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Alexander Bade "Hautnah" bei torwart.de (19.01.12)

"Torwarttrainer zu sein, ist ein Traumjob"


torwart.de: Wie gehst du mit der These um, dass Erfahrung das wichtigste für einen Torhüter sei? Die können die Jungen ja kaum haben.

Bade: Natürlich können sie die Erfahrung nicht haben. Und sie werden alle noch Ihre positiven und negativen Erfahrungen machen. Dann ist die Frage, wie der jeweilige Verein damit umgeht. Und wie der Junge damit umgeht. Denn es wird zu Leistungsschwankungen kommen. Das geht gar nicht anders. Entscheidend ist dann, wie es mit der Entwicklung weiter geht.

torwart.de: Was gibst du deinen Torhütern in der Vorbereitung auf das Spiel konkret mit?

Bade: Das sind generell zwei Informationen. Das eine ist eine Elfmeterstatistik. Das andere sind Standardsituationen des Gegners, was für mich sehr viel wichtiger ist. Dadurch wissen sie, was da zu erwarten ist, z.B. wie Eckbälle oder Freistöße geschlagen werden. Das können wichtige Hinweise für das Stellungsspiel sein. Wobei man natürlich auch nicht zu viel spekulieren sollte. Zusätzlich werden für alle Spieler Videos mit verschiedenen Szenen des Gegners zur Verfügung gestellt.

torwart.de: Was habt ihr bei Eckbällen vereinbart. Wie viele Pfosten werden besetzt?

Bade: Wir haben grundsätzlich einen Pfosten besetzt und zusätzlich zwei freie Leute. Welcher Pfosten dann besetzt wird, ist auch vom Gegner abhängig.

torwart.de: Schalke 04 und der VfB Stuttgart haben die Position des Torwartkoordinators eingeführt. Bei euch sind auch mehrere Leute im Torwartbereich aktiv. Was wäre strukturell dein Idealbild?

Bade: Die beiden Koordinatoren kenne ich natürlich auch sehr gut. Von daher weiß ich auch, wie die Arbeit bei Ihnen aussieht. Diese neu geschaffene Position finde ich sehr gut, weil die Sichtung anderer Torhüter im Moment etwas zu kurz kommt. Man sichtet zwar permanent auf Videos und geht entsprechenden Hinweisen immer nach. Aber durch die tägliche Trainingsarbeit und die Arbeit im Verein mit den Torhütern geht das Sichten schon etwas verloren. Daher ist so eine Stelle, die den Überblick der Gesamtsituation im Verein hat aber nicht mit der täglichen Trainingsarbeit belastet ist, sehr vernünftig. Ich würde auch gerne noch mehr Spiele am Wochenende sehen, da Live-Sichtung doch immer noch etwas anderes ist. Im Moment ist so ein Posten aber bei uns noch kein Thema.

torwart.de: Zum Thema Scouting. Welche Aufgaben hast du in diesem Bereich konkret bzw. welche Erwartungen hat der Verein an dich?

Bade: Grundsätzlich läuft alles, was im Bereich Torhüter passiert, über mich. Das ist ja auch Teil meines Jobs. Wenn z.B. unseren Scouts mal ein Torhüter auffällt, werden die Informationen an mich weiter geleitet. Auch von anderen Informationsquellen gibt es immer mal wieder Hinweise. Das wird dann alles gesammelt und je nach Bedarf ausgewertet. Insgesamt denke ich, dass wir derzeit im Torwartbereich sehr gut aufgestellt sind. Mit Timo Horn haben wir wie gesagt ein Top-Talent in der U21, der unser Vertrauen hat. Und in den Jahrgängen darunter haben wir auch sehr interessante Jungs, die auch alle im DFB-Bereich sind.

torwart.de: Wie siehst du das Thema Körpergröße beim Torhüter?

Bade: Das ist für mich eigentlich kein Kriterium, wenn ich einen Torhüter beurteile. Wichtig ist für mich, ob er sich durchsetzten kann, speziell im Luftkampf.

torwart.de: Was muss denn ein kleinerer Torwart deiner Meinung nach machen, damit er sich im Luftkampf durchsetzten kann?

