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Alexander Bade (1. FC Köln) "Hautnah" bei torwart.de (27.08.14)

"Unser komplettes Torwartteam beim FC stammt aus dem eigenen Nachwuchs!"


Seit knapp fünf Jahren trainiert Alexander Bade die Torhüter des 1. FC Köln. In diesem Jahr gelang Bade mit dem 1. FC Köln der Wiederaufstieg in die Fußballbundesliga. Einen großen Anteil an diesem Erfolg für die Rheinländer hatte Torwart Timo Horn, den Bade über die 2. Liga zu einem hervorragenden Torwart ausgebildet hat, und der zu den größen Nachwuchshoffnungen auf der Torwartposition in Deutschland gilt. Wir unterhielten uns mit Alexander Bade u.a. über die Arbeit mit Timo Horn, über die Nachwuchsarbeit im Torwartbereich beim FC Köln, über Toni Schumacher und über die Ziele des 1. FC Köln in der kommenden Saison.

torwart.de: Timo Horn wurde von den torwart.de Usern zum besten Keeper der 2. Liga gewählt. Wie sehr freut dich das als sein Torwarttrainer?

Alexander Bade: Das freut mich sehr natürlich. Die Auszeichnung ist sehr hoch zu bewerten, da bei torwart.de ja Torwartexperten mit großem Fachwissen am Werk sind. Da kann Timo schon stolz drauf sein, wenn man so eine Wahl gewinnt.

torwart.de: Wo siehst du die besonderen Stärken bei Timo Horn?

Bade: Timo ist trotz seines jungen Alters schon eine Persönlichkeit und strahlt eine große Ruhe auf seine Vorderleute aus. Fußballerisch ist er sehr gut und macht ganz wenig Fehler. Außerdem ist er in der Antizipation sehr stark, d.h. er kann das Spiel sehr gut lesen. Insgesamt denke ich, dass Timo sehr sachlich spielt und ohne übertriebenen Aktionismus agiert.

torwart.de: In welchen Bereichen gibt es für Timo noch Entwicklungspotential?

Bade: Er muss weiter an seiner Athletik arbeiten. Er ist noch ein junger Kerl, der gerade erst aus der Jugend gekommen ist. Da hat er in den letzten Jahren aber schon deutliche Fortschritte gemacht. Was auf der einen Seite sein Vorteil ist, nämlich die Ruhe, ist auf der anderen Seite auch ein bisschen ein Nachteil, denn in Sachen Coaching, Aggressivität und Strafraumbeherrschung kann er sicher noch zulegen.

torwart.de: Wie du erwähnt hast wirkt er sehr ruhig und abgeklärt. Ist es sein Naturell oder arbeitet er auch gezielt im mentalen Bereich?

Bade: Ein Stück weit ist es sicher sein Naturell. Wie gesagt, manchmal muss man ihn ein wenig pushen, damit er aus sich heraus geht. Aber selbstverständlich ist mentale Vorbereitung für einen Torwart immer ein Thema.

torwart.de: Hat er ein extra Programm oder einen speziellen Coach in diesem Bereich?

Bade: Timo ist allgemein einer, der sich für viele Facetten interessiert und mit diesem Thema beschäftigt er sich natürlich auch.

torwart.de: Die 1. Liga wir eine neue Erfahrung für ihn sein. Was kannst du persönlich ihm mit auf den Weg geben?

Bade: Im Prinzip muss er den Weg eigentlich nur weiter verfolgen, den er in seinen ersten zwei Jahren im Profifußball gegangen ist. Wenn er sich in dem Maße weiter entwickelt, werden wir noch große Freunde mit ihm haben. Aber er muss sich schon darauf einstellen, dass das Niveau in der 1. Liga natürlich noch deutlich höher sein wird. Sprich die Stürmer werden eine Spur cleverer, kälter vor dem Tor. Das Spieltempo allgemein wird auch nochmals einen Ticken schneller sein.

torwart.de: Gerade beim Thema Tempo, kann man sich speziell in Torwarttraining darauf vorbereiten oder wie passt ihr euer Training darauf an?

