torwart.de: Wieso ging es dort nicht mehr weiter? Was machst du heute?
Hafkemeyer: Den ersten Teil dieser Doppelfrage, habe ich ja am Ende des ersten Teiles schon beantwortet. Meine Entscheidung, den Vertrag bereits in 2017 aufzulösen, beruhte auf persönliche Gründe. Seinerzeit hatte ich ein anderes Bild der notwendigen, häufig sehr engen, Zusammenarbeit zwischen TW-Trainer und Torhütern vor Augen. Heute weiß ich, dass ich für den großen Aufwand den ich betrieben habe, einfach von der einen oder anderen Person, etwas mehr Anerkennung und Lob erwartet hätte. Diese waren aber nicht in der Lage dazu oder wollten es einfach nicht zeigen. Vielleicht aber war ich einfach auch nur zu naiv daran zu glauben. (Augenzwinkern) Nachdem ich diesen Posten aufgegeben hatte, gründete ich mit einem Partner eine eigene TW Schule. Die H&R TWSchule „ELITEKEEPER“ www.elitekeeper.de. Wir sind zuständig für die Ausbildung aller Nachwuchstorhüter im LZ bei SC Fortuna Köln. Darüber hinaus haben wir eine mobile TW Schule, welche mit einem voll ausgerüstetem Bus zu Vereinen fährt um auf deren Plätze dann TW-Trainings abzuhalten. Die Vereine müssen lediglich Platzteile zur Verfügung stellen und die Torhüter in Gruppen koordinieren. Das wird sehr gut angenommen und eignet sich auch für Vereine, welche sich eigene TW Trainer aus verschiedensten Gründen nicht leisten können. Mittlerweile haben wir 9 TW Trainer im Einsatz und die Nachfrage steigt. Natürlich halten wir auch regelmäßige, reine TW Camps ab, welche von uns in den Ferien zusätzlich angeboten werden.
Infos zur Person:
- Nationalität: deutsch
- Geburtstag: 13.04.1991 in Bad Oldesloe
- Verein: Aktuell ohne Verein
- Position: Torwart
- Liga: 2.BL
- Größe (cm): 195
- Bisherige Vereine: Energie Cottbus, VfB Stuttgart, Hamburger SV II, TSV Havelse
torwart.de: Du warst 6 Jahre Torwarttrainer im Trainerteam um Uwe Koschinat. Was hat sich für dich in dieser Zeit geändert und wie hat sich der Trainer in dieser Zeit in Bezug auf die Torhüter entwickelt?
Hafkemeyer: Gerade am Anfang der Zusammenarbeit, war Uwe K. als Trainer und Manager sehr stark darin eingebunden, die Amateurbedingungen auf professionelle umzustellen. Er hat mir von Anfang an die Torhüter komplett anvertraut und sich in diesen Arbeitsbereich in keiner Weise eingemischt. Das heißt aber nicht, dass er sich nicht dafür interessiert hat, ganz im Gegenteil. Da er, wie er selbst sagte, vom TW Training nicht so viel Ahnung hatte, war er sehr wissbegierig warum man wie was trainiert. Er hat mir lediglich immer mitgeteilt, was er von seinen Torhütern, für sein Spielsystem erwartet. So konnte ich im Training dann spezifisch an den unterschiedlichen Defiziten oder den Stärken der einzelnen Keeper arbeiten. In der Saison 2016/17 kam es dann aber zu der Entscheidung des Trainers, zwei gleichwertige Torhüter in eine Wechselsaison zu schicken. Je nach Gegner oder eigenem Spielsystem, wechselten wir auf dieser Position. Das ergab dann recht schnell die Situation, dass statt einem unzufriedenen TH (der welcher nicht spielte) jetzt regelmäßig zwei unzufriedene beim Training erschienen. Dies verkomplizierte die Trainingsarbeit im engen Zirkel nicht nur, sie machte sie schier unmöglich. Schon gar nicht, passte dies in meine Philosophie von kommunikativer Zusammenarbeit.
torwart.de: Manchmal werden Torwarttrainer auch mit einem neuen Trainer ersetzt. Hattest du diese Befürchtungen nie?
Hafkemeyer: Nein. Uwe hat mir immer sehr glaubwürdig vermitteln können, dass, solange er Trainer bei Fortuna Köln und er mit meiner Arbeit zufrieden ist, es keine Überlegung für ihn gäbe, mich gegen jemanden anderen auszutauschen. Daher war er dann auch sehr überrascht, als ich ihn darüber informierte, dass ich meinen Vertrag vorzeitig um ein Jahr auflösen wollte. Er hatte gerade einzelne Verträge von Spielern verlängert, was für mich bedeutet hätte, nochmal solch eine Trainingskonstellation für eine Saison zu haben. Das wollte ich auf gar keinen Fall.
torwart.de: Unter welchem Torwarttrainer hast du das meiste gelernt?
