfolg äußerst wichtig. Viele Dinge, die wir ihm für die Entwicklung seines Torwartspiels an die Hand gegeben haben, hat er angenommen. Er ist sehr akribisch in der Vor- und Nachbereitung seines Körpers für das Training und Spiel. Pavao macht alles was möglich ist, um den maximalen Erfolg zu haben. Wir sind sehr zufrieden mit ihm und für uns ist seine Verpflichtung wie der berühmte Sechser im Lotto.

torwart.de Wie wichtig war, dass die Torhüter als gesamtes Team während einer Saison funktionieren?

P. Formann: Neben dem Teamerfolg hatten wir als Torwartteam ein sehr erfolgreiches Jahr. Man darf hinter Casteels und Pervan unsere drei anderen Torhüter Philip Menzel, Lino Kasten (U19) und Niklas Klinger (U23) nicht vergessen, die ein wichtiger Bestandteil unseres Torwartteams sind. Wir haben insgesamt ein sehr zuverlässig funktionierendes Torwartteam mit verschiedenen Charakteren. Alle sind füreinander da und pushen sich gegenseitig. Vor allem auch die Konstellation mit Koen Casteels und Pavao Pervan muss ich hervorheben. Zwischen beiden Torhütern herrscht hohes Vertrauen. Koen Casteels hat sich auch über Pervans gute Leistungen mit ihm gefreut und damit Respekt und Wertschätzung gegenüber der Nummer 2 Ausdruck verliehen. Das ist wie eine kleine Torwartfamilie, die einen wichtigen Teil für den mannschaftlichen Erfolg beisteuert.

torwart.de: Nachdem Pavao Pervan in den letzten Spielen mit starken Leistungen überzeugen konnte, wird jetzt ein Konkurrenzkampf zwischen Koen Casteels und Pavao Pervan ausgerufen?

P. Formann: Nein. Ich sehe Koen als unsere klare Nummer eins. Pavao Pervan ist die unangefochtene Nummer zwei und hat die Rolle des Unterstützers für die starke Nummer eins. Die Hierarchie auf Eins und Zwei ist klar.

torwart.de: Pavao Pervan kam im Sommer 2018 von der 1. Österreichischen Liga und war mit seinem 30 Jahre bereits ein sehr erfahrener Schlussmann. Was war wichtig für den Beginn der Arbeit mit dem Routinier?

P. Formann: Wenn du einen erfahrenen Torwart mit 30 Jahren neu verpflichtest, dann ist es wichtig, dass ein gemeinsamer Weg gefunden wird. Am Anfang war es wichtig für mich zu verstehen, wie er bisher trainiert hat und wie er sein Torwartspiel interpretiert. Ich habe ihm dann vermittelt, wie ich mir das Torwartspiel und das Training vorstelle. Wir sind dann auf einen gemeinsamen Nenner gekommen und haben die Arbeit in den torwartspezifischen Bereichen intensiviert, um ihn optimal auf die Anforderungen der Bundesliga einzustellen und vorzubereiten. Als er dann zu Beginn der Saison gegen Leverkusen und in den letzten acht Spielen zum Einsatz gekommen ist, hat er uns mit seiner Ruhe und Gelassenheit vollkommen überzeugt und uns bestätigt, dass wir mit ihm die richtige Art der Zusammenarbeit gewählt hatten.

torwart.de: Der Verpflichtung des hier noch unbekannten Pavao Pervan, der aus einer anderen Liga kam, erwies sich als Volltreffer. Inwieweit spielt auch Risiko bei der Verpflichtung eines Torwart mit?

P. Formann: Eine Neuverpflichtung im Speziellen auf der Torwartposition ist immer mit einem Risiko behaftet. Wenn Torhüter gescoutet werden, erkennt man schon, in welchen Bereichen der Torhüter arbeiten muss. Zudem bekommt man weitere Informationen über den Torhüter und man entwickelt ein Bild und die Überzeugung, dass es passen könnte. Es ist wichtig, dass Vertrauen in den neuen Torhüter aufgebaut wird, und dass der neue Torhüter von sich selbst überzeugt ist und in unsere Spielidee und das damit verbundene Torwartspiel passt. Ich war bei Pavao von Anfang an überzeugt, dass er da ist, wenn er gebraucht wird.

torwart.de: Welche persönlichen Erkenntnisse hast du in der Saison 2018/19 für dich herausgezogen?

P. Formann: Neu war für mich in dieser Saison, dass ich die Verpflichtung eines neuen Torwarts mit verantwortete und auf die Bundesliga vorbereitet habe. Es ist schon etwas Besonderes, wenn man einen Torwart außerhalb von der Bundesliga holt und zu einem guten Bundesligatorwart ausbilden kann. Dann wollten wir den nächsten Schritt in Richtung Europa League und es wurde ein positiver Druck aufgebaut. Im Gegensatz zu den beiden Jahren davor, als wir gegen den Abstieg gespielt haben, war dies ein völlig neues Gefühl. Außerdem wurde mein Vertrag bis 2022 verlängert, was für mich eine große Wertschätzung meiner Arbeit bedeutete.

torwart.de: In wenigen Tagen startet die Arbeit mit dem neuen Cheftrainer Oliver Glasner. Wie bereitet man sich auf die neue Zusammenarbeit vor?