Bade: Speziell im Torwarttraining ist es nicht so ein Thema, da geht es mehr um technische Ausführung. Diese Aktionen versuchen wir sowieso immer mit höchstmöglicher Dynamik zu verrichten. Aber allein schon dadurch, dass wir in unserem Kader eine ganz andere Konkurrenzsituation haben, ist unsere Trainingsintensität im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Allein das Tempo in den Trainingsspielen ist schon eine gute Vorbereitung für ihn.

torwart.de: Welche Bedeutung hat der Aufstieg mit dem FC Köln für dich persönlich?

Bade: Da geht es mir so wie allen anderen im Umfeld des Clubs. Der Aufstieg war eine große Befreiung. Die zwei Jahre in der 2. Liga waren nicht einfach und umso größer war natürlich die Freude, dass wir jetzt wieder zu den „Großen“ dazu gehören. Der Kölner an sich glaubt ja eh, er hätte ein Dauer-Abo für die erste Liga, was nachweislich in den letzten Jahren nicht der Fall war. Was die Leute im Moment etwas euphorischer werden lässt ist die Tatsache, dass das Drumherum im Club sehr stimmig ist. Es ist ein langfristiger Plan zu erkennen.

torwart.de: Du bist den Weg in die 2. Liga auch mitgegangen. Wie wichtig war für dich diese Erfahrung in deiner Rolle als Torwarttrainer?

Bade: Der gesamte Verein hat in den 2. Jahren einen starken Umbruch vollzogen. Den konnten wir auf der Torwartposition auch machen. Dies ging zu Lasten von Michael Rensing, der sich nichts hat zu Schulden kommen lassen. Aber wir haben uns damals entschieden, unserem jungen Talent Timo Horn die Chance zu geben, sich zu beweisen. Für ihn war die 2. Liga genau die richtige Bühne. Die Chance hat er nicht nur genutzt, sondern man konnte auch sehen, dass die zwei Jahre ihm in seiner Entwicklung seht gut getan haben. Jetzt kann er deutlich stabiler die erste Liga angehen, als wenn er sofort in der 1. Liga angefangen hätte.

torwart.de: Inwieweit musstest du das Umfeld von diesem Weg überzeugen?

Bade: Das war damals einfach eine Entscheidung, die anstand. Bei der Kaderplanung gab es mehrere Möglichkeiten. Wir hätten auch mit Michael Rensing als eine Art erfahrener Eckpfeiler einer neuen Mannschaft in die Saison gehen können. Aber der Verein hat sich dazu entschieden, den Umbruch komplett zu tätigen, also auch auf der Torwartposition. Hintergrund war sicher auch, dass es dann schwierig geworden wäre, Timo in Verein zu halten.

torwart.de: Gab es eine Art Meilenstein, an dem klar war, dass dies der richtige Weg ist oder gab es auch Zweifel?

Bade: Aus sportlicher Sicht hatte ich keine Zweifel. Dass man gewisse Rückschläge einkalkulieren muss ist klar, wenn man einem jungen Spieler das Vertrauen gibt. Als kleinen Meilenstein kann ich vielleicht den Anfang der letzten Saison hernehmen. Wir starteten in Dresden mit einem Fehler von Timo, der zum Gegentor führte und uns letztendlich auch den Sieg gekostet hat. Danach folgte das Derby gegen Düsseldorf, welches eh schon besonders im Fokus steht, auch aus medialer Sicht. Dass er da, mit dem Fehler im Hinterkopf, eine souveräne Partie abgeliefert hat, war für seine Entwicklung ein wichtiger Schritt.

torwart.de: Ihr geht mit dem Torwartteam Timo Horn, Thomas Kessler und Daniel Mesenhöler in die neue Saison. Was spricht für diese Konstellation?

