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Hans Leitert - "hautnah" bei torwart.de (23.11.07)

"Ein nachvollziehbares Konstrukt für die tägliche Arbeit als Torwarttrainer!"



Hans Leitert ist der Autor des kürzlich auf den Markt gekommenen Buches „Die Kunst des Torwartspiels oder die sieben Prinzipien der Meister“. torwart.de möchte im Interview mit dem 34-jährigen Österreicher mehr über die Hintergründe und Leiterts Sicht auf das Torwartspiel erfahren.

torwart.de: Was gab den Ausschlag für Dich, sich so intensiv mit dem Thema Torwarttraining zu beschäftigen?

Hans Leitert: Ich war selbst aktiver Torhüter, hab für Österreich im U21 Nationalteam gespielt und mit 22 Jahren in der Österreichischen Bundesliga debütiert. Nebenbei studierte ich am Institut für Sportwissenschaften der Universität Wien und richtete meine gesamten Interessen in Richtung Torwartspiel bzw. -training. Ich versuchte die gesammelten theoretischen Informationen für meine eigene Leistungsoptimierung zu verwenden, musste aber mit 25 aufgrund einer schweren Handgelenksverletzung meine aktive Karriere beenden. Daraufhin beschloss ich, mein gesamtes Wissen und meine gesammelten Erfahrungen ausschließlich für den Bereich der Trainertätigkeit zu verwenden. Dahinter steckt eine riesige Neugierde, die Komplexität des Fußball-Spiels und dessen bestimmende Parameter zu verstehen.

torwart.de: Wann gab es für Dich die ersten Berührungspunkte mit dem Profisport?

Leitert: Als Spieler gab es die ersten Berührungspunkte im Alter von 18 Jahren, als ich in den Profikader von Austria Wien aufrückte und somit mein erstes Lehrjahr im Profibereich erlebte. Dort hatte ich mit unserer damaligen Nr. 1 Franz Wohlfahrt (später ja ebenso erfolgreich beim VfB Stuttgart) einen überaus erfahrenen Lehrmeister. Als Torwarttrainer hatte ich ebenfalls sehr früh Kontakt zum Profibereich: Mit 26 begann ich meine Torwarttrainertätigkeit beim Österreichischen U21 Nationalteam – war also nur wenige Jahre älter als meine Torhüter, die ich betreute. Diese Funktion übte ich 6 Jahre lang aus, bevor ich ins Ausland zu Panathinaikos wechselte. Man kann daher insgesamt sagen, dass ich den Kontakt zum Profibereich nie gänzlich verlor. Da mich die Tätigkeit in der Nationalmannschaft nie völlig auslastete, konnte ich nebenbei noch bei den Nachwuchsakademien von Rapid Wien und dann später bei Austria Wien arbeiten und mich der Thematik ‘Spielerentwicklung’ zu 100% widmen. Ebenso war ich parallel dazu als Trainerausbildner (im Auftrag von UEFA, ÖFB und Bund Deutscher Fußball Lehrer) in Sachen Torwartspiel im In- und Ausland tätig.

torwart.de: Welche Motivation hattest Du, ein Buch zum Torwarttraining zu verfassen?

Leitert: Es war wie bei einem kleinen Kind, das sein Zimmer zusammenräumen muss. Ich hatte während meiner Tätigkeit in Athen das dringende Bedürfnis, Ordnung in meinem Kopf zu schaffen. Wir waren grad aus der Champions League ausgeschieden (Barcelona und Werder Bremen stiegen in die nächste Runde auf) und wir hatten nicht mehr den totalen Druck von zwei Spielen pro Woche. Ich analysierte unsere Torwartleistungen in der Champions League und versuchte, sämtliche Parameter auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen. Ich unterhielt mich zu dieser Zeit sehr intensiv mit unserem damaligen Conditioning Coach, dem Engländer Roger Spry, der in den letzten 30 Jahren unter anderem mit Mourinho, Carlos Queiroz, Bobby Robson und Mario Zagallo gearbeitet hatte. Wir haben in vielen interessanten Diskussionen die gesamte Palette des Fußballtrainings und der Spielerentwicklung beleuchtet und plötzlich machte es “Klick” und ‘mein Zimmer’ war wie von selbst aufgeräumt. Die Zusammenhänge und wechselseitigen Abhängigkeiten waren auf einmal für mich völlig klar strukturiert. Daraufhin begann ich zu schreiben.

torwart.de: Was unterscheidet Dein Buch von anderen Torwarttrainingsbüchern?

