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Markus Burkhardt (TWT): "Ich verlange immer Beidfüßigkeit von meinen Torhütern!"

von T. Schlitzke


Markus Burkhardt ist seit 2017 ist er hauptberuflich als Torwarttrainer (DFI Bad Aibling, Hebei China Fortune F.C. und Schalke 04) weltweit unterwegs! Gegenüber torwart.de spricht der Trainer über seine Zeit bei Schalke 04 sowie in China und was für ihn Talente ausmachen bzw. was er von ihnen genau fordert.

torwart.de: Hallo Markus, du warst bis zum Sommer U17 Torwarttrainer bei Schalke 04. Wie schaute deine Arbeit dort aus?

Markus Burkhardt: Ja, richtig, ich habe nach meiner 4-monatigen Tätigkeit für S04 in China, wo ich Chef Torwarttrainer der U13-U15 beim Chinesischen Erstligisten Hebei China Fortune F.C. war. Ein 2-wöchiges Praktikum bei Ex-Profi Christian Wetklo gemacht, überzeugt und bin dann gleich auf Schalke geblieben. Zusammen mit Wetklo habe ich die U17 Torhüter von Königsblau betreut und gegen Ende der letztjährigen Saison 2018/2019 auch des Öfteren die ein oder andere Trainingseinheit, sowie an Spieltagen das Aufwärmen und Betreuen der U17 Keeper alleine übernommen. Zudem war ich als Co-Torwarttrainer von Wetklo bei der U23 von Schalke 04 mit dabei. Durch die Verletzung von Fährmann, rückte einer der U23 Torhüter immer hoch zu den Profis, so stand ich dann plötzlich selber das ein oder andere Mal im Training im Tor der U23 und habe versucht die Bälle abzuwehren.

torwart.de: Was waren deine Highlights dort?

Burkhardt: Die Oberliga Meisterschaft und der Regionalliga Aufstieg der U23 waren natürlich noch einmal zwei ganz besondere Highlights während meiner Zeit auf Schalke. Da Christian Wetklo sich dann auf die U23 konzentrieren sollte, habe ich zum Abschluss meiner Zeit auf Schalke, noch die U17 Vorbereitung zur Saison 2019/2020 geleitet, danach war leider Schluss und mein Nachfolger (ein Lehrer) übernahm die U17 Torhüter.

torwart.de: Wie sehr ist der Unterschied zwischen U17 und U19 für einen Torwart?

Burkhardt: Die Stürmer in der U19 Bundesliga verfügen über härtere Schüsse, sind körperlich stärker und das Spiel an sich, ist zudem auch noch viel schneller als in der U17 Bundesliga. Dementsprechend muss auch ein U19 Torwart körperlich noch mehr dagegenhalten können, noch schneller (am besten richtige) Entscheidungen treffen und mutiger sein. Technisch sollte er sowieso sehr gut ausgebildet sein, aber in der U19 erwartet man dann schon auch von einem Torhüter, dass er mehr Verantwortung übernimmt und seine Mannschaft öfters und genauer coacht, dafür muss er taktisch Topfit sein und eine sehr gute Ausstrahlung haben. Die Fehlerquote sollte noch geringer sein und selbstständiges Arbeiten an Schwächen eine Selbstverständlichkeit. Zusammenfassend, in der U19 wird einem Torhüter weniger verziehen, es wird noch mehr verlangt und sicherlich noch härter trainiert als in der U17 Bundesliga zuvor.

torwart.de: Welche Elemente setzt du im Training besonders gerne ein?

Burkhardt: Beidseitigkeit, d.h. neben der Beidfüßigkeit verlange ich auch, dass meine Torhüter alle Übungen, technische Abläufe, auf der rechten und linken Seite nahezu gleichgut können. Mir bringt es nichts, wenn einer meiner Torhüter rechts Top ist und links immer wieder Schwächen hat. Eine Seite wird immer die etwas bessere sein, aber am Ende sollte der Unterschied so minimal wie möglich sein. Spielnahe Situationen, d.h. bei mir wird so gut wie immer spielnah trainiert, ich baue meine Übungen so auf, dass diese Situation auch im Spiel tatsächlich vorkommen kann, d.h. wiederrum so wenig Material wie möglich, im Spiel liegen auch keine 10 Hütchen, 5 Stangen und 10 Plättchen vor dem Torhüter. 2 Torschüsse hinter einander gibt es auch eher selten. Offensiv, d.h. ich möchte das meine Torhüter oder wie man heutzutage sagt Torspieler, offensiv denken, nicht nur beim Umschalten, sondern gerade bei der Raumverteidigung, d.h. lieber einmal zu viel Raus gehen und Fehler machen und aus diesen lernen, als sich im Tor verstecken und hoffen das nichts passiert. Ich versuche zudem immer zu vermitteln, dass der Ball dein Freund ist und nicht dein Feind, auf Freunde freut man sich in der Regel und so sollte es im Fußball auch sein, d.h. mitspielen, anbieten, Ball fordern und das Spiel von hinten lesen, Spielern Aufträge geben und am Offensivfußball teilhaben.

torwart.de: Wie hast du mit dem Profiteam/Trainern zusammen gearbeitet?