Bade: Marcel Schuhen ist auch noch dabei. Für seine Entwicklung wäre aber weiterhin Spielpraxis wichtig und die können wir ihm derzeit leider nicht bieten. Insofern dürfte er wechseln, aber bis dahin ist er weiterhin Mitglied unseres Torhüterteams.
Bemerkenswert ist, dass alle vier aus unserer eigenen Jugend stammen. Mit Thomas Kessler haben wir einen erfahrenen Torwart dabei, der schon etwas erlebt hat im Profifußball und der seine Leistung jederzeit abrufen kann. Bei diesem Umbruch mit Timo Horn hat er sich klaglos in seine Rolle gefügt und Timo unterstützt. Das wissen wir sehr zu schätzen. Auch innerhalb der Mannschaft nimmt er eine sehr wichtige Rolle ein.
Daniel Mesenhöler ist unser Jüngster, der nachgerückt ist und kommende Saison in der Regionalliga spielen wird. Wir erhoffen und da eine ähnliche Entwicklung wie bei Timo Horn.

torwart.de: D.h. alle Torhüter im Kader sind Kölner Jungs. Bist du darauf stolz, denn das deutet ja auf eine gute Arbeit hin?

Bade: Ich bin stolz darauf, dass ich hier mit meinen Kollegen im Nachwuchsbereich ein so tolles Team habe. Diese leisten ganz hervorragende Arbeit. Wunsch vieler Vereine ist es ja, möglichst viele Spieler aus der eigenen Jugend in die Profimannschaft zu bringen. Dass unser komplettes Torwartteam aus dem eigenen Nachwuchs stammt, ist natürlich traumhaft.

torwart.de: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Torwarttrainern aus dem Nachwuchsbereich?

Bade: Wir haben in unserem Nachwuchsleistungszentrum mit Sven Bacher, Tetsuo Taguchi und Rolf Herings drei hervorragende Torwarttrainer, die sich um die Ausbildung unserer Nachwuchttorhütern kümmern. Wir begreifen uns als Team und wir stehen im ständigen Austausch. Wichtig ist, dass wir die gleiche Grundidee hinsichtlich des Torwartspiels haben. Jeder soll aber seine persönliche Note einbringen können und für seinen Aufgabenbereich verantwortlich sein.
Da ich für die Torhüter im Lizenzspielerbereich verantwortlich bin, gebe ich die Erwartungen an die jungen Torhüter und an die Ausbildungsinhalte an das Trainerteam weiter. Aber auch hier, wissen alle Trainer wie die Anforderungen des Torwartspiels im Profibereich aussehen. Wenn uns bei den Torhütern der verschiedenen Altersstufen Dinge auffallen, sprechen wir gemeinsam darüber. Ebenso versuchen beraten wir auch gemeinsam im Torwarttrainer-Team, welche Torhüter weiter gefördert werden und geben unsere Empfehlung an die Cheftrainer der einzelnen Mannschaften weiter.

torwart.de: Welche Rolle spielt Toni Schumacher für euer Torwartteam? Hast du öfters Kontakt mit ihm?

Bade: Klar gibt es immer mal wieder einen Austausch. Ich wäre ja blöd, wenn ich nicht auf die Meinung von solchen Experten hören würde. Genauso wie mit Jörg Schmadtke. Aber es ist nicht so, dass sie mir in die tägliche Arbeit rein quatschen. Aber jeder bringt seine Sichtweisen ein und darüber bin ich sehr dankbar.

torwart.de: Wie ist die Zusammenarbeit zwischen dir und dem Cheftrainer Peter Stöger gekennzeichnet?

Bade: Perfekt. Die Zusammenarbeit im gesamten Trainerteam ist von großem Vertrauen geprägt. Jeder kann in seinem Bereich in Ruhe arbeiten und seine Ideen einbringen. Es ist auch wichtig für die Mannschaft, dass das Trainerteam als Einheit agiert. Im Torwarttraining legen wir unsere Inhalte gemäß unserer Wochenplanung fest. Darüber hinaus stimme ich mich mit dem Cheftrainer über die geplanten Inhalte des Mannschaftstrainings ab und bereite die Torhüter in der vorangehenden Arbeit mit den Torhütern auf die entsprechenden Anforderungen, wie z.B. Flankentraining, vor.

torwart.de: Inwiefern werden sich die Anforderungen an Eure Torhüter in der 1. Bundesliga ändern und veränderst Du damit auch die Schwerpunkte des Torwartrainings?