Leitert: Ich habe versucht, meine eigene Philosophie aus dem Spiel selbst abzuleiten. Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren, welche den klassisch orientierten Ansatz bevorzugen. Im klassischen Ansatz werden zunächst die Techniken dargelegt, die Taktik des Torhüters besprochen, danach die konditionellen Parameter sowie die psychologischen Schwerpunkte beleuchtet. Ich habe hingegen versucht, direkt aus dem Spiel jene Informationen zu generieren, die aus meiner Sicht entscheidend sind. Womit und wie häufig wird der Torhüter im Spiel konfrontiert? Gibt es eine allgemein gültige Struktur, welche in der Aktion dahinter steckt? Wie verschmelzen torwartspezifische Aspekte der Technik, der Taktik, des Körpers und der Psyche innerhalb der jeweiligen, im Spiel auftretenden Situation? Ich bin der Meinung, dass man die einzelnen Parameter nicht mehr isoliert oder nebeneinander, sondern komplex und übergreifend betrachten und auch lehren, trainieren muss. Jedoch erhebe ich mit meinen Überlegungen keinen Anspruch auf absolute Richtigkeit – die gibt es einfach nicht und wird es nie geben. ich habe lediglich versucht, ein für mich und meine Arbeit logisches und nachvollziehbares Konstrukt zu definieren, das mich in meiner praktischen und täglichen Tätigkeit unterstützt und mir die Analyse nach Stärken und Schwächen meiner Torhüter erleichtert. Dadurch gerate ich nicht in Gefahr, dass ich mich in unwichtige Details verliere, sondern bleibe immer am richtigen Weg.

torwart.de: Welche Resonanz gab es bisher (Profis, Torwarttrainer, Amateurtrainer, etc.)?

Leitert: Nun, das Buch ist erst seit kurzer Zeit auf dem Markt, jedoch habe ich schon einige sehr positive Rückmeldungen erhalten. Sowohl von Trainerkollegen, als auch von Torhütern selbst. Da es allgemeingültige Informationen beinhaltet, wird es nicht nur im Profibereich, sondern vor allem auch von vielen Trainerausbildnern für den Amateurbereich sowie für die Trainerausbildung selbst eingesetzt. Ich hoffe, dass ich damit viele Kollegen und Torhüter auf ihrem Weg zum Erfolg unterstützen kann. Das Buch wird demnächst in Englisch erscheinen, zudem habe ich bereits Verhandlungen mit griechischen und spanischen Verlegern aufgenommen.

torwart.de: Wie lange braucht man, um das Buch fertig zu bekommen?

Leitert: In diesem Fall dauerte die reine Schreibarbeit knappe sechs Monate. Natürlich wäre es schneller gegangen aber mein Hauptjob war ja die Betreuung der Spieler – dadurch konnte ich immer nur in kurzen Etappen, wie etwa in Hotels während der Reisen oder im Trainingszentrum, schreiben. Etwas länger dauerte dann die Sache betreffend Verlag finden, Layout, Vertrag etc. Aber ich habe mit dem Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat einen überaus kompetenten und kooperativen Partner gefunden, mit dem die Zusammenarbeit extrem großen Spaß macht.

torwart.de: Wie können weniger erfahrene Torwarttrainer oder Torhüter im Amateur- und Jugendbereich die beschriebenen Prinzipien zum praktischen Einsatz bringen?

Leitert: Eigentlich sehr einfach. Wichtig ist dabei, dass man sich der Prinzipien und der Befolgung dieser bewusst wird. Ist der Einstieg in dieses bewusste Arbeiten mal geschafft, kann einem nichts mehr davon abhalten. Mein Grundsatz ist immer der: Gib den Leuten ein einfaches Instrument in die Hand, welches unabhängig von Leistungsstufe, Alter und geografischen Grenzen effizient und schnell einzusetzen ist. Das bewusste Arbeiten bzw. das bewusste Verfolgen eines Leitfadens ist für mich die Grundvoraussetzung für einen kontinuierlichen Leistungsanstieg der Spieler.

torwart.de: Welche Bereiche deckt das Buch noch nicht ab bzw. über welche Bereiche wirst Du später noch was schreiben?

Leitert: Ich möchte in weiterer Folge genauer in die Thematik der körperlichen Parameter eingehen. Ich möchte dabei speziell den Bereich des funktionellen Konditionstrainings behandeln, der für mich ein zentraler Ansatz in der körperlichen Ausbildung von Torhütern ist. Wir haben diesbezüglich bei Panathinaikos sehr intensiv gearbeitet. Die Torhüter hatten ein komplett eigenes Konditionstraining zu absolvieren und arbeiteten in konditioneller Hinsicht niemals mit den Feldspielern gemeinsam. Des weiteren möchte ich die Thematik des 7. Prinzips – Kontrollierter Fokus – genauer beschreiben. Der amerikanische Sportpsychologe Robert M. Nideffer liefert in seinem Buch ‘Psyched To Win’ eine für mich brillante Erklärung über die psychologischen Hintergründe von Topleistungen. Diesen Ansatz müssen wir meiner Meinung nach unbedingt in die Torwartdiskussion einbringen.

torwart.de: Werden die österreichischen Teamtorhüter die Torhüter bei der EM sein, die die Prinzipien am besten verinnerlicht haben?

Leitert: Das würde ich so nicht behaupten. Ich bin davon überzeugt, dass das Leistungsniveau der österreichischen Torhüter sehr wohl dem international geforderten Level gerecht wird. Aber wenn wir uns die Torhüter a la Buffon oder Cech ansehen, so wird denke ich jedem klar, dass nahezu jedes europäische Nationalteam zumindest einen Top-Keeper in seinen Reihen hat – der, unabhängig von seiner vorangegangenen Ausbildung, die Prinzipien schon optimal umsetzt. Weltklasse zu sein bedeutet, die Prinzipien optimal umzusetzen.

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