Burkhardt: Mit dem Profiteam/Trainern leider so gut wie gar nicht, das wäre aber auch nicht gegangen, da ich meistens selber auf dem Platz stand, die ein oder andere Einheit von Simon Henzler mit Nübel und Fährmann habe ich natürlich dennoch beobachtet und mir auch von Simon das ein oder andere abgeschaut. So habe ich zum Beispiel übernommen den Ball nur noch mit 1 Hand und von Unten festzuhalten, bevor ich aufs Tor schieße, davor hatte ich den Ball immer zwischen meinen beiden Händen, die Variante von Henzler ist definitiv besser und der Ball kommt konstant gerade. Fährmann habe ich ab und zu im Fitnessraum beim Trainieren gesehen. Ansonsten waren Serdar, McKennie, Langer und weitere Spieler einmal beim U23 Abschlusstraining dabei während die Profis Auswärts ran mussten. Aber mit der U23 hatte ich täglich zu tun, dort besteht ein super Trainerteam und ich wurde hervorragend aufgenommen, auch von der Mannschaft. Auf Schalke grüßt jeder jeden und man fühlt sich wirklich wie in einer Familie. Was die Jungs der U23 leisten ist sensationell und zähle ich daher auch zum Profifußball dazu, schließlich haben es letzte Saison so viele wie schon lange nicht mehr in den Profikader geschafft und es werden einige folgen, da bin ich mir sicher.

torwart.de: Wie viel musst du mit den Spielern auch neben dem Platz reden?

Burkhardt: Das baut man in die tägliche Trainingsarbeit mit ein, gerade im Torhüterteam ist man ja wie so eine kleine Familie, man tauscht sich aus, macht auch mal Spaß und redet über so gut wie fast alles. In der U17 muss man sicherlich noch des Öfteren mit den Jungs sprechen und sie auch mal „auffangen“ wieder aufpäppeln, Probleme neben dem Fußballplatz wie „neue Freundin, Heimweh oder Probleme in der Schule“ besprechen, aber auch hier darf der Spaß natürlich nicht fehlen. In der U23 sind die Probleme wiederrum andere, die Schule ist Vergangenheit, aber auch die Jungs haben ihre Sorgen und Probleme.

torwart.de: In welchem Bereich trainierst du Mentales?

Burkhardt: Das haben auf Schalke die Sportpsychologen der Knappenschmiede übernommen. Aber wie gesagt spricht man auch so in der täglichen Arbeit, nicht nur über Fußball mit den Jungs, mit dem einen mehr mit dem anderen weniger, Typ abhängig.

torwart.de: Nübel und Neuer sind die Vorbilder der Jugendarbeit. Wie sehr spürt man das?

Burkhardt: Ab und zu merkt man das schon und zwar in dem, die Nachwuchstorhüter über die konstant gute Leistungen von Nübel und Neuer sprechen und sich das ein oder andere abschauen. Aber ich bin mir sicher, die meisten Torhüter im NLZ, sind Ihre eigene Fans und das ist auch gut so, das schließt das anderer ja nicht aus. Ich vergleiche das etwas mit mir, ich bin auch mein größter Fan, schaue mir aber natürlich einiges ab und versuche so meine eigene Philosophie zu entwickeln, ohne das Fußballspiel bzw. Torwartspiel neu erfinden zu wollen, denn das ist nicht nötig.

torwart.de: Wie schwierig ist es, gute Keeper für den Nachwuchs zu finden?

Burkhardt: Das kommt auf den Jahrgang drauf an, aber generell gilt, die sehr guten Nachwuchskeeper muss man schon ab der U14/U15 holen, den später sind sie entweder zu teuer oder bereits bei einem anderen Top Verein. Zudem hat man dann Zeit mit den Jungs bis zur U17 schon an Bausteinen zu arbeiten und kennt Sie später in der U17 bereits. Einen hervorragenden Torspieler erst in der U17 zu verpflichten, ist dagegen sehr schwierig, da diese bereits bei der Konkurrenz spielen oder wie gesagt sehr teuer sind.

torwart.de: Was macht ein „Talent“ für dich aus?

Burkhardt: Talentiert ist für mich ein Spieler, der etwas konstant besonders gut kann, besser als andere in seinem Gebiet und Alter. Doch Talent alleine reicht bei weitem nicht aus, um Profifußballer zu werden. Außerdem gibt es verschiedene Arten von Talent, der eine ist ein Bewegungstalent, der andere hat ein Talent für das Erkennen von freien Räumen, Spielintelligenz). Gewisse Dinge kann man trainieren, dafür braucht man ein gewisses Talent, um darauf aufbauen zu können, somit kann man Talent mit einem Fundament vergleichen. Ohne Talent wird es unmöglich etwas Großes zu erreichen. Doch von sich auf seinem Talent auszuruhen, ist noch keiner Bundesligatorwart geworden.

torwart.de: Du warst auch in China unterwegs. Kannst du etwas zu deiner Zeit dort sagen?