Bade: Es ist häufig eine Frage des Mutes. Viele kleine Torhüter haben im Kopf schon eingetrichtert, dass sie da vielleicht Nachteile haben und trauen sich dann nicht. Aber selbst ein kleiner Torhüter ist, wenn er die Hände oben hat, größer als alle anderen. Von daher hat er immer noch alle Möglichkeiten, sich die Bälle zu holen. Ansonsten muss er an denselben Dingen arbeiten wie ein größer Torhüter auch, d.h. Timing, Sprungkraft, Beinarbeit und natürlich auch körperliche Robustheit.

torwart.de: Das bedeutet für die Ausbildung im Jugendbereich, dass man den Torhütern schon früh Mut zusprechen sollte, raus zu kommen. Ganz unabhängig von der Körpergröße.

Bade: Das ist aber manchmal auch schwierig für die Jungs. Gerade in den großen Vereinen gibt es einen großen Konkurrenzkampf sowie auch ein gewisses Erfolgsdenken von Trainern oder Eltern. Wenn man dann Spiele verliert aufgrund von Torhüterfehlern, ist es auch nicht schön. Insofern gehen viele nicht so unbeschwert an die Sache ran, was natürlich etwas schade ist.

torwart.de: Wie bildest du dich weiter als Torwarttrainer? Woher holst du deinen Input?

Bade: Ich nehme eigentlich alles auf, was ich so bekommen kann: Internet, Gespräche mit Kollegen, Bücher, DVDs. Aber ähnlich wie beim Scouting kommt es im Tagesgeschäft leider häufig etwas zu kurz. Da sind wir wieder beim Thema Koordinator. Ich war froh, dass ich dieses Jahr den neuen Torwarttrainerlehrgang des DFB besuchen konnte. Da bekommt man immer wieder neue Anregungen und trifft auf Kollegen, mit denen man sich austauschen kann. Auch wenn es natürlich keine umwälzend neuen Erkenntnisse sind.

torwart.de: Findest du es gut, dass der DFB versucht, mit dieser Torwarttrainerlizenz das Berufsbild des Torwarttrainers weiter voran zu bringen?

Bade: Das Berufsbild hat sich ja schon länger etabliert. Aber ich finde es sehr begrüßenswert, dass sich der DFB da Gedanken macht und versucht eine einheitliche Struktur in die Ausbildung zu bekommen.

torwart.de: Vielleicht trägt dies auch dazu bei, den Cheftrainern diese Position bewusster zu machen und die Zusammenarbeit zu intensivieren.

Bade: Wie vorhin schon erwähnt, hat jeder Cheftrainer seinen eigenen Vorstellungen von der Zusammenarbeit. Generell gibt es aber schon noch Verbesserungspotential. Ich denke da z.B. an das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torwart. Man sieht es am Beispiel Borussia Mönchengladbach. Ich bin der Meinung, dass der Quantensprung in ihrem Spiel hauptsächlich auf ihren Torwart zurück zu führen ist. Mit diesem Torwart hinten drin können sie jetzt mannschaftstaktisch ganz anders auftreten. Wenn der Torhüter immer anspielbereit ist und die Bälle auch in den eigenen Reihen halten kann, ist es für den Gegner beispielsweise schwer, dauerhaft ein Pressing aufzubauen.

torwart.de: Stichwort mentale Stärke. Brauchen Torhüter eine spezielle Betreuung, da sie unter einem besonderen Druck stehen?

Bade: Das entscheidende für den Torwart ist, dass er im Verein Vertrauen spürt, d.h. vom Trainerstab und von der Mannschaft. Das ist das, was wir Trainer unseren Torhütern mitgeben müssen. Neben dem eigentlichen Training, in dem die Voraussetzungen geschaffen werden, dass er möglichst auf alle Situationen im Spiel vorbereitet ist. Aber wenn das Vertrauen nicht da ist, wird es für jeden schwierig.

torwart.de: Wo siehst du dich in 5-10 Jahren?

Bade: Im Moment habe ich meinen Traumjob gefunden. Es macht mir sehr viel Spaß. Auch wenn man als Torwarttrainer nicht in der totalen Verantwortung steht, hat man doch seinen Bereich, den man allein verantwortlich bearbeiten darf. Ich bin eh nicht der Typ, der zwingend immer in der Öffentlichkeit stehen muss. Von daher gefällt mir die jetzige Rolle hervorragend und von mir aus kann das noch 5 oder 10 Jahre weiter gehen.

torwart.de: Bist du eigentlich auch nervös vor den Spielen?

Bade: Selbstverständlich. Die Anspannung ist immer da. Natürlich nicht mehr so extrem wie als Spieler, aber man leidet mit seinen Jungs natürlich mit.

torwart.de: Alex, wir bedanken uns für das hochinteressante Gespräch.

Bade: Sehr gerne.

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