P. Formann: Seit April wussten wir vom Abschied Bruno Labbadias. Mit dem Nachfolger Oliver Glasner konnte ich mich Mitte Mai erstmals treffen und über die Gestaltung meiner Arbeit als Torwarttrainer sprechen. Es ist natürlich immer eine Umstellung, wenn das Trainerteam neu aufgestellt wird. Am Kern meiner Arbeit wird sich unabhängig vom jeweiligen Cheftrainer nicht viel ändern.

torwart.de: Welche weiteren Bereiche könntest du in der Rolle als Torwarttrainer noch weiter abdecken? Welche Stellhebel hat man, was kann sich ändern?

P. Formann: Grundsätzlich bin ich als Torwarttrainer verantwortlich, dass unsere Torhüter optimal auf die Spiele vorbereitet sind und mit konstanter Leistung der Mannschaft helfen können. Denkbar wäre, dass man als Torwarttrainer noch mehr in mannschaftstaktische Abläufe im Defensivverbund oder in der Spieleröffnung, die Berührungspunkte zum Torwart aufweisen, eingebunden wird.

torwart.de: Der junge Torwart Lino Kasten spielte mit den U19-Junioren im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft gegen den VfB Stuttgart. Wie wichtig war es für den jungen Torwart, in einem Halbfinale stehen zu dürfen?

P. Formann: Gegenüber den Spielen im U19-Ligalltag sind die Spiele um die Deutsche Meisterschaft etwas anderes. Die Spiele haben Finalcharakter und die mediale Aufmerksamkeit ist viel höher. Für die Entwicklung der jungen Torhüter sind solche Spiele besonders wichtig.

Lino Kasten ist regelmäßig bei den Profis im Training mit dabei. Nach dem Ausfall von Koen Casteels und Niklas Klinger war er unsere Nummer drei und hat das sehr gut gemacht. Seine Stärken und Entwicklungspotentiale hat er auch in den wichtigen Spielen gezeigt. Er hat eine gute Ausstrahlung und wirkt für seine Alter sehr reif. Im Bereich der Entscheidungsfindung kann er noch weiter zulegen.

torwart.de: Du hast vor kurzem die A-Lizenz Torwarttrainerlizenz abgeschlossen. Wie hat dir diese mehrmonatige Trainerlizenz gefallen?

P. Formann: Ich finde es sehr gut, dass es diese Ausbildung mittlerweile gibt. Einen Großteil der Ausbildung fand in einer regionalen Mikrogruppe statt. Ronny Zeiß (RB Leipzig), Brano Arsenovic (Dynamo Dresden), Zsolt Petry (Hertha BSC) und ich waren wir eine tolle Gruppe und der fachliche Austausch war hervorragend. Ebenso bestand ein enger Kontakt mit den DFB-Ausbildern Jörg Daniel, Michael Fuchs und DFB-Torwartkoordinator Marc Ziegler. Aus dem Alltag Bundesliga herauszukommen und sich in seinem Fachgebiet mit Trainerkollegen auszutauschen war für mich einer der Vorteile dieser Ausbildung. Besonders jetzt auch am Ende der Saison war es sehr interessant, sich über die einzelnen Torhüter und möglichen Wechsel auszutauschen.

torwart.de: Welche neuen Themen wurden bei der Torwarttrainer-Lizenz vermittelt?

P. Formann: Die grundsätzlichen Themen des Torwartspiels sind natürlich allen bekannt gewesen. Grundsätzlich hat man seine Philosophie. Man kann das Torwartspiel voranbringen. Man zieht sich aus den Blöcken das heraus, was für einen von Relevanz ist. Kognitives Training, spezielle Aspekte des Athletiktrainings, Erkenntnisse zur Regeneration oder das Entscheidungstraining waren interessante Themen mit neuen Impulsen. So war z.B. sehr interessant, wie man das Die Athletik auf dem Platz torwartspezifisch trainieren kann oder wie man kognitive Inhalte, wie Wahrnehmung und Informationsverarbeitung, in das Aufwärmen oder in die Spielvorbereitung integrieren kann.

torwart.de: Inwieweit setzt du neue Elemente im Training ein?

P. Formann: Generell habe ich meinen selbst entwickelten Leitfaden für das Torwarttraining. Hin und wieder setzt ich ein neues Trainingsutensil, wie z.B. zuletzt das Blockpad von torwart.de, im Training ein. Bei der Aufwärmung geht man auch mal vom torwartspezifischen Weg ab und spielt auch mal eher Fußballtennis. Im Profibereich macht man im Torwarttraining viele Sachen in der Wiederholung, weil es gut läuft. Auf dem Topniveau, auf dem wir uns befinden, ist der Spielraum für Experimente jedoch deutlich geringer. Bei den Torhütern muss man mehr Wert drauf legen, was sie benötigen, um für die Bundesligaspiele optimal vorbereitet zu sein. Im Nachwuchsleistungszentrum oder generell im Jugendbereich kann man schon eher experimentieren und neue Dinge ausprobieren.

torwart.de: Wie sehen Deine kommenden Wochen aus?

P. Formann: Wir werden am 30. Juni mit dem ersten offiziellen Training wieder mit der Vorbereitung auf die neue Saison beginnen. Ich werde die Zeit bis dahin noch für meine eigene Regeneration nutzen und bin bei dem einen oder anderen Torwarttrainerkongress als Referent vor Ort und nutze diese Gelegenheiten, um Kontaktpflege zu betreiben. Ansonsten versuche ich komplett vom Fußball abzuschalten, was schwierig ist, da der Transfermarkt im Moment auch in Sachen Torhüter gut zu beobachten ist.

torwart.de: Pascal, wir bedanken uns für das Gespräch.

P. Formann: Sehr gerne!


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