Burkhardt: Es war eine sehr aufregende Zeit, das ist aber ehrlich gesagt sehr schwer zu erläutern, das muss man einfach selber erleben. Ich bin ja von heute auf morgen ohne Vorahnung wie es in China ist, vom DFI Bad Aibling (Bayern) nach Qinhuangdao (4h von Peking) gewechselt, aber wir hatten tolle Bedingungen, direkt in Strandnähe und die deutschen Schalke 04 - Trainerkollegen die bereits vor Ort waren, haben mich super empfangen. Viele Gedanken konnte ich mir sowieso nicht machen, da es nach Ankunft sofort losging. An eines musste ich mich allerdings erst einmal gewöhnen, das Drumherum an einem Spieltag, das hat schon was. Es war immer ein 4 Offizieller dabei und eine elektronische Anzeigetafel war auch Pflicht, zudem wurde vor jedem Spiel die Chinesische Nationalhymne gespielt. Ich muss auch sagen, es gibt durchaus Dinge, die ich ab und zu vermisse, aber dauerhaft dort zu leben ist für mich keine Option, dennoch bin ich sehr froh darüber, so eine tolle Erfahrung gemacht haben zu dürfen. In vielen Dingen (z.B. Zahlung via Handy), sind Sie sogar schon viel weiter als wir.

torwart.de: Was fehlt den Keepern dort noch?

Burkhardt: Das fängt beim Spielverständnis an und hört bei technischen Abläufen auf. Was ich aber sagen muss, es gibt durchaus talentierte Keeper, die auch lernwillig sind, allerdings sehr wenige und selbst diese kann man nicht mit den deutschen vergleichen. Die größten Probleme sehe ich beim Spielverständnis, bei den fußballerischen Fähigkeiten und den Torwartspezifischen Techniken, zudem geht erlerntes sehr schnell wieder verloren. Vielen Spielern mussten wir auch erst einmal erklären, was Spaß und Spielen überhaupt bedeutet, danach einfachste Dinge beibringen und bereits eingespeicherte Fehler löschen, danach korrekte Abläufe, Techniken trainieren. Das Problem ist das Verständnis für die Sache, sowohl bei den Spielern als auch bei den Trainern, Sie kopieren, wissen aber nicht für was Sie etwas trainieren und trainieren leider auch oft noch das Falsche.

torwart.de: Gibt es eines Tages einen Weltklasse-Keeper aus China?

Burkhardt: Durch die Anzahl an Menschen, wird es mit Sicherheit irgendwann einen Weltklasse Keeper aus China geben, den Talente gibt es überall auf der Welt, doch Talente muss man finden, fördern und formen, dies dauert allerdings sicherlich noch einige Jahre und wird nur klappen, wenn Ausländische Torwarttrainer in China tätig sind, allerdings mit Dolmetscher, denn ohne diese kann man nicht in die Detailarbeit gehen und vieles bleibt nebendran liegen.

torwart.de: Wie schaut deine Zukunftsplanung aus?

Burkhardt: Ich bin seit August 2019 vereinslos, was nicht heißt das ich nichts zu tun habe, ich bin ständig unterwegs und bilde mich weiter. So habe ich die Zeit genutzt um Lehrgänge zu besuchen, zum einen um mein Netzwerk auszuweiten und zum anderen um neues zu erlernen. Selbstverständlich hospitiere ich auch und dafür bin ich dann auch schon mal bis nach Russland zum Erstligisten FC Ural Jekaterinburg gereist und habe dort meinen ersten Workshop (siehe Video https://www.youtube.com/watch?v=du_9JcEdaXE) gehalten und so wieder neue Auslands-Erfahrungen und Kontakte gesammelt, ich muss sagen ich war begeistert. Nächstes Jahr soll eine Einladung von Lokomotive Moskau folgen, ich hätte nichts dagegen. Derzeit bin ich in Deutschland (Regionalliga, 3.Liga, NLZ) unterwegs. Nächstes Jahr geht es dann wohl wieder ins Ausland. Aber mit etwas Glück, lande ich aber vielleicht auch schon bald in der 3.Liga. Ich bin gespannt und gebe weiterhin alles, damit ich bald wieder selber auf dem Platz stehe.


Zur Person: Markus Burkhardt, 26 Jahre alt, ursprünglich aus Dornstetten (Baden-Württemberg) ist Deutsch-Brasilianer, gelernter Bürokaufmann und war selbst über viele Jahre als Torwart tätig, (u.a. U17 Bundesliga, Herren Verbandsliga). Seit 2017 ist er hauptberuflich als Torwarttrainer (DFI Bad Aibling, Hebei China Fortune F.C. und Schalke 04) weltweit unterwegs.


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