Bade: Im Torwarttraining legen wir unsere Inhalte im Rahmen eines Wochenplans fest. Dabei achten wir, dass alle Schwerpunkte des Torwartspiels mit abgedeckt werden.
Unsere Mannschaft wird in der Regel in der 1. Bundesliga etwas tiefer und kompakter stehen. Damit gehe ich davon aus, dass unsere Torhüter z.B. im fußballerischen Bereich öfters unter Druck am Ball agieren müssen. Die Anzahl der Steilpässe, die durch den Torhüter abzulaufen sind, werden voraussichtlich etwas geringer sein. Die Anzahl der Standards mit entsprechenden Flankensituationen wird auch höher sein. Auch wenn sich die Anforderungen etwas ändern, werden die Inhalte des Torwartrainings trotzdem alle Aspekte des Torwartspiels abdecken. Punktuell haben wir die Möglichkeit, bestimmte Schwerpunkte, die eher gefragt sind, intensiver zu trainieren.

torwart.de: Was sind aus deiner Sicht die entscheidenden Punkte, damit der 1. FC Köln den Klassenerhalt schafft?

Bade: Wir müssen mit Selbstvertrauen in die Saison gehen und dürfen uns von Rückschlägen nicht vom Weg abbringen lassen. Die Entwicklung, die die Mannschaft letztes Jahr super voran getrieben hat, müssen wir fortsetzten. Dabei dürfen wir vor der Aufgabe 1. Bundesliga nicht in Demut erstarren. Außerdem sollten wir den Teamgedanken, der letztes Jahr extrem gut war, weiter so leben. Der Verein muss für alle im Vordergrund stehen.

torwart.de: Manuel Neuer wurde für sein offensives Torwartspiel gefeiert und als Grundlage für den WM-Titel gesehen. Wie bewertest Du sein Torwartspiel?

Bade: Manuel Neuer hat bei der WM eine fantastische Leistung gezeigt. Weltweit ist er für mich der kompletteste Torhüter. Bereits vor der WM hatte Neuer immer wieder ein offensiver und risikoreicheres Torwartspiel gezeigt. Er hat ein hervorragendes Auge für die jeweilige Spielsituation und vor allen Dingen ist er trotz seiner Größe enorm schnell und ist ein sehr guter Fußballer. Damit hat er beste Voraussetzungen, um das offensive Torwartspiel erfolgreich anzuwenden.

torwart.de: Dein ehemaliger Schützling, Fary Mondragon, kam bei der WM für Kolumbien zu einem wichtigen Einsatz.

Bade: Im Gruppenspiel gegen Japan wurde Mondragon fünf Minuten vor Schluss eingewechselt und ist mit 43 Jahren der älteste Spieler, der je bei einer WM eingesetzt wurde. Ich freue mich sehr für "Mondy" und habe ihm sogleich per SMS zu dieser tollen Leistung gratuliert. Er sieht noch immer gleich aus wie zu unserer Zeit. Mittlerweile hat aber nun seine Karriere beendet und er hat mir versprochen, dass er bald in Köln vorbeischauen wird.

torwart.de: Welche Erkenntnisse hast Du aus der WM für Dich gewonnen?

Bade: Das Niveau bei den Torhütern ist gegenüber den früheren Turnieren deutlich gestiegen. Man hat sehr gute Leistungen gesehen und insgesamt gab es kaum krasse Torwartfehler. Keylor Navas hat mich neben Neuer sehr beeindruckt. Er spielte auf einem sehr hohen Niveau. Seine Beinarbeit war sehr gut und er verfügt über eine vorbildliche Torwarttechniken. Er zeigte für mich auch die beste Glanzparade bei der WM2014 als er gegen Uruguay einen abgefälschten Ball aus dem Winkel entschärfte. Ansonsten war natürlich Neuer mit seinem offensiven Torwartspiel und der schnellen Spieleröffnung bemerkenswert. Grundlegend neue Dinge im Bereich des Torwartspiels konnte ich aber nicht entdecken. Wenn mir eine besondere Szene aufgefallen ist, dann lege ich diese Aktionen als Anschauungsmaterial für meine Torhüter in unserem DVD-Archiv ab. Aufmerksam verfolge ich auch die kommenden Trainerfortbildungen, bei denen die WM nochmals analysiert wird.

torwart.de: Alex, wir bedanken uns herzlich für das ausführliche Gespräch und wünschen Euch für die neue Bundesligasaison alles Gute.

Bade: Vielen Dank.


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