Hafkemeyer: Leider war es zu meiner Zeit noch so, dass man für die Position des TW Trainers, irgendwie immer mal jemanden eingesetzt hat. Das hatte dann oftmals nicht so wirklich was mit geordnetem Training zu tun, sondern endete häufig mit völliger Erschöpfung oder totaler Motivationsleere. Das meiste habe ich mir dann selbst angeeignet, hier kam und kommt mir noch immer mein innovativer Einfallsreichtum und meine Spontanität zu Gute.
torwart.de: Was muss ein Torwart in der Jugend mitbringen, dass du ihn unbedingt bei euch haben möchtest?
Hafkemeyer: Nun die wichtigste Eigenschaft, natürlich in direkter Abhängigkeit der jeweiligen Altersstufe, ist der unbedingte Wille, sich wirklich verbessern zu wollen. Das setzt eine gute Auffassungsgabe und folgende praktische Umsetzung voraus. Beides erkennt ein geschultes Auge schnell. Natürlich ist es auch nicht von Nachteil, wenn die physischen Voraussetzungen mit einer ordentlichen Körpergröße in gutem Verhältnis zueinander stehen.
torwart.de: Inwieweit setzt du neue Elemente im Training ein?
Hafkemeyer: In unserem Trainerteam und unserer TW-Ausbildung legen wir großen Wert auf stetige Veränderung und Abwechslung der Trainingseinheiten ohne aber dabei vom gesamten ursprünglichen Trainingsziel abzuweichen. So steht es dem einzelnen Trainer frei, immer wiederkehrende und nun mal notwendige Übungen, neu zu verpacken oder mit anderen Sinnesreizungen so zu gestalten, dass der Torhüter oft gar nicht merkt, wie anstrengend die Übung war. Hierzu haben wir in unserem Materialfundus einen ganzen Haufen von Trainingsgeräten (Strobo-Brillen, Lochbrillen, diverse Masken, diverse Spaßartikel, kurz vieles was nicht immer üblich ist) Hier haben wir festgestellt, dass über diese ablenkenden oder auch beeinträchtigenden Faktoren die Konzentration und die Aufmerksamkeit erheblich gesteigert wird. Und der Spaß kommt bei allem ernsthaften Trainieren hierbei niemals zu kurz!
torwart.de: Die Torhüter haben sich in den letzten 10 Jahren stark verändert. Wie siehst du die Torhüter in 10-20 Jahren? Stehen dann Feldspieler im Tor?
Hafkemeyer: Das TW-Spiel hat sich erheblich verändert, das ist richtig. Der Torhüter an sich jedoch nicht so sehr, denn es erfordert immer noch die gleiche Mentalität, einen Einzelkampf innerhalb des Teamsport führen zu wollen und zu können. Deshalb werden auch immer Torhüter benötigt, wie eine Art eigene Spezies. Dass die Torhüter selber auch gute Feldspieler sein sollten oder könnten, ist halt heute oft das Wesentliche an Grundvoraussetzung. Eher also spielen dann in 10-20 Jahren mehr Torhüter im Feld. (kleines Augenzwinkern).
torwart.de: Worauf bist du besonders stolz und woran erinnerst du dich gar nicht gerne?
Hafkemeyer: Stolz bin ich darauf, Nachwuchs und Talente trainieren zu dürfen und zu können. Es ist begeisternd, ehrlich und megainteressant sie dabei zu begleiten, zu sehen, wie sie sich im Einzelnen entwickeln und von dem Vermittelten partizipieren. Trotzdem darf jeder seinen individuellen Stil und Typ entwickeln und es bleibt Raum für Situatives. Überhaupt nicht gerne erinnere ich mich an manche TW-Trainingseinheiten einzig in der Saison 2016/17 bei den Drittliga-Profis des SC Fortuna Köln.
torwart.de: Wie sehen Deine kommenden Wochen aus?
Hafkemeyer: Wir sind mit der TW Schule gerade dabei uns noch breiter Aufzustellen. Die Anschaffung neuer Tore, Trainingsutensilien und die Fuhrparkvergrößerung, nehmen uns gerade ganz schön in Beschlag. Wir haben jetzt auch einen festangestellten hauptberuflichen TW-Trainer. Unser Ziel ist es einen eigenen Court aufzubauen und für die Winterzeit einen Hallencourt zu haben, damit wir ganzjährig und wetterunabhängig arbeiten können.
torwart.de: Danke sehr.
Hafkemeyer: Bitte!
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